2024-04-29T14:34:45.518Z

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Sportgeflüster von Dieter Priglmeir
Sportgeflüster von Dieter Priglmeir – Foto: hep

Erdinger Spielerpasskontrollen und ihre Tücken

DAS SPORTGEFLÜSTER

Schon mal unter falschem Namen gespielt? Wir nehmen hier Abschied vom Spielerpass aus Papier.

Liebe Fußballer, jetzt müsst Ihr stark sein. Am 1. Juli 2023 geht eine Ära zu Ende. „Nach über 70 Jahren schickt der Bayerische Fußball-Verband den Spielerpass aus Papier in Rente.“ Das meldete jüngst der BFV, und wir fragen uns: Werden wir ihn vermissen? Klar und zwar so sehr wie den Jodelmeter, den Bierwärmer, das Nylonhemd, die Laufmaschen-Hebemaschine, den Mett-Igel und was halt sonst noch in den frühen 1950ern erfunden wurde.

Vorbei also die Zeiten, in denen man ewig in allen Schränken nach dem alten Din-A6-Papier sucht, das belegt: Ja, Sepp Wrdlbrmpfd (Name geringfügig geändert) darf beim TuS Oberding spielen. Er war zwar schon seit sechs Jahren nicht mehr im Einsatz, aber jetzt hilft der Gute halt in der Zweiten aus. Wir hören Franz Humpl und alle anderen Betreuer und Passbeauftragten bis hierher stöhnen ob der nervigen Sucherei und dem Stöbern in immer dicker werdenden Ordner mit vermeintlichen Karteileichen, die dann doch wieder ein Comeback feiern. Heutzutage sind alle Spieler elektronisch erfasst. Nix mehr suchen. Kurzum auf gut bairisch gesagt: „Der is guad weida, der Spielerpass.“

Vermissen werden wir aber die gute alte Passkontrolle und ihre Geschichten dahinter. Wenn der Schiedsrichter die Namen aufrief, und Huber, Maier, Müller mit einem akkuraten „Hier!“ antworteten. Kam nur ein müdes „Joo“ oder ein lässiges „I glaab, des bin i“, schaute der Referee den Mann prüfend und lange an, denn der Kamerad wird ihm wohl im Spiel Ärger machen. Mindestens aber hat er sein Trikot nicht ordnungsgemäß in der Hose. So war’s zumindest in den 1970ern.

Ein bisserl aufregend war die Kontrolle immer, vor allem wenn ein Spieler auf den falschen Pass gespielt hat. Dazu muss man wissen, dass es früher schon mal sechs, sieben Wochen dauerte, bis ein Passantrag beim BFV bearbeitet war. Also halfen sich die Trainer in der Zwischenzeit mit – sagen wir mal – Ersatzdokumenten aus von mehr oder weniger ähnlich sehenden Spielern. Selbst BFV-Legende Alfred Fackler hat das mal bei einem AH-Spiel getan. Das hat er selbst erzählt. Wir wissen nicht mehr auf welchen Namen. Sagen wir mal auf „Huber“. Jedenfalls soll es dann zu folgender Szene gekommen sein, als der Schiri die Kontrolle machte. „Maier?“ – „Hier!“ – „Müller?“ – „Hier!“ – „Huber?“ „Hier!“ Der Schiri sah kurz auf. „Habe die Ehre Fackler!“, um dann einfach fortzufahren. „Schmid?“ „Hier!“....

Na ja, da kann man schon mal die Übersicht verlieren, zumal es den Schiedsrichtern auch nicht immer leicht gemacht wird, wie Sebastian Held erzählt. Vor einem Spiel in Taufkirchen stellten ihm die Aspis-Bosse einen Schuhkarton mit Pässen in die Kabine mit den Worten: „Schiri, such dir einfach 15 Pässe raus von denen, die heute spielen.“ Die Gesichtskontrolle sei danach auch noch schwer gewesen, weil der Schiedsrichter eine Woche zuvor einige Passbilder durchgestrichen hatte.

Manchmal ging eine Passkontrolle auch in die Verlängerung, wie der viel zu früh verstorbene Rudi Simbeck mal erzählte. Der Eichenrieder war damals Spielleiter der U19- Bezirksoberliga und hatte nach einer Roten Karte den Spielerpass zugeschickt bekommen. „Der kam damals mit der Folie. Und als ich den Pass rausnahm, waren da drei verschiedene Fotos“, erinnerte sich Simbeck. Die Schlussfolgerung: „Der Pass ist von drei Spielern benutzt worden.“ Klingt nachhaltig, ist aber einfach nur Betrug.

Schließen wollen wir mit der vielleicht entspanntesten Passkontrolle aller Zeiten, von der uns Andi Heilmaier erzählte. Er war damals A-Jugend-Trainer in Altenerding. Ein Spieler hatte nach einer Feier-Nacht das Spiel verpennt. „Also haben wir ihn aus dem Bett geholt.“ Der junge Mann war dann doch fast rechtzeitig erschienen und auch umgezogen, als der Schiri in die Kabine kam. Dann war Passkontrolle. Sein Name wurde aufgerufen. Und? Kein „Hier“, kein „Jo“, nichts Lässiges. Der gute Kerl war während der Kontrolle einfach wieder eingeschlafen. In diesem Sinne: Lassen wir den guten alten Spielerpass in Frieden ruhen!

Aufrufe: 010.6.2023, 11:00 Uhr
Dieter PriglmeirAutor