2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Immer wieder aufstehen - auch wenn es noch so weh tut. Das ist in diesen Tagen beim 1. FC Sand um Andre Lörzer angesagt.
Immer wieder aufstehen - auch wenn es noch so weh tut. Das ist in diesen Tagen beim 1. FC Sand um Andre Lörzer angesagt. – Foto: Ryan Evans

1. FC Sand - der schlechteste Landesligist Bayerns

Nach einem schwierigen Sommer mit u.a. dem Bayernliga-Abstieg, ist der 1. FC Sand punktloser Letzter der Landesliga Nordwest. Ans Aufgeben denken die Verantwortlichen dennoch in keiner Sekunde.

Vor nicht allzu langer Zeit begegneten sich der 1. FC Sand und der TSV Karlburg auf sportlicher Augenhöhe. Beide Teams kämpften in der vergangenen Bayernliga-Spielzeit um den Klassenerhalt. Beide stiegen ab – der FC direkt, der TSV über die Relegation. Und dann trennten sich ihre Wege: Karlburg gehört zum Spitzenfeld der Landesliga Nordwest, musste bisher erst eine Niederlage hinnehmen. Sand hingegen ist Letzter. Ohne Sieg nach zehn Spieltagen und einem Torverhältnis von 4:46 Toren.

Am vergangenen Wochenende trafen die beiden unterfränkischen Teams aufeinander. Das Spitzenteam schlug das Tellerkind. Deutlich mit 3:0. Ein klares Ergebnis, das die inzwischen unterschiedlichen Rollen von Karlburg und Sand noch einmal verdeutlicht. Auch wenn TSV-Trainer Markus Köhler das Resultat etwas relativiert bzw. die Unterlegenen nicht schlecht machen möchte. „Der Gegner hat gut verteidigt“, betont er, gibt aber dann doch zu:Dennoch geht das Ergebnis so in Ordnung.“ Die Korbmacher hätten sich im Rahmen seiner Möglichkeiten teuer verkauft, so der 35-Jährige weiter: „Sie haben ähnlich robust gespielt, wie man Sand noch von der vergangenen Saison her kennt.“

Ansonsten allerdings hatte das FC-Team, das gegen Karlburg auflief, nur noch wenig mit der Abstiegsmannschaft der Saison 2021/22 zu tun. Denn hinter den Mainfranken liegt eine Entwicklung, die einfach "nur Schade ist. Dort wurde jahrelang gute Arbeit gemacht. Und dann kann es im Fußball eben schnell gehen."

Dass der 1. FC Sand nach Jahren des Abstiegskampfes irgendwann den bitteren Weg eine Etage niedriger angehen muss, war irgendwie absehbar. Dass die Unterfranken aber einen der schwierigsten Sommer ihrer Vereinsgeschichte hinter sich gebracht haben, war so nicht zu erwarten. Das Führungs-Vakuum, der Rücktritt von Trainer Matthias Strätz, eine Abwanderungswelle sondergleichen – mit dieser unheilvollen Kausalkette hatten die Korbmacher zwischen den Spielzeiten zu kämpfen. „Das Kartenhaus ist vollkommen zusammengebrochen“, findet Michael Oppelt, der seit Saisonbeginn Sportlicher Leiter des FC ist, andere Worte für das Vergangene.

Er und weitere Sand-Urgesteine wie Thomas Lörzer und Detlef Nigbur sind „ihrem“ Verein in der schlimmsten Phase treu zur Seite gestanden, haben Verantwortung übernommen – und versuchen seitdem den Karren aus dem Dreck zu ziehen. „Fernab des Platzes hat sich alles wieder beruhigt“, versichert Oppelt. Die wohl größte Baustelle rund um das Seestadion ist also abgearbeitet. Es bleibt wieder Zeit und Kraft, sich einzig und alleine auf das Sportliche zu konzentrieren. Und das ist bitter nötig.

Nach dem Abstieg hat der 1. FC Sand alle zehn Saisonspiele verloren – darunter derbe Klatschen wie das 0:9 gegen Haibach und ein 0:6 gegen FT Schweinfurt. Die Korbmacher sind derzeit der schlechtes Landesligist Bayerns. Der Hintergrund dieser Misere: Nach dem Abgang der fast kompletten Bayernliga-Truppe zog man die 2. Mannschaft, die gerade eben von der Kreis- in die Bezirksliga aufgestiegen war, in die Landesliga hoch. „Uns war klar, dass wir in eine sehr schwere Saison reingehen werden“, sagt Oppelt dazu. „Aber es war die beste Entscheidung so vorzugehen. Wir alle stehen dahinter. Und wir alle kämpfen dafür, dass die Zeiten wieder besser werden.“

Leitwolf mit 21: Aushilfs-Spielführer Lörzer (links) muss beim Landesliga-Schlusslicht Verantwortung übernehmen - und will es auch.
Leitwolf mit 21: Aushilfs-Spielführer Lörzer (links) muss beim Landesliga-Schlusslicht Verantwortung übernehmen - und will es auch. – Foto: Ryan Evans

Der Sportchef ist nicht nur davon überzeugt, „dass nach einer personellen Nachjustierung im Winter der Klassenerhalt noch möglich ist“. Er ist sich auch sicher, dass der 1. FC Sand über dem Berg ist: „Wir werden die Saison zu Ende spielen können. Wir müssen nicht abmelden und brechen auch nicht auseinander.“ Was ihn unter anderem zuversichtlich stimmt: „Die Jungs sind immer noch gut drauf. Die Stimmung ist besser als man erwarten würde, wenn man Letzter ist.“ Die, die aktuell für die Korbmacher aktiv sind – auf und neben dem Platz – machen das mit absoluter Hingabe.

Zu dieser Truppe gehören mit Maxi Zang, der als Co-Spielertrainer fungiert, dem derzeit verletzten Kapitän Andre Karmann und seinem Stellvertreter Andre Lörzer nur noch drei Spieler, die vergangene Spielzeit abgestiegen sind. „Es war eine schwere Entscheidung, aber ich bin trotz vieler Angebote geblieben. Ich spiele ja doch schon seit einigen Jahren hier und wollte was zurückgeben“, erklärt Andre Lörzer seinen Schritt gegen den Strom. Mit seinen 21 Jahren gehört er nun zu den ältesten und somit erfahrensten Spielern im Kader von Trainer Daniel Rinbergas. Er muss also vorangehen und will es auch. Und das, obwohl ihn die Ereignisse im Sommer regelrecht erschlagen haben. „Das war brutal. Ich war geschockt, weil es doch recht plötzlich kam, dass einer nach dem anderen weggegangen ist.“

Für Lörzer, eher der sachliche Charakter, sind diese schwierigen Wochen allerdings längst Schnee von gestern. Er hat vor allem die aktuelle sportliche Situation im Blick. Und diese bereitet ihm – natürlich – Kopfzerbrechen. „0 Punkte nach zehn Spielen – das ist natürlich sehr frustrierend. Gerade für mich als Offensivspieler, der ja praktisch überhaupt nicht zur Geltung kommt.“ Als Führungskraft muss er allerdings dafür sorgen, dass Intensität und Stimmung hoch bleiben. Und das scheint ihm, Co-Spielertrainer Zang und „Chef“ Daniel Rinbergas zu gelingen.

„Gerade in den Montagseinheiten hängt der Kopf schon immer sehr tief bei den Jungs. Dann gilt es, mehr auf die Stimmung zu achten als auf den Inhalt des Trainings“, gewährt der 21-Jährige einen Einblick in den Alltag. „Ab Dienstag dann geht es mit neuem Fokus an die nächste Aufgabe.“ Die Entwicklung, so der Aushilfs-Spielführer, gehe in die richtige Richtung. Die Zeit der derben Klatschen – Ausnahme Haibach – scheint vorbei. Am kommenden Wochenende geht es gegen Höchberg, das nur einen Punkt mehr gesammelt hat. Und irgendwann, das hofft man bei den Korbmachern, agiert man wieder auf Augenhöhe mit dem TSV Karlburg, einem Spitzenteam der Landesliga…

Neben Lörzer und Andre Karmann ist vom ehemaligen Bayernliga-Kader nur Haudege Maxi Zang (links) übriggeblieben.
Neben Lörzer und Andre Karmann ist vom ehemaligen Bayernliga-Kader nur Haudege Maxi Zang (links) übriggeblieben. – Foto: Ryan Evans

Aufrufe: 014.9.2022, 06:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor