2024-06-17T07:46:28.129Z

Allgemeines
Der VfL Benrath setzt auf einen eigenen Masseur.
Der VfL Benrath setzt auf einen eigenen Masseur. – Foto: Nicole Seidl

VfL Benrath: Ein Masseur für die Amateur-Fußballer

Der VfL Benrath gehört zu den wenigen Vereinen außerhalb der Profiliga, die sich einen eigenen Therapieraum leisten.

Nikolao hat „Oberschenkel“. Den zentralen Mittelfeldspieler im Bezirksligateam des VfL Benrath plagt eine schmerzhafte Verhärtung. Deshalb begibt sich der 23-Jährige am Trainingstag noch vor Beginn der schweißtreibenden Übungseinheiten zu Torsten Böhm ins neue „Massagezentrum“ auf der Sportanlage an der Karl-Hohmann-Straße, um seine Muskulatur auflockern zu lassen.

Nur rund acht Quadratmeter hat der Therapieraum, den die Schlossstädter eigens für ihren Vereinsmasseur im unteren Kabinentrakt eingerichtet haben. „Klein, aber enorm wichtig!“, wie der staatlich geprüfte „Muskelexperte“ betont. Jedenfalls ist der Platz auf Böhms Massagebank heiß begehrt. Die Benrather Akteure geben sich hier sozusagen die Klinke in die Hand.

Seinen Termin hat Nikolao online gebucht. „Total normal“ bezeichnet Böhm die aktuellen Beschwerden seines Patienten. Schließlich befinden sich die Amateurkicker nach dreiwöchiger Sommerpause erstmals wieder in Aktion. Da könne es schnell zu Überlastungen kommen, merkt der 51-Jährige an, greift zu dem Fläschchen mit Massageöl und beginnt zu kneten und zu drücken.

Eine „Luxusbehandlung“ im Amateurfußball, denn die allerwenigsten Vereine können ihren Aktiven einen solchen Gesundheits-Service bieten. Dabei wäre es dringend angeraten, nicht nur im hochbezahlten Profi-Bereich auf eine gezielte medizinische Begleitung zu setzen. „Massagebehandlungen mindern präventiv das Verletzungsrisiko“, hebt Böhm hervor. Nikolao jedenfalls schwört dessen „heilende Hände“. „Ohne Torsten sind wir verloren!“, behauptet der Kicker sogar.

Masseur, Staffelleiter - alles Ehrenamt

Seit Saisonbeginn 2021 ergänzt Böhm den Betreuerkreis beim Benrather Traditionsclub. Im Fußball ist er ein „Quereinsteiger“ – denn selbst hat er Fußball nie gespielt. Freude an ehrenamtlicher Tätigkeit hat ihn seinerzeit zum Engagement in Vereinen und beim Verband veranlasst. Für den Kreis Wuppertal-Niederberg organisiert Böhm etwa als Staffelleiter den Spielbetrieb der Kreisliga C. Und bei seinem neuen Club in Benrath freut ihn die spürbare Anerkennung. „Man hört auf mich“, bestätigt Böhm. Kompetenz-Querelen wie einst bei den Bayern zwischen Münchens Physio-Legende Müller-Wohlfahrt und Trainer-Ikone Pep Guardiola gibt es nicht.

Im Gegenteil. VfL-Coach Ismail Hajjam schätzt an Torsten Böhm nicht allein dessen medizinische Kompetenz. „Torsten hat einen guten Draht zu den Spielern und ist ein Ansprechpartner bei Problemen“, weiß der Melik-Nachfolger. Der Masseur als Seelen-Doc. „Mitunter müssen Spieler nach Verletzungen auch mental aufgebaut werden“, bestätigt Böhm. Auf Menschen eingehen gehört zu seinen Stärken.

Viel Zeit für eigene Entspannung bleibt ihm allerdings nicht. 15 Stunden Homeoffice pro Woche gehen allein für die Verbandsarbeit drauf. Nach Benrath muss Böhm, der in Wuppertal wohnt, viermal für Training und Spielbetrieb reisen. Auch bei Auswärtspartien ist er als treuer Begleiter im Einsatz. „Lecker essen gehen“ gönnt sich Böhm gelegentlich zur Belohnung. „Griechisch oder italienisch“, verrät er, klopft sich dabei lachend auf den runden Bauch und stellt mit Bedauern fest: „Den kann man leider nicht wegmassieren…“

Aufrufe: 022.7.2022, 11:00 Uhr
RP / Helmut SenfAutor