2024-04-30T13:48:59.170Z

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Nach fünf Jahren und über 100 Spielen ist Schluss: Innenverteidiger Timon Hummel verlässt den BCF Wolfratshausen.
Nach fünf Jahren und über 100 Spielen ist Schluss: Innenverteidiger Timon Hummel verlässt den BCF Wolfratshausen. – Foto: oliver rabuser

„Vielen Spielern liegt der BCF am Herzen“: Timon Hummel über seinen Abschied

Timon Hummel verlässt den BCFW

Timon Hummel, Innenverteidiger-Routinier beim BCF Wolfratshausen, wird ab nächster Saison nicht mehr für den Verein kicken. Grund dafür sind aber seine beruflichen Ambitionen.

Wolfratshausen – 2018 kam Timon Hummel vom Fußball-Bezirksligisten FC Schwabing zum damaligen Bayernligisten BCF Wolfratshausen. Trotz zweier Abstiege entwickelte sich der heute 30-Jährige an der Kräuterstraße schnell zum Führungsspieler und Leitwolf für die Abwehr. Am Samstag machten Hummel und seine Kollegen mit ihrem 3:0-Sieg über Raisting den Klassenerhalt in der Bezirksliga perfekt.

Für den Routinier war es allerdings das vorletzte Heimspiel im Farcheter Dress. Warum er den Klub verlässt, was das mit Major Tom zu tun hat, aber auch über die Turbulenzen der laufenden Runde, sprach der Innenverteidiger am Tag danach mit BCF-Korrespondent Oliver Rabuser.

Herr Hummel, wähnten Sie sich am Samstag irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit?
Warum das?
Naja, ein Zu-Null-Spiel mit dem BCF ist heuer in etwa so wahrscheinlich wie frühlingshafte Witterung in diesen Tagen ...
(lacht) Das kommt wirklich nicht oft vor. Haben wir diese Saison überhaupt mal ohne Gegentor gespielt? Ach ja, beim 2:0-Sieg in Haidhausen. Natürlich war der Samstag ein guter Tag. Und für mich speziell ein schöner Abschluss, noch einmal mit allen Leuten auf dem Hauptplatz zu stehen. Ich habe es wirklich genossen. Wir sind noch lange im Vereinsheim gesessen und danach in die Stadt gegangen. Schlimm genug, dass wir in der Bezirksliga bis drei Spieltage vor Schluss gegen den Abstieg spielen mussten.

Was wohl nicht unwesentlich mit der anfälligen Defensive zusammenhing? Womit lässt sich die Durchlässigkeit der Hintermannschaft erklären?
Ganz ehrlich – ich kann es nicht so genau erklären, warum wir so viele Gegentore bekommen haben. Alle waren immer motiviert. Vielleicht hat die Galligkeit in den Zweikämpfen gefehlt. Es wäre auf jeden Fall zu einfach, es an einem Formtief der Routiniers festzumachen. Oftmals haben wir auch schon im Mittelfeld keinen Zugriff bekommen. Dann kommt eines zum anderen.

Die gesamte Saison an sich lief extrem unrund. Haben Sie hierfür Erklärungsansätze?
Am Anfang war es wirklich schwer. Vor allem für unseren damaligen Trainer Heinz Tochtermann, wegen der Inkonstanz im Kader. Viele Spieler fehlten in der Vorbereitung. Da ist es schwer, gut in die Saison zu starten. Als alle wieder an Bord waren, lief es ganz gut. Ich mag die Probleme in der Rückrunde nicht allein auf die häufigen Ausfällen der erfahrenen Spieler schieben. Aber wenn mir komplett waren, haben wir wenige Spiele verloren. Vor allem wenn Jona Lehr ausfällt, ist das für die Mannschaft eine erhebliche Schwächung. Er ist der X-Faktor im Team.

Sie persönlich erlebten vergangene Woche beim 0:5 in Neuried ein sportliches Fiasko. Wie sind Sie damit umgegangen?
Es war ein Schxxx-Tag. So schlecht habe ich schon lange nicht mehr gespielt. Wir haben es Neuried leicht gemacht, aber es war auch fast jeder Schuss drin. Das hat unter der Woche richtig an mir genagt. Die Mannschaft saß zusammen und musste etwas ändern. Wir haben uns dann vorgenommen, kompakter und einen Tick tiefer zu stehen.

Was dann gegen Raisting recht gut geklappt hat?
Spielerisch war es kein gutes Match. Aber wir waren in den Zweikämpfen viel besser und haben fast nicht zugelassen.

Leider verlassen Sie den BCF nach dieser Saison. Notgedrungen, wie man hört?
Das stimmt. Ich arbeite in der Raumfahrtbranche, habe letztes Jahr meine Doktorarbeit abgeschlossen. Jetzt wurde mir eine ziemlich coole Stelle bei der ESA (European Space Agency, Anm.d.Red.) in Rom angeboten. Das ist eine große Chance und genau das, was ich machen möchte.

Und da ist es Ihnen tatsächlich zu viel, an den Wochenende nach Wolfratshausen zum Fußballspielen zu kommen?
(lacht) Leider ja. Mein Pass bleibt zwar beim BCF, für den Fall, dass ich mal einige Zeit in München bin. Oft wird das aber nicht der Fall sein.

Bewegte fünf Jahre voller Höhen und Tiefen liegen hinter Ihnen und dem Klub. Schwingt viel Wehmut mit?
Ja, es ist schon viel Wehmut mit dabei. Es wird oft gesagt, dass es beim BCF personell so wild ist. Aber etliche Spieler sind seit Jahren dabei und gute Freunde von mir geworden. Der Zusammenhalt hier wird meiner Meinung nach unterschätzt. Vielen Spielern liegt der Verein am Herzen. So schwer es sportlich oftmals war, so stark ist das Charakterliche. Ich denke, dass von der Identifikation her ein gutes Fundament für die nächsten Jahre gegeben ist.

(Oliver Rabuser)

Aufrufe: 016.5.2023, 07:38 Uhr
Oliver RabuserAutor