2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Andreas Macelski.
Andreas Macelski. – Foto: Siegfried Lörz

Was macht eigentlich Andreas Macelski?

Landesliga Rhein-Neckar +++ Der ehemalige Trainer des TSV Kürnbach im Interview

Im Sommer verabschiedete sich Andreas Macelski mit dem größtmöglichen Erfolg aus Kürnbach. Der 40-Jährige sicherte als routinierte Spielertrainer über die Relegation die Landesliga mit dem TSV – ein nicht hoch genug zu bewertender Erfolg. Mittlerweile arbeitet Macelski seit einem knappen halben Jahr in der Schweiz, hat die sportliche Entwicklung bei seinem Ex-Verein aber gut im Blick und hält nach wie vor Kontakt zu vielen Leuten rund um Kürnbach. Wir haben mit ihm gesprochen.

Herr Macelski, wie geht es Ihnen?

Andreas Macelski: Gut, Danke der Nachfrage. Ich habe mich in der Schweiz akklimatisiert, wobei es am Anfang nicht ganz so einfach gewesen ist. Aber nicht wegen dem Geschäftlichen. Meine Familie und mein soziales Umfeld mit dem großen Thema Fußball sind natürlich ein wichtiger Aspekt dabei. Daran, dass das erstmal weggefallen ist, hatte ich schon ein bisschen zu knappen, weil ich es mir einfacher vorgestellt habe. Mittlerweile habe ich dahingehend aber Routine.

Sie haben sicher aufmerksam die Vorrunde Ihres alten Vereins verfolgt. Wie sehr haben Sie mitgelitten?

Erstmal habe ich fast bis in den Oktober hinein gebraucht, um die vergangenen Saison zu verarbeiten und alles ausgiebig Revue passieren zu lassen. Den TSV habe ich aber selbstverständlich intensiv verfolgt und muss sagen, dass ich es wirklich sehr schade finde zu sehen, wie die Jungs ohne Punkt dastehen. Die Mannschaft ist definitiv besser als das nackte Ergebnis.

In dieser starken Liga ist es natürlich schwierig wenn neben den Abgängen weitere Säulen wie Fesenbeck, Schnabel oder Zieger wegbrechen. Ich bin immer optimistisch, aber ich glaube, dass allen klar ist wie schwer der Klassenerhalt zu realisieren ist. Ich würde mir einfach wünschen, dass der Verein noch ein paar Siege einfährt und sich für den großen Aufwand, den er betreibt, belohnt. Der TSV wird das alles auffangen, Verein und Team sind so sehr gefestigt, sie werden auch eine Klasse tiefer richtig gute Arbeit abliefern.

Haben Sie auch vor Ort das ein oder andere Kürnbacher Spiel anschauen können?

Zweimal bin ich vor Ort gewesen. Einmal gegen Bammental, als die Jungs in der letzten Sekunde den bitteren Gegentreffer zur 0:1-Niederlage hinnehmen mussten und einmal gegen St.Leon, als sie 1:2 verloren haben. Beide Male haben sie sehr ordentlich gespielt. Ich habe damals gedacht, dass sie mit dieser Einstellung in der Vorrunde noch ein paar Punkte hätten holen können, was aber leider nicht der Fall gewesen ist.

Stehen Sie noch im Kontakt mit Leuten vom Verein?

Ja, mit einigen sogar. Auch mit Marc Zengerle und Silas Schnabel, die im Sommer gewechselt sind, tausche ich mich regelmäßig aus. Außerdem natürlich mit Armin Bauer, mit ich über viele Themen rund um den Fußball philosophiere. Vor kurzem haben wir sogar ein kleines Tennisturnier zu acht in Schweigern veranstaltet.

Jetzt wollen wir aber wissen wer gewonnen hat?

Daniel Schlagentweith hat gewonnen. Es lag aber hauptsächlich an seiner Ausrüstung, ich dachte, dass ich gegen Rafael Nadal antreten würde (lacht).

Und wie haben Sie selbst abgeschnitten?

Sagen wir es mal so: Ich bin im gesicherten Mittelfeld gelandet.

Was raten Sie dem TSV mit Blick auf die zweite Saisonhälfte, in der es sportlich um nicht mehr allzu viel geht?

Zusammengefasst würde ich sagen, man muss realistisch bleiben und sollte die Stärken mit Bezug zum aktuell verfügbaren Kader bewerten. Dennoch gilt es optimistisch zu sein, mit null Punkten auf der Habenseite gibt es im Umkehrschluss nichts mehr zu verlieren. Das kann eine optimale Voraussetzung sein, um die eine oder andere Topmannschaft in der Rückrunde zu ärgern.

Wenn die Jungs Spiel für Spiel mit der Überzeugung bestreiten eine Kompaktheit und die Grundtugenden des TSV auf den Platz zu bekommen, ist vieles gewonnen. Natürlich wissen alle wie hart es in dieser Liga ist. Darüber sollte man sich aber nicht zu viele Gedanken machen, sondern sich rein auf den Fußball konzentrieren.

Wie sehr fehlt Ihnen selbst der Fußball? Juckt es ab und an noch in den Füßen?

Ich habe über die Sommermonate versucht fitzubleiben, bin viel Joggen gegangen und habe Krafttraining gemacht. Aber nach rund zwei Wochen habe ich gemerkt, wie sehr mir der Fußball fehlt. Da ich in Zug wohne, rund 25 Minuten von Zürich entfernt, habe ich häufig bei Trainings vom FC Zürich und den Grashoppers Zürich vorbeigeschaut. Auch bei Zug, das höherklassig spielt, schaue nach Feierabend auf meinen Spaziergangsrouten gerne beim Trainingsbetrieb zu.

Mittlerweile spiele ich montags in einer Privatmannschaft, bei der viele ehemalige und aktive Fußballer dabei sind. Wenn ich ein, zweimal im Monat nach Hause komme, spiele ich gerne bei den Flehinger Sonntagskickern mit. Da kann ich quasi zu Fuß hingehen.

Wie sieht die nahe berufliche Zukunft aus? Bleiben Sie dauerhaft in der Schweiz?

In diesem Bereich bekommt man immer Drei-Jahres-Verträge. Gespräche darüber, wie es weitergeht, werden in der Regel nach zweieinhalb Jahren geführt. Aber egal, ob ich nach drei, vier oder fünf Jahren zurückkehre, ich werde irgendwann wieder auf der Trainerbühne auftauchen. Dafür hat es mir auf meinen bisherigen Stationen zu viel Spaß gemacht, sei es als spielender Co-Trainer beim 1.FC Bruchsal, oder als Trainer in Münzesheim und eben in Kürnbach. Meine Frau hat auch schon gemerkt, wie sehr mir der Fußball fehlt, also mangelt es auch nicht an der Unterstützung von zuhause aus (lacht).

Zum Abschluss: Wie sehen Sie die Lage rund um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft?

Ich denke, dass die WM zum richtigen Zeitpunkt ein Denkzettel gewesen ist. Sich nur auf den Fußball zu konzentrieren, war für viele andere Mannschaften sehr erfolgreich. Das würde ich mir in erster Linie auch für uns wünschen. Ich glaube, dass nun ein Generationenwechsel stattfinden muss, um mit hungrigen Spielern da rauszukommen.

Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass der deutsche Fußball nach wie vor einer der Besten ist.

Aufrufe: 029.12.2022, 12:30 Uhr
red.Autor