2024-05-22T11:15:19.621Z

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Niklas Fensky ist zum FC Wegberg-Beeck zurückgekehrt.
Niklas Fensky ist zum FC Wegberg-Beeck zurückgekehrt. – Foto: Max Media Solutions

Wegberg-Beeck: „Verlorener Sohn“ blüht in FC-Familie wieder auf

Niklas Fensky, einst Beecks talentiertester Jugendspieler und im Januar nach Stationen in Wuppertal und Lippstadt zurückgekehrt, blickt auf schwierige zweieinhalb Jahre zurück. Nun möchte er wieder sesshaft werden.

Vor wenigen Wochen, beim Sponsorenabend des FC Wegberg-Beeck im Stadionzelt, fragte Moderatorin Lisa Tellers Winterzugang Niklas Fensky, ob er sich damit anfreunden könne, als „verlorener Sohn“ bezeichnet zu werden. „Ja, das kann man so sagen“, lautete die Antwort des 20-Jährigen.

Denn immerhin sechs Jahre schnürte der gebürtige Dremmener, der nun auch wieder im Elternhaus wohnt, zu Jugendzeiten die Schuhe für Beeck – bis zu seinem letzten A-Jugendjahr, das 2020/21 anstand. In Beeck war er da zugleich auch schon fest für den Kader der damaligen Regionalliga-Mannschaft vorgesehen. So etwas gibt es in Beeck nicht gerade häufig und zeigt, welche Wertschätzung Fensky, der am liebsten auf der Acht spielt, beim FC genoss. „Niklas ist ein richtig guter Junge, den wir daher sehr gerne gehalten und früh an die Erste Mannschaft herangeführt hätten“, bestätigt Beecks Sportlicher Leiter Friedel Henßen.

Fensky entschied sich dann aber anders, wechselte für sein letztes Jugendjahr zum Wuppertaler SV. „Dort konnte ich schließlich in der A-Jugend-Bundesliga spielen, das war natürlich ein Traum für mich“, sagt er. Wegen Corona wurde die Saison dort aber früh abgebrochen, Fensky kam im Bundesliga-Team daher zwangsläufig nur auf vier Einsätze. „Danach habe ich dann aber schon bei der Ersten Mannschaft mittrainiert“, erzählt er. Folglich sei im Sommer 2021 die Entscheidung für ihn recht leicht gewesen, beim WSV, einem Spitzenteam der Regionalliga, auch den Sprung in den Seniorenfußball zu wagen – trotz der hochkarätigen Konkurrenz in diesem ausgesprochenen „Männerteam“. Zum Zuge kam Fensky dort aber nur dreimal als Einwechselspieler – in der Rückrunde gar nicht mehr.

Da sein Vertrag beim WSV auch nicht verlängert wurde, stand Fensky im Sommer 2022 vor einer Neuorientierung. Nach Beeck zurück wollte er da noch nicht – auch wenn der Kontakt zum FC nie abgerissen war. Anfang Juni kam dann die Anfrage von Regionalligist SV Lippstadt. „Dann ging alles sehr schnell“, sagt Fensky. Er unterschrieb – und dann gingen die Probleme los.

So habe sich wegen des Zeitdrucks (schon kurz darauf nahm der SV die Sommervorbereitung auf) die Wohnungssuche sehr schwierig gestaltet. „Zunächst habe ich in Hotels gewohnt, aber das konnte sich der Verein auf Dauer natürlich nicht leisten. Dann habe ich einige Male bei einem Mannschaftskameraden übernachtet – und schließlich einige Male auch im Keller des Präsidenten“, erzählt Fensky. Bis er schließlich fündig wurde und eine 28-Quadratmeter-Wohnung bezog.

„Die Umstellung war für mich schon groß. Zum ersten Mal lebte ich alleine, denn nach Wuppertal war ich immer von Dremmen aus gefahren. Das ging angesichts der 200-Kilometerdistanz nach Lippstadt natürlich nicht mehr“, sagt Fensky. Dazu seien private Probleme gekommen – und noch etwas: „Ich habe als Nebenjob auf dem Bau angefangen. Das war körperlich anstrengend – und von dort ging es direkt zum Training. Darunter litt natürlich die Leistung.“ Und während sich mit Max Fischer ein anderer Junior (der spielte in der vergangenen Saison übrigens für Beeck) in Lippstadt allmählich einen Stammplatz erkämpfte, blieb Fensky zumeist nur die Zuschauerrolle. Drei Kurzeinsätze in der Hinrunde: Das war es. Daher sei schleichend auch der Spaß am Fußball geringer geworden. „Der hat in Lippstadt sicherlich gelitten, war nicht mehr so da wie zuvor. Aufwand und Ertrag passten dort einfach nicht zusammen.“

Folglich setzte er sich Ende des Jahres mitseiner Familie und seinem Berater, dem Erkelenzer Daniel Leuker, zusammen und überlegte, wie es weitergehen solle. „Dann sind wir mit dem Wunsch einer Vertragsauflösung an Lippstadt herangetreten – dem hat der SV zugestimmt. Und da ich auch meine Wohnung kurzfristig kündigen konnte und ebenso meinen neuen Zweitjob in einem Drogeriemarkt, stand der Rückkehr in die Heimat nichts mehr im Wege.“

Was fußballerisch eben eine Rückkehr nach Beeck bedeutete. „Klar ist es hier nicht so professionell wie in Wuppertal oder Lippstadt, wo tagsüber trainiert wird. Dafür geht es in Beeck familiär zu, fühle ich mich richtig wohl. Das haben die ersten fünf Wochen schon gezeigt. Hier habe ich die Lust am Fußball zurückgewonnen – so viel kann ich schon sagen. Und die Mannschaft ist einfach top“, sagt Fensky.

Der schleppt freilich eine gewaltige Hypothek mit sich rum: Quasi seit zweieinviertel Jahren, seit dem Corona-Abbruch der A-Junioren-Bundesliga im Oktober 2020, fehlt ihm praktisch die Spielpraxis – und die ist bekanntlich durch nichts zu ersetzen. „Die mangelnde Praxis merkt man ihm schon noch an“, erklärt sein Trainer Mark Zeh. „Das ist richtig. Umso mehr hoffe ich nun auch in der Meisterschaft auf viele Einsätze, um wieder in den echten Wettkampfmodus zu kommen. Ich denke, alles Weitere wird sich dann schon finden“, merkt Fensky selbst dazu an. Zunächst einmal aber dürfte Julio Torrens nach seiner guten Hinrunde auf Fenskys Position die Nase vorn haben, wenn es am 5. März bei Viktoria Arnoldsweiler wieder ernst wird.

Dass langjährige Beecker Beobachter sagen, dass ihm (noch) die Frechheit abgehe, die sein Spiel beim FC bis 2020 ausgemacht habe, kann Fensky verstehen: „Dafür braucht man einfach auch das nötige Selbstvertrauen. Das kann ich mir aber nur durch Spiele holen.“ Sehr froh sei er daher schon mal, dass er in den ersten beiden Testspielen jeweils in der Anfangsformation stand. „Und mit einem Assist fing es auch ganz gut an.“ Um zudem körperlich zuzulegen, legt er regelmäßige Zusatzschichten in einem Fitnessstudio ein.

Dass Beecks Hauptsponsor und Geschäftsführer Werner Tellers Wert darauf legte, dass Fensky nicht nur bis diesen Sommer unterschrieb, sondern bis Juni 2024, sei für ihn völlig in Ordnung, versichert der 20-Jährige. „Das war auch ganz in meinem Sinn. Ich möchte hier erst mal wieder sesshaft werden.“

Den Traum vom Profifußball hat er zwar noch nicht ganz begraben, doch ab sofort verfolgt er auch einen Plan B. Das heißt für ihn konkret, dass er im Oktober ein Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln aufnehmen möchte. „Doch dafür muss ich erst mal den umfangreichen Aufnahmetest bestehen. Der steht Ende Mai an.“

Aufrufe: 024.2.2023, 17:30 Uhr
Mario EmondsAutor