2024-05-15T11:26:56.817Z

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Marcello Trippel spielt für Deutschland in der U15.
Marcello Trippel spielt für Deutschland in der U15. – Foto: Borussia MG

Turnier in Veen: Wo es bei der Talentförderung hapert

Auf der Anlage von Borussia Veen traten fünf U16-Mannschaften aus Bundesliga-Klubs vor den Fußball. Viel gesprochen wurde auch über die Jugendarbeit in Deutschland. Das Turnier musste abgebrochen werden.

Einen Einblick in die Arbeit von Nachwuchsleistungszentren haben fußballinteressierte Zuschauer auf der Sportanlage von Borussia Veen erhalten. Bei dem Turnier traten U16-Talente aus den Profi-Klubs des VfL Bochum, MSV Duisburg, von Fortuna Düsseldorf, Borussia Mönchengladbach und Arminia Bielefeld gegeneinander an. Der NLZ-Vergleich endete aber früher als gedacht. Thema am Platz war auch ganz allgemein die Jugendarbeit in Deutschland.

Nach drei Spielrunden in Veen stand das Team von Borussia Mönchengladbach punktgleich mit Fortuna Düsseldorf an der Tabellenspitze. Die letzten Partien wurden nicht angepfiffen, da eine Gewitterfront zum Abbruch des Turniers führte. „Alle Trainer waren sich einig, nicht weiterzuspielen“, erläuterte Simon Lutter, der Obmann der Jugendfußballer der gastgebenden Borussia. Der Pokal bleibt daher bis zum nächsten NLZ-Turnier in Veen im kommenden Jahr stehen. Die teilnehmenden Vereine lobten derweil den Gastgeber für die Durchführung des Turniers und versprachen, im Sommer 2024 wiederzukommen.

Während der Spiele wurde auch über die Entwicklung des deutschen Fußballs und besonders der Talentförderung diskutiert. Die enttäuschenden Länderspiele der A-Nationalmannschaft und das frühe Aus der U21-Auswahl ließen bei so manchen Experten und Ex-Profis die Alarmglocken schrillen. So mahnte kürzlich Weltmeister Bastian Schweinsteiger in einem Interview: „Wir haben irgendwie unsere Werte verloren. Ich glaube, die meisten anderen Länder haben Deutschland als Kämpfer gesehen. Wir haben das Vergessen und uns mehr darauf konzentriert, uns gegenseitig den Ball schön zuzuspielen.“

Der Nachwuchs in Veen zeigte, dass es in Zukunft wieder besser werden könnte. „Nach der WM in Russland war man der Meinung, Deutschland würden die Dribbler fehlen. Aber eigentlich waren wir immer über eine stabile Abwehr und einen starken Mittelstürmer erfolgreich“, sagte der Veener Ejdar Dagdevir, der das Turnier der Nachwuchsleistungsmannschaften federführend organisierte und aktuell Co-Trainer von der U17 des MSV Duisburg ist.

„Ich glaube schon, dass es auch ein Generationen-Ding ist. Einen Miro Klose zum Beispiel kann man sich nicht backen. Oder die Polen werden auch einen Robert Lewandowski nicht alle Jahre hervorbringen können. Es gibt sicherlich ein Talentpool, aber häufig fehlt die Spielzeit auf hohem Niveau“, meinte Felix Galli, U16-Trainer von Borussia Mönchengladbach. Es werde nur auf das Ergebnis geschaut. „Man muss direkt funktionieren, ansonsten wird man ausgetauscht. Oft fehlt die Weitsicht – gerade bei den Grundtugenden. Die Basis muss stimmen. Die Spieler müssen zunächst die Grundtugenden auf den Platz bringen. Aber oft fällt das hinten rüber, weil man nur auf das Spielerische oder das Technische schaut“, meinte Galli weiter.

Sein Trainerkollege vom MSV Duisburg, Alexander Weber, ergänzte: „Wir haben in Deutschland auch sehr vielversprechende Talente. Aber der Ergebnisfußball zieht sich leider in allen Altersklassen durch. Ich finde es gut, dass beim DFB in der U17 und U19 ein Umdenken stattgefunden hat, sodass die NLZ-Mannschaften nicht mehr absteigen können.“ Der Coach denkt, „dass wir in den Nachwuchsleistungszentren das Richtige trainieren, aber in den Profimannschaften bekommen die Jungs oft keine oder zu wenig Spielzeit. Viele Vereine holen lieber Spieler aus dem Ausland, die dort schon mehr Einsatzzeiten hatten.“

Die drei Trainer waren sich einig, dass man in Deutschland wieder mehr Geduld benötigt und den Talenten mehr Spielpraxis geben müsse. Mit Kevin Ahlberg (Mönchengladbach) und Hannes Krasenbrink (Duisburg) standen in Veen zwei Mittelstürmer im Fokus, die durch ihre körperliche Präsenz stets Torgefahr ausstrahlten und schon einige Spiele entschieden haben. Im Sturm der Borussia wirbelte auch der 14-jährige Mika van Lipzig, der kürzlich als Torschützenkönig (18 Treffer in 21 Spielen) der Niederrheinliga vom 1. FC Kleve nach Mönchengladbach wechselte. Mit Marcello Trippel stand bei den Fohlen sogar ein Nachwuchskeeper auf dem Feld, der dem Kader der deutschen U15-Junioren-Auswahl angehört.

Aufrufe: 01.8.2023, 21:00 Uhr
Andre EginkAutor