2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Philip Dauwe

Einer der größten Erfolge der jüngeren Vergangenheit

Wallenhorster Klassenerhalt dank harter Arbeit +++ Umbruch wird weiter vorangetrieben

Was zur Hälfte der Hinrunde nach einer „Mission Impossible“ aussah, konnte Mitte Mai mit einem fetten Haken versehen werden. Dem TSV Wallenhorst gelang nach einer starken Rückrunde der Klassenerhalt in der Bezirksliga Weser-Ems 5. Wir lassen die Saison der Rot-Weißen Revue passieren, analysieren die wichtigsten Augenblicke und geben eine Aussicht auf die kommende Saison.

Die Voraussetzungen: Vor der Saison installierte man mit Christian Schiffbänker einen neuen Übungsleiter für die Erstherrenmannschaft, der gleichzeitig als Spielertrainer die Strippen auf dem Platz ziehen und einen Umbruch innerhalb der Mannschaft vorantreiben sollte. Etliche verdiente Stammkräfte verließen die Wallenhorster zu Saisonbeginn, diese Lücke sollten neun Spieler zu füllen versuchen, die ihre erste richtige Saison im Herrenfußball vor der Brust hatten.

Als größte Baustelle in der Sommervorbereitung sollte sich die körperliche Fitness erweisen – einige Akteure kamen mit deutlichen Rückstanden zum Restart. Fußballerisch fand die Mannschaft überraschend schnell zueinander, wenngleich sich diese zeitige Kennenlernphase zunächst nicht in Resultaten widerspiegeln sollte.

Der Saisonstart: Das Auftaktspiel beim SV Bad Laer sollte ein Sinnbild für die ersten zwei Monate werden. Die Wallenhorster unterlagen, bedingt durch grobe individuelle Fehler und zweier Gegentore in der Nachspielzeit, selbstverschuldet mit 1:2. Das fehlende Spielglück, die hohe Fehlerquote im Individualbereich und die angesprochenen Fitnessmängel lagen bis Ende September wie ein Damoklesschwert über der Kaisereiche.

Gegen Lüstringen (1:3) oder auch in Georgsmarienhütte (2:4) war man leistungsmäßig ebenbürtig, einzig beim 1:3 daheim gegen den Osnabrücker SC setzte es Anfang Oktober eine hochverdiente Niederlage. Die Punktgewinne gegen die späteren Absteiger aus Belm (2:1) und Berge (2:0) sorgten dafür, dass in der Mannschaft und im Umfeld keine voreilige Panik entstand.

Der Wendepunkt: Alles, aber auch wirklich alles, was zum Saisonstart gegen die Wallenhorster lief, sollte am 20.10. in der Dodesheide zu Gunsten der Rot-Weißen ausschlagen. Die Mannschaft, die sich mit jeder Trainingswoche entscheidende Fitnesspunkte erarbeitete und als Team reifte, reiste ohne große Ambitionen in den Stadtbereich und fuhr mit drei genauso unerwarteten, wie verdienten Punkten wieder an die Kaisereiche zurück. Das Schiffbänker-Team zeigte eine defensive Meisterleistung und ließ gegen den damals ungeschlagenen Tabellenführer fast keine Chancen zu.

Die defensive Stabilität: Den Wallenhorster gelang es im Verlauf der Hinrunde ohne Ausnahme, die wichtigen Punkte gegen die direkten Konkurrenten zu holen. Belm, Berge, Kalkriese, Holzhausen – alle Mitstreiter um den Klassenerhalt unterlagen an der Kaisereiche. In diesen vier Spielen ließ das Herzstück der Wallenhorster nur ein einziges Gegentor zu, die Defensive wurde zum Grundstein für viele erarbeitete und teilweise auch erspielte Punktgewinne.

Nach vielen verschiedenen Formationen im eigenen Abwehrverbund verfloßen Grundstruktur und personelle Konstanz miteinander, wenngleich es beim 0:1 gegen Quitt Ankum einen im Nachhinein unbedeutenden Aussetzer gab. Auch, wenn sich das Trainerteam über die gesamte Saison verständlicherweise mit Hervorhebungen zurückhielt: gerade Rechtsverteidiger Noel Schwegmann reifte in dieser Saisonphase in seiner ersten Herrenspielzeit zur verlässlichen Stammkraft.

Die Ernte: Die Vorbereitung auf die Rückrunde begann Mitte Januar, der Grundstein für den Klassenerhalt wurde aber schon vorher gelegt. Durch die starke Trainingsbeteiligung in der Hinrunde waren die Fitnessrückstände ad acta gelegt, Schiffbänker und sein Trainerteam konnten in der Vorbereitung vermehrt spielerische Elemente einfließen lassen. Der Rückrundenstart sollte erfolgreich sein – und nervenaufreibend.

Der Achterbahnfahrt beim 3:2 gegen Bad Laer folgte ein 1:1 in Lüstringen, wo Vincent Brüwer in der Nachspielzeit das wichtigste Tor der gesamten Saison erzielte. Was folgte, war die Ernte der harten Arbeit: man blieb zehn Spiele in Folge ungeschlagen und erarbeitete sich ein ausreichendes Polster auf die Abstiegsplätze, welches bis zum Saisonende halten sollte. Der Leistungseinbruch nach dem feststehenden Klassenerhalt war einerseits einer angespannten Personallage, andererseits einem menschlichen Spannungsabfall bei erreichtem Saisonziel zuzuschreiben.

Das Fazit: Der gesamte Kader, das Trainerteam und die handelnden Personen im Verein haben gemeinsam einen der größten Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte eingefahren. Das im Umfeld nicht unumstrittene Projekt, einem Spielertrainer das Vertrauen für den notwendigen Umbruch zu schenken, sollte sich spätestens ab der Rückrunde als goldrichtig erweisen. Schiffbänker und sein Trainerteam schafften es, aus einem unfitten Haufen talentierter Fußballer eine neunzig Minuten arbeitende Einheit zu formen. Gerade die U19-Spieler, die ihre erste Herrensaison absolvierten, sind nach einem Jahr auf einem richtig guten Weg, sich im Seniorenbereich zu etablieren – haben aber gleichzeitig noch eine Menge Arbeit und Entwicklungspotenzial vor sich.

Auffällig war der quantitative Sprung innerhalb der Mannschaft. Hatte das Trainerteam am Anfang der Saison nur eine Achse aus sechs bis acht fitten und tauglichen Bezirksligaspielern, gesellten sich zu diesem Kreis während der Hinserie und spätestens zum Rückrundenstart immer mehr Spieler hinzu. Die Qualität innerhalb des Kader ist von Monat zu Monat gestiegen, was gerade im Jahr 2022 dafür sorgte, dass Verletzungsprobleme größtenteils aufgefangen werden konnten.

Der Ausblick: Um eine alte Metapher zu bedienen: in der abgelaufenen Saison hat der TSV Wallenhorst erfolgreich nach Öl gebohrt. In der kommenden Spielzeit gilt es, das Öl sinnvoll einzusetzen und weiter zu fördern. Mit Jonas Hörnschemeyer kehrt einer der besten zentralen Mittelfeldspieler der Bezirksliga an die Kaisereiche zurück, vier U19-Spieler mit enormen Potenzial stehen ebenfalls zur Verfügung.

Spannend zu sehen wird sein, wie einzelne Spieler, die Mannschaft und das Trainerteam mit möglichen Leistungsschwankungen umgehen, wie sie gerade in der zweiten Saison häufiger vorkommen können. Es stehen elf Akteure im Kader, die zwanzig Jahre oder jünger sind und Fehler machen dürfen – genau wie die Alteingesessenen, deren wichtige Aufgabe darin besteht, als Lehrmeister für die Jungen zu dienen. Genau, wie sie es diese Saison getan haben.

Einen sportlichen Ausblick zu geben, fällt schwer. Mit Rasensport Osnabrück und vor allem dem TSV Venne kommen zwei Aufsteiger hinzu, die über das Potenzial verfügen, unter den Top 10 zu landen. Der Hoffnung des Trainerteams, in der kommenden Saison schneller in ruhigere Fahrwasser zu gelangen, kann nur Rechnung getragen werden, wenn die Trainingsbeteiligung und der Lernwille weiterhin so hoch bleiben. Fußballerisch hat der TSV auf jeden Fall die Möglichkeiten, sich unabhängig einer Platzierung zeitnah jeglicher Abstiegssorgen zu entledigen.

Aufrufe: 015.6.2022, 14:11 Uhr
Dennis KurthAutor