2024-05-10T08:19:16.237Z

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Die Meisterschaft in der A-Klasse 8 feierte Hans Bruckmeier (hinten, l.) vergangenes Jahr mit der DJK Ottenhofen.
Die Meisterschaft in der A-Klasse 8 feierte Hans Bruckmeier (hinten, l.) vergangenes Jahr mit der DJK Ottenhofen. – Foto: HERMANN WEINGARTNER

„Wird noch einmal richtig emotional“: Hans Bruckmeier beendet seine erfolgreiche Trainerlaufbahn

Letztes Spiel mit der DJK Ottenhofen

Nach 25 Jahren im Trainergeschäft und zehn Aufstiegen beendet der 73-jährige Hans Bruckmeier seine Trainerlaufbahn. Ein Rückblick auf seine Karriere.

Ottenhofen – „Ich bin bisher zehnmal aufgestiegen und will jetzt nicht absteigen“, sagt Hans Bruckmeier. Läuft alles nach Plan, wird er das auch nicht tun. Seine DJK Ottenhofen siegt gegen den SC Moosen, bleibt damit in der Kreisklasse – und alles ist in Butter. Oder vielleicht auch nicht, denn es ist Bruckmeiers letztes Spiel als Trainer. „Und das wird für mich bestimmt noch einmal richtig emotional“, sagt der 73-Jähige, und auch ein wenig Wehmut schwingt in seiner Stimme mit.

Noch aber ist es nicht so weit. Alle Augen sind nach vorne gerichtet, wenn er am Pfingstsamstag, 27. Mai, zum letzten Mal an der Seitenlinie steht. Anstoß ist um 16 Uhr. Ottenhofen braucht einen Punkt, um sicher in der Kreisklasse zu bleiben. Siegen hingegen die Liga-Konkurrenten VfB Hallbergmoos-Goldach 2 sowie der FC Forstern, und die DJK verliert, muss die Bruckmeier-Elf in die Relegation.

Dann wird’s noch nichts mit dem Fußball-Ruhestand. So weit will Bruckmeier noch nicht nach vorne schauen, vielmehr blickt er auf seine Karriere rund ums runde Leder zurück. Eine Karriere, die im Trainergeschäft erst mit 48 Jahren begann.

Hans Bruckmeier in ganz jungen Jahren.
Hans Bruckmeier in ganz jungen Jahren. – Foto: privat

Seine Leidenschaft zum Fußball hatte der kleine Hansi aber schon von Kindesbeinen an. Kein Wunder, sein Papa Hans war schließlich Torwart und hatte ihm die Liebe zum Fußball in die Wiege gelegt. Es war schon nahezu ein Privileg, auf der Meinger Wies’ zu spielen. Dort, in der Nähe des Altenerdinger Bahnhofs, traf sich die Altenerdinger Crème de la Crème des Dorffußballs.

Hans Bruckmeier: Als Jugendspieler wurde er zum Probetraining beim TSV 1860 eingeladen

Mit Dieter „Mucki“ Brenninger spielte er ebenso wie mit Willi Grimmer oder im Tor mit Sepp „Die Katze von Anzing“ Maier. „Wir kannten ja nichts anderes. Nur Fußballspielen“, erinnert sich Bruckmeier gerne zurück. Nach der Schule schnell essen, dann die Hausaufgaben erledigen, und schnurstracks ging’s auf die Meinger Wies“ – und zwar so lange, bis es dunkel wurde.

Für seinen Heimatverein, die Spielvereinigung Altenerding, schnürte er dann die Fußballschuhe – und zwar immer mit der Rückennummer 10. Bei seinem ersten Spiel kassierte er eine 1:11-Niederlage gegen den TSV Erding. „Ich war Linksaußen, und meine einzige Ballberührung hatte ich bei einem Einwurf“, erinnert er sich noch lachend. In der A-Jugend wurde dann auch der TSV 1860 auf ihn aufmerksam.

Als er gegen die Löwen-Nachwuchsmannschaft beim 7:2-Erfolg fünf Tore schoss, wurde er zum Probetraining eingeladen. Akribisch hat Bruckmeiers Mutter Anna alle Artikel aus der Zeitung ausgeschnitten und archiviert, in denen ihr Bub erwähnt wurde. Die entsprechende Passage wurde feinsäuberlich unterstrichen.

Gegen den TSV 1860 schoss Hans Bruckmeier (r.) einst beim 7:2-Sieg fünf Tore.
Gegen den TSV 1860 schoss Hans Bruckmeier (r.) einst beim 7:2-Sieg fünf Tore. – Foto: privat

Doch nicht nur als Fußballer – Bruckmeier kam bis in die damalige Bezirksliga – auch als Läufer machte er sich einen Namen. 15 bayerische Meistertitel als Mittel- und Langstreckenläufer sowie zweimal Gold bei den deutschen Meisterschaften erlief er sich. Und so rückte die Fußballbegeisterung in den Hintergrund. Das Löwen-Probetraining ließ Bruckmeier übrigens sausen und widmete sich immer mehr dem Laufsport. Später wurde er Erfolgscoach von Susie Falkenstein. Bruckmeier coachte sie zu drei Weltmeistertiteln.

Hans Bruckmeier: Der 73-Jährige blickt auf eine erfolgreiche Trainerkarriere zurück

Zu dieser Zeit war Bruckmeier schon doppelt im Einsatz. Denn 1998 kam der Anruf der SpVgg Altenerding. „Und es war halt die Verbundenheit zu meinem Heimatverein“, sagt er über sein erstes Trainerengagement im Fußballgeschäft. Der Erfolg gab ihm schnell recht. Bruckmeier führte die SpVgg von der C- in die A-Klasse. Es folgten Stationen beim SV Wörth, dem TuS Oberding und eben der DJK Ottenhofen. „Wenn ich so recht überlege, hat es mich schon immer gereizt“, sagt Bruckmeier über den Trainerjob im Allgemeinen.

Stark am Ball: Hans Bruckmeier (l.), hier im Dress der SpVgg Altenerding, war nur schwer zu stoppen.
Stark am Ball: Hans Bruckmeier (l.), hier im Dress der SpVgg Altenerding, war nur schwer zu stoppen. – Foto: Konrad Kressierer

Schon als aktiver Kicker überlegte er: „Was macht der Trainer richtig, oder was würde ich anders machen?“ Das gilt übrigens auch, wenn er als Zuschauer am Spielfeldrand steht. „Ich hinterfrage immer: Warum macht er das? Aber von außen hat man natürlich nicht dieses Hintergrundwissen“, schränkt er ein. Eine Fußball-Trainerlizenz hat Bruckmeier übrigens nie gemacht. Viel Wissen hat er sich durch das Studieren von Fachliteratur und natürlich den Beobachtungen auf dem Fußballplatz angeeignet.

Einer seiner Lieblingstrainer ist Marcello Lippi, der als Coach fünfmal italienischer Meister wurde. Mit Juventus Turin gewann Lippi zudem in der Saison 1995/96 die Champions League. Zehn Jahre später, 2006, war er der Weltmeistertrainer der italienischen Nationalmannschaft. „Die Ausarbeitung von Lippi habe ich heute noch in meinen Unterlagen“, verrät er.

Und dann ist da natürlich auch noch Sir Alex Ferguson, langjähriger Erfolgstrainer von Bruckmeiers Lieblingsklub Manchester United. Was wird wann trainiert? „Das weiß keiner so gut wie Sir Alex Ferguson“, ist Bruckmeier überzeugt. Die Periodisierung des Trainings, auf die Ferguson setzte, wendet auch Bruckmeier regelmäßig an. „Ich als Trainer bin immer angespannt wie ein Spieler. Das hat sich nie geändert“, verrät er.

Zurück zum Amateur-Fußball. Was hat sich für den Vollblut-Trainer hier geändert? Es sei oft die Einstellung, so Bruckmeier. Hinzu kämen noch das Geld und auch viel mehr gesellschaftliche Möglichkeiten. „Früher waren die jungen Leute am Thenner Weiher beim Zelten, heute fliegen sie in die Dominikanische Republik“, sagt er schmunzelnd. Und als Trainer im Amateurbereich müsse man auch lernen, damit umzugehen.

Hans Bruckmeier: „Die Generation früher war besser in Form“

Die Zeit, in der es nur Fußball gab, gehöre halt der Vergangenheit an. „Jetzt wird zweimal in der Woche trainiert, und das war’s. Die wenigsten machen sonst noch etwas. Das merkt man am Fitnesszustand. Die Generation früher war besser in Form“, meint er. Hadern will er mit dieser Entwicklung nicht. „Man muss auch als Trainer kompromissbereit sein“, erklärt Bruckmeier. Und manchmal müsse man einen Spieler im übertragenen Sinne an der Hand nehmen, ihn führen und auf den Weg bringen. Mentor sein ist für ihn ganz wichtig.

Gibt’s denn ein Erfolgsrezept für einen guten Trainer? „Gute Fachkenntnisse und eine hohe Empathiefähigkeit muss man haben“, ist er überzeugt. Und was soll ein guter Spieler neben Talent und der Begeisterung für den Fußball mitbringen? „Freude an der Bewegung, gute, soziale Kontakte und auch auf eine gute Ernährung schauen“, erklärt Bruckmeier.

Bei seinen beruflichen Stationen im Trainergeschäft war ihm immer wichtig, „mit den Leuten, die den Verein führen, auf einer Wellenlänge zu liegen. Die Zusammenarbeit muss stimmen. Und das hat immer gepasst“, freut er sich. Das war nach Altenerding auch beim SV Wörth mit Heini Hundsnurscher, beim TuS Oberding mit Tobias Huber und bei der DJK mit dem Gespann Benjamin Settles und Philipp Kugler so.

Hans Bruckmeier: Die Schattenseite seiner Trainerlaufbahn

Mit der DJK erlebte er aber auch seinen schwersten Moment im Trainergeschäft. Wenn er über den frühen Tod seines Spielers Randy Bivec spricht, schimmern immer noch Tränen in Bruckmeiers Augen. „Für mich war er der beste Innenverteidiger, den ich jemals gehabt hab’“, sagt er über das DJK-Eigengewächs, das im Juli vergangenen Jahres tödlich verunglückte. Acht Wochen zuvor hatten sie noch gemeinsam die Meisterschaft der DJK in der A-Klasse 8 und den damit verbundenen Aufstieg in die Kreisklasse gefeiert.

Welche Mannschaft würde Bruckmeier gerne trainieren? „Wenn man träumen darf, dann eindeutig Manchester United“, sagt er strahlend. Einer seiner Lieblingsspieler war George Best, der dort eine Weltkarriere hingelegt hat. Und dann ist Hans Bruckmeier natürlich auch tiefblau. Käme einmal eine Anfrage, würde er auch bei „seinen“ 60ern nicht nein sagen, so der eingefleischte Löwen-Fan.

In der Trainerrunde des FC Bayern fiel Bruckmeiers Name hingegen schon einmal. Bruckmeiers früherer Spieler Gürkan Karahan arbeitet als Talentscout beim FCB. Unter Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann gab es regelmäßige Gesprächsrunden, bei denen auch Karahan anwesend war. Und als Nagelsmann die Frage stellte: „Wer war euer bester Trainer?“, antwortete Karahan angeblich: „Der Bruckmeier Hans aus Altenerding“. „Ich weiß nicht, ob es wirklich so stimmt, aber ich will es mal glauben“, meint Bruckmeier verschmitzt.

Fakt ist aber, dass die SpVgg damals schon besondere Lauftrainings bekam. Bruckmeiers Lebensgefährtin Susie Falkenstein lief flott vorne weg, die Spieler folgten ihr schnaufend. Vor der jungen Frau wollten sie sich natürlich keine Blöße geben.

Wird der Klassenerhalt geschafft, wird es für Hans Bruckmeier wohl wieder eine Bierdusche geben.
Wird der Klassenerhalt geschafft, wird es für Hans Bruckmeier wohl wieder eine Bierdusche geben. – Foto: HERMANN WEINGARTNER

Läuft nun alles nach Plan, ist es am Pfingstsamstag also Bruckmeiers letztes Spiel. Es gibt Epochen, die beginnen und enden. „Ich war immer sehr gerne Trainer“, sagt der 73-Jährige. Vorsichtshalber schiebt er aber grinsend eine Einschränkung hinterher: „Was ist schon sicher?“

Aufrufe: 024.5.2023, 07:50 Uhr
Daniela OldachAutor