2024-04-25T14:35:39.956Z

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Quo vadis, 1. FC Sand? Nicht nur wegen des Abstieges durchleben die Korbmacher eine schwierige Phase.
Quo vadis, 1. FC Sand? Nicht nur wegen des Abstieges durchleben die Korbmacher eine schwierige Phase. – Foto: Mario Wiedel

»Es war die Hölle«: Geht Sand den Bach runter?

Die Gerüchte rund um Bayernliga-Absteiger Sand überschlugen sich regelrecht in den vergangenen Tagen +++ Trainer Strätz tritt zurück und äußert sich dazu öffentlich +++ Verein reagiert mit Pressemitteilung +++

Dass in einem Verein nach einem Abstieg schlechte Stimmung herrscht, jeder Stein zweimal umgedreht wird und sich in dieser spannungsgeladenen Gemengelage Gewitter entladen, liegt irgendwie in der Natur der Sache. Das, was sich bei Ex-Bayernligist 1. FC Sand nach dem feststehenden Gang in die Landesliga in den vergangenen Tagen abgespielt hat, war eine Stufe drüber. "Es war die Hölle", wie ein Mitglied aus dem inneren Kreis der Mannschaft gegenüber FuPa deutlich macht. Und die Gründe dafür liegen, wie es immer mehr offensichtlich wird, nur am Rande im sportlichen Bereich.

Bereits während der gerade beendeten Saison wurde immer mehr vernehmbar, dass es ein Führungsvakuum gibt bei den Unterfranken. Trainer Matthias Strätz wurde mehr und mehr zum Alleinunterhalter - gegenüber den Medien, aber auch in Sachen Organisation rund um das Team. So ging der 40-Jährige FuPa-Informationen nicht nur seinem Kerngeschäft nach, sondern übernahm auch organisatorische Aufgaben. Nichtsdestotrotz verkündete der Coach am 14. Mai, unmittelbar nach der Niederlage gegen Karlburg und dem damit feststehenden Abstieg, dass er er auch in der Saison 22/23 an Bord bleiben wird. "Es wird wichtig sein, nicht wieder einen Neuanfang machen zu müssen. Ich hoffe, dass uns die wenigen Führungsspieler, die wir haben, erhalten bleiben", blickte er damals in die Zukunft.

Vergebens. Denn zahlreiche Spieler - darunter u.a Identifikationsfigur Johannes Bechmann, Kapitän Andre Karmann oder Sebastian Wagner - werden künftig nicht mehr für den 1. FC Sand auflaufen. Auch in diesen sauren Apfel hätte Strätz gebissen. Das Hintergrundrauschen innerhalb der Vereins wurde aber in den vergangenen Tagen so laut, dass dem Trainer nichts anderes übrig blieb, als am Mittwoch den letzten Register zu ziehen - den Rücktritt. In einem auch FuPa vorliegendem Statement versucht er seine Notbremse zu erklären:

"Ein absolut kräfteraubendes Jahr liegt hinter meiner Mannschaft und mir, das so viel Energie gekostet hat. Leicht fällt mir diese Entscheidung sicher nicht, denn Fußball ist neben meiner Familie, die ich leider sehr vernachlässigt habe, mein Leben und meine absolute Leidenschaft.

Eigentlich macht man sowas nicht nach einem Abstieg. Nein, jetzt erst recht, jetzt packen wir es neu an – ja so ist meine Einstellung, getrieben durch meinen Ehrgeiz und die Liebe zum Fußball.

Doch diesmal fehlt die Kraft, die Energie und der Glaube daran, dass alles besser wird und sich einiges ändert. Ich bin, glaube ich, sehr belastbar, und habe in meiner kompletten Laufbahn, egal ob als Trainer oder Spieler, Niederlagen einstecken und verkraften müssen. Aber der Punkt der Belastbarkeit ist nun erreicht, und da muss man sich dann auch seine Gedanken machen.

Ich spreche sicherlich auch im Namen einiger Spieler, die den Verein ebenfalls verlassen werden, dass die Entscheidung rein gar nichts mit dem Abstieg zu tun hat. Nein, denn aus vielen kleinen Baustellen ist eine ganz große geworden. Weiter werde ich diese Thematik nicht ausführen, denn das ist vereinsintern und soll es auch bleiben. Ich hoffe nur, dass man in der Zukunft einfach ehrlicher miteinander umgeht und eine bessere Kommunikation stattfindet.

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich jede freie Minute investiert habe, um unser Ziel – den Klassenerhalt - zu erreichen. Außerdem habe ich mit allen Mitteln versucht, den Kader auch für die neue Saison zusammen zu halten. Bis zum Schluss (Karlburg-Spiel) habe ich die Mannschaft nie aufgegeben, aber wenn du nur 20 Punkte holst, dann hast du dir den Klassenerhalt auch nicht verdient. So ehrlich muss man sein, und das sind wir auch. Das müssen wir uns als Mannschaft selbst ankreiden.

Wir haben gewusst, dass durch den Umbruch vor der Saison es sicherlich nicht leicht wird. Dazu kam auch, dass viele wichtige und erfahrene Spieler in der laufenden Saison ausgefallen sind, wodurch die Situation nicht leichter wurde.

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt - doch jetzt brauch ich eine Pause, um wieder Kräfte zu sammeln. Ich will den Spaß und die Freude an diesem wunderschönen Sport nicht verlieren, und sehen was die Zukunft im sportlichen Sinne noch so für mich bereit hält!

Danke an alle die an meine Jungs und an mich geglaubt haben. Auch wenn wir die Erwartungen nicht erfüllen konnten, war der Glaube immer eine große Stütze!

Danke auch an die Vereinsführung, die mich versteht und meine Entscheidung akzeptiert. Wir werden nicht im Bösen auseinander gehen. Ein ganz großer Dank an meine komplette Mannschaft, die mich stets unterstützt und mir vertraut hat.

Außerdem möchte ich mich auch im Namen der Jungs bei der Physioscheune (Hotti, Max und Team) in Aidhausen bedanken, die immer und zu jeder Zeit für uns da waren! Ich wünsche dem FC Sand für die Zukunft alles Gute und natürlich den sportlichen Erfolg, den sie sich erhoffen."

Einhergehend mit dem Rücktritt von Strätz rankten sich in den vergangenen Tagen immer mehr Gerüchte um den 1. FC Sand. Es wurde geredet, dass die Landesliga-Mannschaft aus Personalmangel nach zahlreichen Abgängen zurückgezogen werden soll. Am Freitagabend allerdings wurde FuPa-Informationen im Rahmen einer Krisensitzung der Entschluss getroffen, die gerade in die Bezirksliga aufgestiegen Zweitvertretung aus der Wertung zu nehmen und diese Spieler in die Erste hoch zu ziehen.

Am 15. Mai, also unmittelbar nachdem feststand, dass die Korbmacher in die Landesliga müssen, sendete FuPa einen Fragebogen mit der Bitte um Beantwortung an die Vereinsverantwortlichen. Schwerpuntthema: Der Wiederaufbau nach dem Abstieg. Bis dato blieb eine Rückmeldung aus. Man wolle zunächst eine "richtungsweisende Besprechung" abwarten, ehe man auf die Anfrage eingehen möchte, teilte Schrift- und Protokollführer Florian Zösch mit.

Stattdessen versandte eben jener Zösch im Namen des Vereins am Samstag (4. Juni) eine Pressemitteilung mit folgendem Inhalt:

"Sehr geehrte Pressevertreter*innen,

die Gerüchte, Spekulationen und Berichterstattungen rund um die sportliche Zukunft des FC Sand haben sich speziell in den letzten Tagen regelrecht überschlagen. Daher zunächst das wichtigste vorweg: Entgegen vielen medialen Vermutungen wird der FC Sand in der Saison 2022/23 mit seiner 1. Mannschaft in der Landesliga Nord-West antreten!

Wie Ihnen bereits hinlänglich bekannt ist, verlassen uns zahlreiche Spieler aus dem letztjährigen Bayernliga-Kader. Das zwingt uns, ab der kommenden Spielzeit mit nur noch zwei Herrenmannschaften an den Start zu gehen. Unsere nun 2. Mannschaft nimmt das Spielrecht in der Kreisklasse wahr, die Meldung einer Mannschaft in der Bezirksliga musste demnach zurückgezogen werden.

Es wurde in den vergangenen Tagen öffentlich sehr viel über die Gründe der Abwanderungswelle geschrieben und diskutiert. Zunächst muss man anführen, dass ein Abstieg immer kurzfristige Veränderungen im geplanten Spielerkader mit sich bringt. Richtig ist aber auch, dass der Verein Fehler und Versäumnisse auf sich nehmen muss!

Nach Aufarbeitung der abgeschlossenen Bayernliga-Saison und den Geschehnissen der letzten Wochen muss sich der FC Sand einräumen, dass er es nicht geschafft hat, einen Hauptverantwortlichen Spielleiter für die 1. Mannschaft zu benennen und als notwendiges Bindeglied zwischen Mannschaft und Verein zu installieren. Dies wurde während des Spieljahrs wiederholt von der sportlichen Leitung angesprochen und Handlungsbedarf aufgezeigt. Weiterhin hat das vor der Saison gebildete Betreuerteam nur bedingt funktioniert, so dass unser scheidender Cheftrainer Matthias Strätz auch mit Nebenaufgaben zusätzliche belastet wurde. An dieser Stelle möchten wir uns bei Matthias Strätz für seinen Einsatz herzlichst bedanken und nur das Beste für seine sportliche Zukunft wünschen.

Das Geschehene können wir nicht mehr ändern daher richten wir nun unseren Blick auf die kommende Saison. Unsere Mannschaft in der Landesliga Nord-West wird zum Großteil aus dem vorgesehenen Bezirksligakader, den verbleibenden Spielern aus dem Kader der 1. Mannschaft und auch aus der U19 aufrückenden Nachwuchsspielern bestehen. Neuer Cheftrainer an der Seitenlinie wird Daniel Rinbergas sein, unterstützt durch Spielleiter Andreas Zösch, Michael Oppelt, Thomas Lörzer, Detlef Nigbur und Tobias Klopf.

Folgender Spielerkader kann mit heutigem Stand bekanntgeben werden: Nils Nigbur (TW), Fabian Zehe (TW), Lukas Frank (TW), Maximilian Zang, Andre Lörzer, Tobias Götz, Beck Felix, Knoblach Christian, Krines Sebastian, Fabio Herrmann, Frederik Kirchner, Fabian Röder, Lorenz Schäder, Tobias Düring, Simon Flachsenberger, Tobias Krines und Pit Panzer. Hinzu kommen die bisher feststehenden Neuzugänge Paul Wagner (DJK Bosco Bamberg) und Tobias Burger (TSV Aidhausen). Weiterhin stoßen mit Julius Hahn, Simon Oppelt, Niklas Stretz und Louis Mahr Talente aus der eigenen Jugendabteilung hinzu. Fraglich ist derzeit noch der Verbleib von Kevin Moser. Ferner laufen jedoch noch Gespräche mit potenziellen Neuzugängen, um den genannten Kader noch gezielt zu verstärken.

Unsere Mannschaft in der Kreisklasse wird, wie bereits verkündet, mit Trainer Steffen Bayer und Co-Trainer Sebastian Zinser in die neue Saison starten. Ihnen stehen mit Jochen Zieg und Thomas Krines zwei erfahrene Betreuer zu Seite.

Der FC Sand bleibt somit weiterhin seiner Philosophie treu und setzt verstärkt auf den eigenen Nachwuchs sowie hoffnungsvolle Talente aus der Region. Wir möchten weiterhin unter der Führung von Jugendleiter Dominik Klauer und seinem Stellvertreter Tobias Klopf die eigene Nachwuchsabteilung fördern und Möglichkeiten im Seniorenbereich aufzeigen – das verdeutlicht u.a. das Mitwirken von Tobias Klopf im erweitertem Teammanagement der 1. Mannschaft als auch in der Jugendleitung.

Hiermit sollte nun Klarheit über die sportliche Ausrichtung des FC Sand für das neue Spieljahr herrschen und es darf wieder mehr Ruhe rund ums Sander Seestadion einkehren.

Großer Dank an alle Funktionäre die in den letzten Tagen an dieser Neuausrichtung bzw. Neuaufstellung im sportlichen Bereich unermüdlichen Einsatz zum Wohle des Vereins gezeigt haben. Ein Dankeschön auch an die Jungs unserer Meistermannschaft, die mit spürbar großer Vorfreude ihre unerwartete Aufgabe angehen und bereits heiß auf den Trainingsstart sind. Der FC Sand wird voller Demut die Aufgabe Landesliga angehen, die Korbmacher11 hat dabei stets unser vollstes Vertrauen und unsere ganze Unterstützung!

Mit sportlichen Grüßen
Vorstandschaft 1.FC 1920 Sand a. Main"

Aufrufe: 04.6.2022, 20:25 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor