2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Voll bei der Sache: Abräumer, Antreiber, Torschütze, Stimmungskanone Peter Söllner (Mitte) von der Spielgemeinschaft Gaißach-Wackersberg.
Voll bei der Sache: Abräumer, Antreiber, Torschütze, Stimmungskanone Peter Söllner (Mitte) von der Spielgemeinschaft Gaißach-Wackersberg. – Foto: Hans Demmel

„War anfangs total dagegen“: Gaißach und Wackersberg halten zusammen – und kämpfen um den Aufstieg

Peter Söllner über die Spielgemeinschaft

Seit eineinhalb Jahren bilden Gaißach und Wackersberg eine Spielgemeinschaft. Nach anfänglicher Skepsis ist nun der Aufstieg in die Kreisliga drinnen.

Gaißach/Wackersberg – Es war nicht für alle Betroffenen eine „Liebesheirat“, als sich die Fußballer des SC Gaißach und des SV Wackersberg-Arzbach vor über eineinhalb Jahren zu einer Spielgemeinschaft vereinten. Über mehrere Jahrzehnte zählte das Aufeinandertreffen der Traditionsvereine zu den Höhepunkten im Terminkalender. Das Derby elektrisierte Spieler, Funktionäre und Zuschauer gleichermaßen.

Das Miteinander klappt in der Spielgemeinschaft immer besser – Teilnahme an der Aufstiegsrunde gesichert

Personalnot im Lager hüben wie drüben führte jedoch zum Zusammenschluss. Keine leichte, aber – wie sich mittlerweile immer mehr herausstellt –, auch keine schlechte Entscheidung: Nach dem Aufstieg im ersten gemeinsamen Jahr folgte nun die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur Kreisliga. Unser Mitarbeiter Hans Demmel sprach mit SG-Spieler Peter Söllner über die gemeinsamen Zeiten und die Zukunft einstiger Rivalen.

Herr Söllner, Gratulation zum Erreichen der Aufstiegsrunde. Wie haben Sie eigentlich von dem Zusammenschluss gehalten?

Ich war total dagegen, dachte, wir schaffen es weiter alleine. Ich habe erst mal auf stur geschaltet und bin nicht mehr am Sportplatz aufgetaucht. Dann habe ich mir doch einmal ein Testspiel angeschaut und meine Teamkollegen haben auf mich eingeredet. Da bin ich ins Nachdenken gekommen und habe mich selbst zu einem weiteren Schritt entschlossen.

Wie sah der aus?

Ich suchte das Gespräch mit den Spielern aus Wackersberg. Die waren mir bisher nur von den Partien gegeneinander bekannt. Aber da war schnell eine mögliche Gemeinsamkeit erkennbar. Als ich bei einem Vorbereitungsspiel mitmachen durfte, waren alle Zweifel weg: Ich wollte Teil der Mannschaft sein.

Waren Sie überzeugt, mit dem neuen Team etwas reißen zu können und in der ersten Saison den Aufstieg zu schaffen?

Am Anfang herrschte etwas Unsicherheit. Wir haben unsere Gegner nicht richtig gekannt, aber nach vier Siegen war selbstverständlich mehr Selbstvertrauen da. Außerdem war der neue Modus gewöhnungsbedürftig.

Was war Eure Stärke? Starke Einzelspieler oder eine mannschaftliche Geschlossenheit?

Das A und O ist der Zusammenhalt. Der komplette Kader zieht an einem Strang. Nicht nur beim Spiel oder im Training. Zwischenmenschlich herrscht ein Top-Verhältnis. Wir machen auch in der Freizeit viel zusammen. Ein eingeschworener Haufen, das ist für mich der Garant für den guten Lauf. Wir haben einfach Spaß am Fußball.

Sie werden von den Mannschaftskameraden nicht nur als wertvoller Spieler, sondern auch als Stimmungskanone gesehen. Wie kommt‘s dazu?

Grundsätzlich sind bei uns fast alle Kameraden für eine Gaudi zu haben. Aber es stimmt schon, die anderen verlassen sich nach einer erfolgreichen Partie gerne auf mein lautes Organ. Da bin ich mir nicht zu schade und läute gerne mit Schlachtrufen die dritte Halbzeit ein.

In der Aufstellung sind Sie meist als linker Außenverteidiger zu finden. Viele Vorstöße verraten aber auch einen Drang in die Offensive...

Das hat sich mit der Zeit ergeben. Ich traue mir mittlerweile mehr zu. Mit Stefan und Flori Willibald (fällt verletzungsbedingt längere Zeit aus, d. Red.) verstehe ich mich immer besser. Wenn ich marschiere, kann ich mich auf deren Unterstützung verlassen. Die übernehmen dann hinten meine Aufgabe.

Nach der Winterpause geht es in der Aufstiegsrunde weiter. Peilt ihr den Durchmarsch an?

Wir haben unser gestecktes Saisonziel schon erreicht. Der Klassenerhalt als Aufsteiger steht fest, was jetzt kommt, kann alles ganz locker angegangen werden. Bis auf die SG Ascholding-Thanning und die FF Geretsried kennen wir unsere Gegner nicht. Ich gehe davon aus, dass auch Deisenhofen III dazu gehört. Die sind für mich Favorit, können eventuell auf Spieler der höher angesiedelten Teams zurückgreifen.

Und was traut sich die Spielgemeinschaft zu?

Wenn wir weiter die Aufgaben mit der bisherigen Einstellung anpacken, brauchen wir uns nicht zu verstecken. Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich glaube schon, dass wir mithalten können. Unser Fokus sollte auf der Weiterentwicklung liegen. Technisch dazu lernen, konstant werden, Ausdauer zeigen. Überall ist noch Luft nach oben, damit wir möglichst wenig Niederlagen kassieren.

Die Mama hat verraten: Verlieren mag er überhaupt nicht. Stimmt das?

Ja, das stimmt. Jeder Sportler will doch gewinnen. Ich mag es auch bei anderen Sportarten nicht, wenn ich irgendwo hinten herum krebse. Egal ob Laufen, Skilanglauf oder was sonst auf dem Programm steht. Eine Deftige auf den Deckel hat es im Hinspiel mit 1:4 gegen FF Geretsried gegeben, und das Rückspiel haben wir nun sogar 0:4 verloren.

Woran hat‘s gelegen?

Wir gewinnen als Mannschaft und wir verlieren als Mannschaft. Ich selbst hatte über das ganze Spiel Probleme, richtig in Tritt zu kommen. Solche Tage gibt es, und man kann daraus lernen.

Um irgendwann in der Kreisliga zu kicken?

Das wäre sicher ein Ziel, vielleicht auch mal die Nr. 1 im Isarwinkel zu sein. Wir haben eine gute Jugendarbeit, da sind die Aussichten nicht schlecht. Nach dem Spiel in Geretsried haben wir eine Feier im Sportheim gehabt. Die A-Junioren, die nächste Saison nachrücken, haben wir dazu eingeladen. Allen hat es gefallen und die Buben haben gezeigt, dass sie schon sehr gut dazu passen.

Aufrufe: 014.11.2023, 09:43 Uhr
Hans DemmelAutor