
Vom Torhüter im NLZ zum Torjäger in der A-Klasse: Der Ex-Hachinger Matthias Fichnter zerbombt bei seinem Heimatverein den Landkreis.
Wörnsmühl ‒ Marwin Hitz gegen Bayer Leverkusen, Jörg Butt vom Elfmeterpunkt oder Jens Lehmann im Revierderby. Torhüter, die sich als Torschützen in den Spielbericht eintragen, sind noch immer ein selten gesehenes Highlight. Anders ist das im Landkreis Fischbachau, wo sich die Zuschauer des SC Wörnsmühl jede Woche über Torwart-Spektakel freuen dürfen ‒ denn Ex-Schlussmann Matthias Fichtner zerbombt mit einer Regelmäßigkeit die Gegnerteams der A-Klasse Zugspitze, dass die 15 Kästen ERDINGER Weißbier für den besten Torjäger der Saison schon in Reichweite scheinen.
Früher war seine Rückennummer die 1. Heute trägt Fichtner die 10, spielt im Angriff statt zwischen dem Pfosten, schießt Tore statt sie zu vereiteln ‒ und gehört dabei zu den besten seiner Gattung. Geplant war all das vor ein paar Jahren noch nicht. Fichtner spielte in der Jugend im NLZ in Unterhaching und später beim direkten Nachbar in Deisenhofen Landesligafußball im Tor. Verletzungen, unter anderem Kahnbeinbrüche in beiden Händen, trübten dann aber die Laune am Spiel. „Ich hatte irgendwann keine Lust mehr und wollte wieder mit meinen Freunden in meinem Heimatverein zusammenspielen“, sagt Fichtner zu Fußball Vorort/FuPa Oberbayern.
Zum Glück für den SC Wörnsmühl, der künftig einen der besten Stürmer der Region im Kader haben sollten. Der 27-jährige Fichtner ist der Sieggarant des SCW. Besorgte 26 der 45 Saisontreffer des Dorfvereins und ist maßgeblich an der momentanen Tabellenposition an der Sonne beteiligt. In jedem der 12 Saisonspiele traf „Maddl“ für seinen Heimatverein, hätte ohne den sportlichen Rückzug von Türk Spor Hausham sogar schon 33 Buden auf dem Konto.
Meine Teamkameraden machen den Großteil der Arbeit und ich stehe vorne drin und halte den Fuß hin.“
Matthias Fichtner
Wie aber kommt es, dass ein gelernter Torwart in der Offensive dermaßen brilliert? „Ich stehe einfach sehr oft richtig“, sagt Fichtner über seine Torausbeute. „Ich hätte nicht mit so vielen Toren gerechnet, aber wenns läuft, dann läuft es.“ Freilich helfen auch die im NLZ angeeigneten technischen Fähigkeiten und ein ganz besonders Verständnis des gegnerischen Torhüters, aber am wichtigsten ist Fichtner eines: seine Mannschaft. „Es läuft als Team dieses Jahr richtig gut. Meine Teamkameraden machen den Großteil der Arbeit und ich stehe vorne drin und halte den Fuß hin.“

Der Ex-Keeper gibt sich bescheiden, spielt den Fußball des Spaßes halber und opfert sich für seine Mannschaft auf. Sein Coach Marcus Huber schwärmt von Teamplayer Fichtner: „Was Maddl für die Mannschaft leistet, ist absolut lobenswert.“ Schon vergangene Saison traf Fichtner 18-fach. „Da waren aber viele Elfmeter dabei, das hatten wir dieses Jahr noch gar nicht.“ Der Auftakt in die laufende Spielzeit verlief nach Maß: Im Duell mit der Reserve von Landkreis Topteam Miesbach netzte Fichtner fünfmal ‒ und kann seitdem nicht mehr aufhören mit dem Toreschießen.
Für den Rest der Saison hat sich der Stürmer schon ein Ziel gesteckt. „30 Tore wären schön“, sagt Fichtner, außerdem würde er gerne „so lange oben mitspielen wie möglich“. Und wer weiß, vielleicht reicht Fichtners Torausbeute am Saisonende ja für den ganz großen Wurf: Aufstieg mit dem SC Wörnsmühl in die Kreisklasse und 15 Kästen ERDINGER Weißbier, die dann bei der Aufstiegsfeier verwendet werden könnten. (Tobias Höllrich)