2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Brennpunkt Orange

Wenn der Verein in (Schiedsrichter-)Not ist...

In einer Porträt-Serie stellt der Thüringer Fußball-Verband durch Hartmut Gerlach die Unparteiischen der Thüringenliga vor. Diesmal: André Blank vom SV Borsch 1925.

Wenn Vereine kurz davor sind, wegen des nicht erfüllten Schiedsrichtersolls eine Geldstrafe zu kassieren oder vielleicht sogar Punkte zu verlieren, dann werden verstärkt Gespräche geführt...

PORTRÄT von Hartmut Gerlach // TFV

Beim SV Borsch 1925 war das so wie bei den meisten Vereinen - das kennt der Verfasser aus der eigenen Sportgemeinschaft – um potenzielle Anwärter zu finden. Andre Blank (23) erinnert sich: „Ich habe damals noch Fußball bei den B-Junioren gespielt und nach dem Training haben der Vereinsvorsitzende und noch aktive Schiedsrichter mit mir und zwei weiteren Spielern gesprochen, um uns für das Ehrenamt Unparteiischer ‚aufzuschließen’. Natürlich gab es Bedenkzeit und zuhause hat mich mein Vater, der selbst einmal aktiver Kicker war, darin bestärkt, es doch einmal zu versuchen, hinein zu schnuppern und Erfahrungen zu sammeln. Da noch ein Mannschaftskamerad mit dabei war, habe ich mich 2016 der Schiedsrichterprüfung gestellt.“

Die hat der angehende Gymnasiallehrer für Sport und Biologie, der jetzt an der Friedrich-Schiller-Universität im 9. Semester studiert, sofort bestanden. Zunächst hat er beides getan – Fußball gespielt und geschiedst. Und das sogar zwei Jahre als Aktiver für seinen Heimatverein in der Landesklasse. Doch als es in Richtung Kreisoberliga ging, hat er die Schuhe an den berühmten Nagel gehängt. „Es war eine richtige Entscheidung, denn beides ging nicht“, ist er auch heute noch davon überzeugt, den Fokus auf das Pfeifen zu legen. Der Verein, der ihm auch weiter jegliche Hilfe zuteil werden lässt, hat es akzeptiert, denn er ist sicherlich froh, mit Andre Blank ein solches Schiedsrichtertalent zu haben.

Denn das er dies ist, hat sich im raschen, jährlichen Aufstieg vom Nachwuchs im Kreis 2016/17 bis in die Landesklasse (2020/21) und schließlich in die Thüringenliga (2022/23), verbunden mit der Assistenz in der A-Junioren-Bundesliga, gezeigt. Die Begegnung FSV Martinroda gegen den FSV 1996 Preußen Bad Langensalza war die erste im TFV-Oberhaus, die er am 10.09.22 leiten durfte. Doch das soll natürlich längst nicht das Ende der Karriere sein. Sein Ziel ist klar und er redet auch nicht „drumherum“: „Ich möchte am Ende dieser Saison den Aufstieg in die Oberliga schaffen. Das ist meine Priorität. Ich schaue aber nicht zu weit in die Zukunft, auch wenn ich hoffe, dass die Reise da noch nicht zu Ende ist.“ Er wolle immer an sich selbst arbeiten, sich persönlich weiterentwickeln und nicht auf dem Bestehenden ausruhen, fügt er hinzu.

Sicher keine leichte Aufgabe, denn im Studium warten auf ihn zahlreiche Prüfungen. Er befinde sich gerade im Endspurt, sagt er.

Wenn er den Sprung in die Höherklassigkeit schaffen will, braucht er natürlich, das haben alle seine Kollegen, die in der 3. Liga sowie der Regional – und Oberliga pfeifen und mit denen wir gesprochen haben, betont, neben der Leistung natürlich Glück und Leute, die ihn unterstützen. Daran hat es bislang nicht gemangelt. Er nennt Sandy Hoffmann, als Leiter der Fördergruppe „Rennsteiger“, der ein Ratgeber und Freund sei und der für alles offen sei, genauso wie die Coaches Chris Rauschenberg in der Zeit im Kreis, Patrick Hofmann, den leider schon verstorbenen Karl-Heinz Gläser und nun Burkhard Pleßke. „Alle haben mich in ihrer Art und Weise in meiner Entwicklung vorangebracht. Ich hoffe, dass sie mich, wie der gesamte Verbandsschiedsrichterausschuss, auch noch weiter untersützen.“

Im Spiel zwischen Nordhausen und Wismut Gera am 12. November zeigte André Blank zwei Mal Rot.
Im Spiel zwischen Nordhausen und Wismut Gera am 12. November zeigte André Blank zwei Mal Rot. – Foto: Sebastian Harbke

Vertrauen kann Andre Blank ebenso auf die Hilfe seiner Familie. Mit dem Vater wertet er schon mal ein Spiel aus und auch die Freundin, mit der er schon länger zusammen ist, unterstützt ihn und hat viel Verständnis für sein Freizeitamt.

Aber in erster Linie zählt, da hilft auch Fortuna nicht, natürlich die eigene Leistung auf dem Platz. Hier muss man seine Stärken einbringen. Die beschreibt der junge Mann aus der Rhön so: „Auch aufgrund meiner eigenen Erfahrungen habe ich ein gutes Fußballverständnis, kann Zweikämpfe gut beurteilen und Situationen antizipieren. Man könnte es auch als Baugefühl bezeichnen. Ich verfüge über die ausreichende Fitness und Athletik, bin aber auch konsequent, wenn es darum geht, Grenzen aufzuzeigen.“

Mit dem aufwändigen Ehrenamt als Schiedsrichter ist es für den angehenden Lehrer längst nicht getan. Im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Westthüringen gehört er dem Schiedsrichterausschuss unter Martin Falk, der auch auf unserer Vorstellungsliste steht, an und ist hier als stellvertretender Leiter der Kreis-Fördergruppe tätig.

Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, wo er in der Einsatzabteilung tätig ist, übt Blank einen weiteren ehrenamtlichen Job aus. Hier versucht er, alle Weiterbildungen wahrzunehmen.

Dass es da wie bei vielen anderen seiner Schiedsrichterkollegen mit der Freizeit „eng“ wird, ist klar. Wenn es für den Wahl-Jenaer doch mal Muße gibt, dann nutzt er die gern zum Sporttreiben jeglicher Art.

Wer wie einst der SV 1925 in Schiedsrichternöten ist, der kann doch mal nachfragen, mit welchen Argumenten man junge Leute dazu gewinnt, Unparteiischer zu werden … .

Aufrufe: 02.1.2024, 11:00 Uhr
Hartmut Gerlach // TFVAutor