2024-04-29T14:34:45.518Z

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„5000 Der Mann für das „Spiel der Woche“ Schlitzohr an der Tischtennisplatte
„5000 Der Mann für das „Spiel der Woche“ Schlitzohr an der Tischtennisplatte – Foto: Günter Herkner

Eicke Lenz (†78): Der größte Freund des Erdinger Amateurfußballs

Nachruf

Eicke Lenz war auf allen Plätzen im Kreis zuhause – als Spieler, Schiri und Reporter. Jetzt ist er völlig unerwartet verstorben. Wir verabschieden uns von einem Fußballfreund und lieben Kollegen.

Erding – Es war exakt 21.28 Uhr, als Eicke Lenz ein letztes Mal seine Tochter Silja anrief. Er sei in den vergangenen zwei Monaten 3003 Kilometer geradelt, berichtete er stolz. „Nicht schlecht für mich als Mensch mittleren Alters.“ So bezeichnete er sich gern. Seine 78 Jahre sah man ihm wirklich nicht an. Deshalb konnten auch wir die Nachricht nicht fassen, dass Eicke Lenz in jener Nacht verstorben ist.

Er ist im Bett eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Viel zu früh – das finden nicht nur seine Frau Angelika, seine Tochter Silja und seine Schwiegertochter Marie. Viel zu früh – würde auch er selbst sagen, „denn seine Mutter wurde 101 Jahre alt, und das wollte er auch“, erzählt Silja Lenz, die schon wenige Stunden nach dem Tod die Redaktion benachrichtigte. „Das hätte meinen Vater gefreut, damit seine offenen Termine vergeben werden können.“

Zwei Tage vor seinem Tod hatte die Redaktion mit ihm telefoniert. „Heute ist das Relegationsspiel in Walpertskirchen – willst du für uns berichten?“ Natürlich wollte er. Der vermutlich größte Freund des lokalen Amateurfußballs ließ sich nie ein Spiel entgehen, schon gar nicht das „Spiel der Woche“, für das er immer unsere Wunsch-Besetzung war. Denn der Mann hatte wirklich Ahnung von Fußball, denn der war sein Leben.

1944 als jüngstes von sechs Kindern in Freising geboren, zog er als Student (Betriebswirtschaft) nach Siegen, wo „der Bayer“ (so nannten sie ihn dort, obwohl er daheim nie Dialekt sprach) als Torjäger Furore machte und deshalb auch ein paar Mark zugesteckt bekam. „Und weil ich deshalb ein schlechtes Gewissen hatte, habe ich noch das Torwarttraining gemacht“, erzählte er mal. Sein Schützling damals: Peter Endrulat, später Torwart beim historischen 0:12 von Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach.

In der Saison 1983/84 verpflichtete ihn der FC Eitting als Trainer. „Ich glaube, es war seine erste und letzte Trainerstation, da wir mit ihm damals als Neuling von der Bezirksliga gleich wieder abgestiegen sind“, erinnert sich der langjährige Vorsitzende Fred Neudecker. Die Verbindung zwischen dem FCE und Eicke Lenz ist nie abgerissen – ganz im Gegenteil. Sie wurde immer enger (siehe Kasten).

Das gilt auch für die BSG Taufkirchen oder den FC Forstern, dem er sogar sein Autorenkürzel widmete. Wo „fcf“ draufstand, war Eicke Lenz drin. In Forsterns AH hatte er seine eigene Fußballkarriere – mit der Moosinninger Landesliga-Zeit als Höhepunkt – beendet. Passend auch, dass Forstern sinnbildlich steht für den Erfolg des Frauenfußballs, den Eicke Lenz schon mit großem Interesse begleitete, als dieser überall noch Randnotiz war.

Er begleitete seine Tochter Silja zu jedem Auswärtsspiel in der Landesliga, flog mit ihr in die Türkei, wo sie an der Uni-Weltmeisterschaft teilnahm. Die Frauen-WM in China erlebte er vor Ort – und vor wenigen Wochen den sensationellen Aufstieg der Forsterner U17-Juniorinnen in die Bundesliga. Spätnachts kam er heim, wenige Stunden später hatten wir schon den Artikel vorliegen – und sehr viele Bilder. Einer seiner Lieblingssprüche: „Ich habe 5000 Fotos – und das war nur die erste Halbzeit.“

Stundenlang konnte er mit Gleichgesinnten über Fußball reden – aber nicht nur darüber. Der Mann, der familiäre Wurzeln auf Madeira hatte, sprach portugiesisch, er besuchte Kunstausstellungen von Freunden, und er war fast täglich beim Eittinger Brauereichef Christoph Vincenti, dem er nach dessen Schlaganfall mit regelmäßigen Spaziergängen wieder auf die Beine half.

„Tägliches Training“, nannte dies Eicke Lenz, der selbst ein Muster an Disziplin war. „Es muss nicht viel sein, aber regelmäßig“, das war sein Credo. So wollte er auch im Alter fit bleiben. Während der Pandemie fing er mit dem Radfahren an. Täglich saß er nun auf dem Sattel. Bei Wind und Wetter. 3000 Kilometer in zwei Monaten, wie oben erwähnt – 3003 Kilometer, um genau zu sein. „Die drei Kilometer waren ihm wichtig“, sagt Silja Lenz. „Er war schon stolz darauf, dass er sein selbst gesetztes Ziel immer noch ein wenig übertrumpfte. Er war halt Sportler durch und durch.“

Ein sehr guter Fußballer, obwohl er schon als Kind bei einem Radlunfall den großen Zeh am rechten Fuß verlor. Aber auch ein schlitzohriger Tischtennisspieler, dessen angeschnittene Bälle für den Gegner zum Mysterium wurden, und ein Antreiber selbst bei familiären Radlausflügen. „Natürlich gönnte er uns Pausen, aber irgendwann schaute er dann nervös auf seine Uhr. ,Jetzt müssen wir weiter, denn sonst macht ihr mir meine Durchschnittszeit kaputt.’“ Vielleicht hat’s ihm aber auch nur pressiert, weil schon das nächste Fußballspiel auf ihn wartete. Wir werden unseren Kollegen vermissen, alle Fußballer im Landkreis werden sich fragen, wo denn der bärtige Schlaks mit der Kamera und dem trockenen Humor bleibt. Er wird uns fehlen –aber unvergessen bleiben.

Eicke Lenz wird im Friedhof in der Itzlinger Straße seine letzte Ruhe finden. Der Termin für die Beerdigung steht noch nicht fest,

Reaktionen zum Tode von Eicke Lenz: „Ich bin immer noch von seinem Tod schockiert und kann es eigentlich gar nicht fassen. Für mich war Eicke eine herausragende Persönlichkeit, ein Mensch, wie man ihn kaum ein zweites Mal findet. Ich schätze mich glücklich, ihn persönlich gekannt zu haben.“ Knut Friedrich, Obmann der Schiedsrichtergruppe Erding. Eicke Lenz war 61 Jahre als Schiedsrichter aktiv.

„Eicke war dem FC Eitting sehr verbunden. Bei der Mitgliederversammlung 2007 wurde er zum Pressewart gewählt. Diesen Funktionärsposten füllte er bis zuletzt zuverlässig für unseren Verein aus. Tolle Beiträge lieferte er dabei immer über unsere Vereinsjubiläen. Bei unseren Vereinsveranstaltungen war er immer ein gern gesehenes Mitglied, der viele Unterhaltungen und Augenblicke fotografisch festhielt. Bei unserer Festschrift zum 100-jährigen Vereinsjubiläum lieferte er den größten Teil der Textbeiträge. Mit Eicke verlieren wir einen feinen Sportsmann und Weggefährten.“ Fred Neudecker, langjähriger Vorsitzender des FC Eitting.

„Ich habe vor langer Zeit Eicke als großartigen Menschen kennen gelernt – immer menschlich souverän und ein absoluter Fußballfachmann. Er war der BSG immer wohlgesonnen und hat mit seinen Berichten und Fotos unseren Verein im Landkreis gut vertreten. Er war bei uns im Verein ein gern gesehener Gast. Eicke, danke für alles.“ Ferdinand Schediwy, langjähriger Fußballchef der BSG Taufkirchen.

„Noch beim letzten Heimspiel unserer Ersten Frauenmannschaft machte Eicke die Fotos und hielt die wichtigsten Szenen auf seinem Notizzettel fest. Eicke Lenz trug dazu bei, den Damenfußball zu fördern und über die Landesgrenzen hinweg bekannt zu machen. Selbst war er seit 1981 Mitglied im Verein und spielte einige Zeit aktiv in der AH des FC Forstern. Sein Engagement und seine Leidenschaft für den Fußball waren für den Verein und uns eine große Bereicherung. Sein Verlust wird schmerzlich spürbar sein.“ Luky Lukschanderl, Sportlicher Leiter des FC Forstern – Frauenfußball.

Aufrufe: 09.6.2023, 08:00 Uhr
Dieter PriglmeirAutor