2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mann des Spiels: Bjoern Nowicki.
Mann des Spiels: Bjoern Nowicki. – Foto: Michael Mietz

FCM nimmt vom Remis gegen Bochum viel mit

1. FC Monheim feiert beim 1:1 gegen den Bundesligisten ein Erfolgserlebnis. Einige neue Akteure überzeugen ebenso wie Routinier Björn Nowicki. Trainer Dennis Ruess hofft auf einen Lerneffekt. Bahadir Incilli und Philipp Hombach werden verabschiedet.

Zufrieden wirkte Thomas Reis nach dem Schlusspfiff nicht. Der Trainer des VfL Bochum hatte zwar keinen desolaten Auftritt seiner Mannschaft gesehen, dennoch kam der Bundesligist nicht über ein 1:1 (1:1) beim Oberligisten 1. FC Monheim (FCM) hinaus.

„Das war ein typisches Vorbereitungsspiel“, sagte der 48-Jährige. „Wir hatten gefühlt zehn hundertprozentige Torchancen, der Gegner hatte glaube ich zwei – und war einfach effektiver. Man sieht, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.“

Lob hatte Reis indes für die Gastgeber des Testspiels übrig. Es sei eine „tolle Kulisse“ im Rheinstadion gewesen, auch die Rahmenbedingungen hätten gepasst. „Die Zuschauer sind sicher auf ihre Kosten gekommen, aber leider nicht wegen unserer Spielweise. Monheim war auf jeden Fall eine Reise wert, das Ergebnis hat mir allerdings nicht gefallen.“

Alle Spieler überzeugen

Dass Reis mit den vorangegangenen 90 Minuten haderte, lag vor allem, aber nicht nur, an der Szene aus der 13. Minute. Nach einer starken Ballmitnahme war FCM-Zugang Matthias Wybierek auf der rechten Seite durch. Der 19-Jährige suchte den Weg Richtung Grundlinie, behielt die Übersicht, spielte eine flache Hereingebe in den Strafraum – und fand Kevin Kussunga, der freistehend aus wenigen Metern nur noch einschieben musste. Bis dahin war Bochum nicht gut im Spiel, der Bundesligist tat sich gegen bissige Monheimer schwer und erspielte sich zumindest in der Anfangsphase kaum nennenswerte Gelegenheiten.

Dass vier Spielklassen zwischen beiden Teams liegen, war bis zum 1:0 nicht erkennbar. Doch der Rückstand war ein Wachmacher für den VfL. Nach einem starken Pass von Tim Oermann aus dem Mittelfeld in die Tiefe des Raumes tauchte Jordi Osei-Tutu frei vor FCM-Keeper Björn Nowicki auf. Der Bochumer umkurvte zwar den Schlussmann, ließ sich aber im letzten Moment vor dem Abschluss vom herbeigeeilten Shahab Kazim den Ball vom Fuß spitzeln. Der kommt aus der U19 und spielte zuletzt in der aus der Bezirksliga abgestiegenen Reserve der Monheimer.

Insgesamt war es ein Spiel, in dem viele Akteure des Oberligisten über sich hinaus wuchsen. Neben Wybierek, der auf Rechtsaußen einige starke Aktionen hatte, überzeugte auch Zugang Robin Schnadt als versierter Ballfestmacher und -verteiler in der Sturmspitze. Überragender Feldspieler war aber Tim Klefisch, der ebenfalls einer der Neuen im Kader von Trainer Dennis Ruess ist. Er glänzte zwischen den Strafräumen mit so vielen gewonnen Zweikämpfen, dass Anhänger des VfL auf der neuen Tribüne mit zunehmender Anerkennung über den couragierten Blondschopf mit der Rückennummer 11 sprachen, der den Profis ein ums andere Mal den Ball abjagen wollte – meist mit Erfolg.

Nowicki legte ebenfalls einen bärenstarken Auftritt hin. Der Torwart trieb die Angreifer der Bochumer regelrecht zur Verzweiflung und parierte unter anderem gegen Osei-Tutu (22.), Nico Böll (26.), Silvére Ganvoula (37.), Gerrit Holtmann (51./65./80.) und Philipp Hofmann (73.). Nur einmal musste sich der Routinier geschlagen geben. Ausgangspunkt des Ausgleichs war Christian Gamboa, der auf Ganvoula in die Spitze spielte. Nach einem Doppelpass mit Tarsis Bonga brachte der Bochumer den Ball per Schlenzer aus 16 Metern platziert im rechten Eck unter (23.).

Und dann waren da noch die langjährigen und prägenden Monheimer Bahadir Incilli und Philipp Hombach, die bei ihren jeweiligen Auswechslungen in der zweiten Halbzeit mit reichlich Applaus verabschiedet wurden. Beide werden künftig nicht mehr für den FCM auflaufen. Incilli geht in den Fußball-Ruhestand, Hombach tritt aus beruflichen und privaten Gründen kürzer. Sie spielten in einem eigens für die besondere Partie angefertigten Sondertrikot, als kleines Andenken zu ihrem Abschied. Für den bisherigen Co-Trainer Bruno Oliveira war es ebenfalls ein spezieller Abend. Er wird künftig aus familiären Gründen vorerst nicht mehr an der Seitenlinie stehen, coachte aber ungerührt von der Tribüne aus weiter – als einfacher Zuschauer, aber stimmgewaltig wie eh und je.

Eine überragende Leistung

So war es ein gelungener Abend im Rheinstadion, der alles bereithielt, was die Anhänger des FCM sehen wollten: eine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft, ein bisschen Fußballromantik und ein weiteres Kapitel im Buch der unzähligen sportlichen David-gegen-Goliath-Geschichten. Dass Bochum letztlich mehr vom Spiel hatte und ein deutliches Chancenplus, liegt in der Natur der Sache. Allerdings: Der Oberligist hatte ebenfalls seine Momente und setzte mit schnellem Umschaltspiel immer wieder Nadelstiche.

Ruess war nach dem Spiel mit dem Auftritt seiner Mannschaft komplett einverstanden, aber nicht überschwänglich. „Wir werden das nicht unterbewerten und auch nicht überbewerten. Es ist normal, dass du in so einem Highlight-Spiel bereit bist, über die Grenzen zu gehen“, betonte der Trainer der Gastgeber. Die beste Erkenntnis aus dem Test gegen den VfL ist für ihn, zu welchen Leistungen sein Team in der Lage ist, wenn es zusammensteht und bereit ist, viel zu investieren. „Das müssen wir mitnehmen. Für mich ist in der Vorbereitung wichtig, dass wir in einen guten Flow kommen. Ergebnisse wie dieses helfen dabei, keine Frage. Man darf nicht vergessen: Die Bochumer sind Profis, die ihr Geld mit Fußball verdienen – und meine Jungs kamen von der Arbeit oder der Uni und standen vor dem Spiel noch im Stau.“

Gerade in der Schlussphase überzeugten die Gastgeber vor allem kämpferisch. Die Monheimer warfen sich leidenschaftlich in jeden Ball und sorgten damit für zunehmend eingetrübte Laune im Lager des VfL, der sich für seinen zweiten Test in der Vorbereitung freilich mehr ausgerechnet hatte.

Auf der Gegenseite war die Stimmungslage freilich deutlich besser. Ruess erhofft sich von dem Erfolgserlebnis einen nachhaltigen Effekt mit Blick auf den Ligastart: „Wichtig ist, dass wir das erste Spiel in der Oberliga auch wieder als etwas Besonderes sehen und mit der gleichen Energie wie gegen Bochum antreten.“

Aufrufe: 01.7.2022, 12:25 Uhr
Dorian AuderschAutor