2024-06-14T14:12:32.331Z

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Die Räume sind enger geworden: Simon Ried (im blauen Trikot rechts), vergangene Saison mit Abstand treffsicherster Akteur der Bezirksliga, erfährt mittlerweile eine besonders intensive Betreuung durch seine Gegenspieler. Obendrein war der Denklinger Torjäger aufgrund von Verletzungen die gesamte Hinrunde nicht richtig fit.
Die Räume sind enger geworden: Simon Ried (im blauen Trikot rechts), vergangene Saison mit Abstand treffsicherster Akteur der Bezirksliga, erfährt mittlerweile eine besonders intensive Betreuung durch seine Gegenspieler. Obendrein war der Denklinger Torjäger aufgrund von Verletzungen die gesamte Hinrunde nicht richtig fit. – Foto: rabuser

VfL Denklingen kämpft mit der Krise – „Einige interessante Spieler auf dem Markt“

Verpasster Aufstieg und Verletz

Vor Jahresfrist herrschte noch heile Welt. Der VfL Denklingen ging – besser gesagt: schwebte – als Herbstmeister in Richtung 2022.

Denklingen – Für die Konkurrenten in der Bezirksliga Süd ein untrügliches Zeichen für den Durchmarsch von der Kreis- in die Landesliga. Das hatten zuvor die Teams aus Garmisch-Partenkirchen, Bad Heilbrunn oder Brunnthal geschafft.

Aktuell schwebt der VfL erneut. Diesmal allerdings in Abstiegsgefahr, irgendwo zwischen latent und akut. Sich allein auf eine verletzungsfreie Rückserie zu verlassen, wäre zu kurz gedacht. Vielmehr müssen sich Trainer Markus Ansorge und seine Mannen mit einer Trendwende hin zum Misserfolg auseinandersetzen. Die begann bereits im vergangenen Frühjahr, hat sich aber in der neuen Saison auf weitere Bereiche ausgedehnt und weiter verstärkt.

Der Dezember begann für Markus Ansorge spannend. Mit einem Seminar für Führungskräfte am Tegernsee und Themengebieten, die auch für Vorarbeiter im Sport nützlich sein können. „Tools, die man Eins zu Eins auf die Arbeit mit der Mannschaft ummünzen kann“, sagt der Coach in leicht ironischem Ton. Neuer Input kann freilich nicht schaden. Schließlich musste Ansorge im Zuge der Hinrunde – sportlich wie mental – in seinem gesamten Portfolio als Übungsleiter kramen. Der 55-Jährige betont, er könne Menschen führen grundsätzlich, und er schätzt sich selbst auch als „empathischen Menschen“ ein. Attitüden, die während seiner Zeit beim VfL selten von Nöten waren; schließlich geriet der Sprung in die Bezirksliga fast zu einem Selbstläufer. Jetzt aber ist Ansorges Erfahrungsschatz als Fußball-Sachverständiger mehr denn je gefragt. „Entscheidend wird es, wenn es nicht läuft“, stellt er klar.

Die Gründe für die aktuelle Situation sind vielschichtig. Die verpasste Aufstiegschance ist ein zentraler Aspekt. Mit der Landesliga vor Augen würden die Spieler „natürlich alle auch träumen“, gibt Ansorge zu bedenken. Doch gerieten Souveränität und Selbstverständnis in Schräglage. Nach der 2:4-Niederlage am letzten Spieltag in Oberweikertshofen, das sich den Meistertitel sicherte und direkt aufstieg, rutschte der VfL auf Rang drei ab – die Landesliga war damit passé. „Der Traum platzt und alles fällt wie ein Kartenhaus zusammen“, erläutert der Coach. Eine längere Pause hätte gut getan. Die ist im Sommer aber nicht vorgesehen.

Die Konkurrenz ließ sich fortan von der Denklinger Spielweise nicht mehr überraschen. „Die anderen Mannschaften haben uns dechiffriert“, weiß Ansorge. Und plötzlich kam eines zum anderen. „Du bringst den Kopf nicht frei, dann kamen die Verletzungen.“ Nicht im handelsüblichen, eher im erschütternden Ausmaß. Die Langzeitausfälle von Michael Stahl und Armin Sporer beeinträchtigten das Umschaltspiel als Kernkompetenz des VfL erheblich. Der Kreuzbandriss bei Tobias Ried machte die Lage dann noch schlimmer. Auch das infernale Sturmduo der Vorsaison kam nicht mehr wie gewohnt zum Zug. Dominik Karg fiel immer wieder mal aus oder musste angeschlagen ran. Er kam so selten auf 100 Prozent Leistungsvermögen, und auch Simon Ried schleppte den Ballast eines anfälligen Oberschenkelmuskels mit sich herum. „Er war nie richtig fit“, bedauert Ansorge. Von der deutlich strengeren Betreuung seitens der Gegenspieler ganz zu schweigen.

So agierte das Team diese Saison bisweilen ungewohnt defensiv und abwartend. „Das ist nicht unser Spiel, wir müssen aktiver sein“, unterstreicht der VfL-Trainer. Gleichwohl fiel die Mehrzahl der neun Niederlagen denkbar knapp aus. „Wir waren nie weit weg, oft hat uns das Glück gefehlt.“ In Summe litten freilich auch Selbstvertrauen und Überzeugung im Team. Dies alles müssen Ansorge und seine Eleven im Winter hinter sich lassen.

Die erste Rückrundenpartie gegen Schlusslicht Großhadern lässt in puncto Spielausgang keine zwei Meinungen zu. „Wir wissen um die Stärken der Mannschaft, unterschätzen aber die Situation nicht“, versichert der Trainer. Für das neue Jahr kündigt Ansorge eine „ziemlich harte Vorbereitung inklusive vieler taktischer Themen“ an. Womöglich mit leicht verändertem Personal. „Es gibt einige Spieler auf dem Markt, die interessant für uns sind.“ Ansorge sieht Bedarf vor allem im zentralen Mittelfeld. Er betont, dass man dort mit Spielern, die bei Ballbesitz des Gegners ihre Stärken haben, überdurchschnittlich gut aufgestellt sei. Es brauche aber „mehr Kreativität“, so Ansorge. Eine Einschätzung, die auch Spieler und Verantwortliche mit einschließt, wenn es darum geht, einen bis dato wankelmütigen Saisonverlauf durch Entschlossenheit zu einem glücklichen Ende zu führen. (Oliver Rabuser)

Aufrufe: 012.12.2022, 09:23 Uhr
Oliver RabuserAutor