2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Nach dem 32. Spieltag steht fest, dass der 1. FC Sand um Pit Panzer in die Bezirksliga absteigen wird.
Nach dem 32. Spieltag steht fest, dass der 1. FC Sand um Pit Panzer in die Bezirksliga absteigen wird. – Foto: Ryan Evans

»Tut in der Seele weh«: Sand nach 38 Jahren nicht mehr Verbandsligist

Der Doppelabstieg ist fix. Der 1. FC Sand wird von der Bayernliga in die Bezirksliga durchgereicht - und spielt somit nach 38 Jahren erstmals wieder in der 7. Liga.

Nach dem 32. Spieltag der Landesliga Nordwest steht das fest, was Pessimisten bereits vor der noch laufenden Spielzeit gemunkelt hatten: Der 1. FC Sand wird von der Bayernliga direkt in die Bezirksliga durchgereicht. Das Schwergewicht des unterfränkischen Amateurfußballs verabschiedet sich also nach 38 Jahren in der Bayern- oder Landesliga von der Verbandsebene, vom gehobenen Amateurfußball. Der negative Höhepunkt einer durch und durch negativen Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit, die in einer Sechstliga-Saison 2022/23 zum Vergessen gipfelte.

Nach dem Abstieg aus der Bayernliga mit Nebengeräuschen fiel die Fünftliga-Truppe komplett auseinander. Ein Neuaufbau musste her. Und ein solcher braucht natürlich Zeit, die aber nicht vorhanden war. Die Korbmacher verloren die ersten zehn Spiele (!) der Spielzeit, waren phasenweise der schlechte Landesligist Bayerns. Es folgte der Rücktritt von Trainer Daniel Rinbergas, weil "Sachen hinter seinem Rücken liefen". Alles in allem: Eine verkorkste Saison durch und durch, eine der schwierigsten Phasen der ansonsten ruhmreichen Vereinsgeschichte. Und am Ende - als logische Konsequenz - steht der Abstieg in die Bezirksliga.

Maßgebliche Personen der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart des 1. FC Sand zum feststehenden Abstieg der Korbmacher:

Andre Lörzer (Aktueller Kapitän): "In erster Linie ist es schade für den ganzen Landkreis, dass ein derart großer Verein - vor allem wir als Mannschaft - den Abstieg nicht verhindern konnten. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass der 1. FC Sand in naher Zukunft in die Landesliga zurückkehren wird, da die neue Sportliche Leitung den Verein wieder enorm stabilisiert hat. Es war schon eine spannende und geile Zeit, als wir damaligen Jugendspieler den Bayernliga-Aufstieg mitfeiern durften, ich später selbst große Bayernliga-Kämpfe im Seestadion austragen durfte und von den sehr erfahrenen Spielern einiges lernen konnte. Das alles waren schon außergewöhnliche Erfahrungen für einen jungen Spieler. Sand bleibt durch seine Tradition, den perfekten Trainingsbedingungen mit zwei Rasen- und einem Kunstrasenplatz, seiner sehr guten Jugendarbeit und den vielen ehrenamtlichen Helfern auch weiterhin ein Aushängeschild im Landkreis. Ich wünsche dem Verein für die Zukunft nur das Beste!"

Bernd Eigner (Ex-Trainer, jetzt Coach von Eltersdorf): "Die Entwicklung, der abermalige Abstieg lösen bei mir natürlich Bestürzung aus. Ich bin schockiert, es ist einfach nur traurig. Für mich war der 1. FC Sand über Jahrzehnte ein Verein in Unterfranken mit Strahlkraft. Der FC war stets sehr gut geführt. Während meiner Zeit dort war es ein sehr schönes Arbeiten, vereinbar mit der Familie. Das Traurige: Man hat in den vergangenen Jahren soviel Zeit und Kraft investiert, um die Bayernliga zu halten. Was um das Team herum geschaffen wurde, ist brutal. Und dann geht es innerhalb kürzester Zeit so schnell nach unten. Das tut mir in der Seele weh."

Unter Bernd Eigner schafften die Korbmacher 2014/15 als Landesliga-Meister die Rückkehr in die Bayernliga.
Unter Bernd Eigner schafften die Korbmacher 2014/15 als Landesliga-Meister die Rückkehr in die Bayernliga. – Foto: Wolfgang Zink

Michael Oppelt (Mitglied im Sportausschuss): "So ein Doppelabstieg ist natürlich schmerzhaft, war aber daher keine zu große Überraschung für den Verein, als vergangenen Sommer die Entscheidung für die Landesliga mit unserer Kreisligamannschaft gefallen war. Der 1.FC Sand sieht die sportliche Zukunft trotzdem positiv. Die Planung wurde immer zweigleisig geführt. Es wird der eingeschlagene Weg konsequent mit unserer jungen Mannschaft, einigen Neuzugängen aus der Region und den Spielern aus unserer U 19 fortgesetzt. Unsere Mannschaft hat sich unter unseren Cheftrainer Maximilian Zang sehr positiv weiterentwickelt. Es hat aber für die Landesliga leider nicht gereicht. Jeden FC-Spieler wird die Erfahrung, Landesliga gespielt zu haben, in den nächsten Jahren zu Gute kommen. Und diesen Weg wird unser neuer Cheftrainer Christian Breunig und sein Trainerteam fortführen. Eins ist sicher: Der Blick wird beim 1.FC Sand nach vorne gerichtet und wir werden in der Region weiterhin eine gute Adresse im Kleinfeld/Jugend- und Herren-Fußball sein. Unser langfristiges Ziel ist es, den FC Sand wieder auf Verbandsebene zu etablieren. Das wird jedoch Geduld erfordern. Der Verein steht auf soliden Beinen und hat in den vergangenen Monaten bereits richtungsweisende Entscheidungen getroffen, daher sollte man den FC Sand so schnell nicht abschreiben. Über Jahrzehnte wurde im Seestadion vieles richtig gemacht, daran wollen wir mit frischen Wind und neuen Konzepten, insbesondere in der Jugendarbeit wieder anknüpfen!"

Johannes Bechmann (Ex-Spieler und - Kapitän): "Sehr schade für die ganze Region. Ich denke, der FC Sand war im Landkreis schon so etwas wie ein Aushängeschild. Aber nach den Abstiegen wird es immer schwieriger, einen Anreiz für die Jugend zu schaffen, da natürlich die Perspektive für die, die aus der A-Jugend kommen, nicht mehr so gut ist. Zudem scheint auch in Dampfach, was ja nur einen Katzensprung entfernt ist, einiges richtig zu laufen. Da sollte man als Verein schon aufpassen, dass man das nicht fahrlässig hinnimmt und sich als Ziel auch wieder die Orientierung Richtung Verbandsebene steckt."

Daniel Rinbergas (Ex-Spieler und -Trainer): "Ich finde es sehr schade, was in Sand los ist und ich hoffe als Ex -Spieler, dass der Verein in den nächsten zwei, drei Jahren wieder den Sprung in die Landesliga schafft. Ich werde es weiterhin intensiv verfolgen und die Daumen drücken."

Erich Barfuss (langjähriger Sportlicher Leiter): "Der Herzschmerz ist sehr groß. Das Schlimme ist: Es war abzusehen. Ich könnte heute nicht mehr helfen, weil es einfach nicht mehr geht. Ich habe immer alles für die Spieler gegeben. Plötzlich war ich nicht mehr der richtige Mann für den Verein. Erst war ich traurig, dann zornig. Man hätte den Absturz in diesem Ausmaße vermeiden können. Vielleicht wussten einige Leute nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt. Eine Bayernliga-Mannschaft stellt sich nicht von selber auf. Es tut einfach nur weh."

Erich Barfuss (rechts) war jahrelang das Gesicht von Sand - und führte den Verein u.a. durch die Corona-Krise.
Erich Barfuss (rechts) war jahrelang das Gesicht von Sand - und führte den Verein u.a. durch die Corona-Krise. – Foto: Ryan Evans

Aufrufe: 017.4.2023, 13:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor