2024-04-30T13:48:59.170Z

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Mitgefühl für Nagelsmann – und den Fokus auf die eigene Aufgabe gerichtet: 1860-Trainer Maurizio Jacobacci.
Mitgefühl für Nagelsmann – und den Fokus auf die eigene Aufgabe gerichtet: 1860-Trainer Maurizio Jacobacci. – Foto: sampics

TSV 1860 staunt über nervöse Bayern: „Gibt es in der Seitenstraße auch innere Kräfte?“

Jacobacci will Serie starten

Selbst beim TSV 1860 ist man über die Entlassung von Julian Nagelsmann überrascht. Maurizio Jacobacci zeigt Mitgefühl und will selbst eine Siegesserie starten.

München – Die Löwen hatten im Februar 27 Tage benötigt, um nach dem Aus für Michael Köllner einen neuen Cheftrainer zu installieren. Beim Nachbarclub, dem FC Bayern, ging es rekordmeisterlich schnell – und natürlich war die Blitzablösung von Julian Nagelsmann durch Thomas Tuchel am Freitag auch das Gesprächsthema Nummer 1 an der Grünwalder Straße.

Sogar Hans Sitzberger, 70, der zurückhaltende Vizepräsident, lieferte einen Beitrag. In die Kommentarspalte eines Focus-Artikels schrieb der Neu-Rentner: „Vom Club-Boss noch gelobt und dann Tage später der Rauswurf. Gibt es in der Seitenstraße auch innere Kräfte?“ Mit ähnlichen Worten hatte Köllner gegen Ende seiner Löwen-Zeit interne Strömungen angeprangert, „die kein Ruhmesblatt“ seien „für einen erfolgreichen Verein“. Trainer Maurizio Jacobacci, Köllners Nachfolger, reagierte ähnlich überrascht, aber weniger mitteilsam. Auf Nachfrage sagte er in der Presserunde vor dem Heimspiel gegen Dortmund II: „Ich habe es wie alle anderen Leute spät am Abend erfahren. Es tut mir immer leid für einen Kollegen, der in eine solche Situation gerät. Mich persönlich beschäftigt das aber weniger.“

TSV 1860: Jacobacci redet nicht von Aufstieg – will aber Serie starten

Für Jacobacci war das Thema damit beendet. Lieber sprach er über seine Mission bei 1860, die eine „schöne und intensive“ Aufgabe sei. „Das ist eine große Sache“, sagte er – sie bereitet ihm zunehmend Freude. Am Montag, nach seinem Premieren-Sieg in Aue (3:1), gönnte er sich einen freien Vormittag, traf einen alten Freund und ließ bei einem Kaffee die Entwicklung der letzten Wochen Revue passieren. „Ein Sieg ändert alles“, räsonierte er: „Es ist ein fantastisches Gefühl gewesen, ein Glücksmoment. Ich habe diesen Tag wirklich genossen.“ Und natürlich ist es nun sein Ziel, noch mehr von diesen positiven Tagen als Löwen-Trainer zu erleben.

Den nächsten am Sonntag gegen Dortmund II, denn trotz seiner wachsenden Gefühle für 1860 – viel weiter möchte der Italiener aktuell nicht nach vorne denken. Angesprochen auf das Interview von Joseph Boyamba, der den Aufstieg noch nicht völlig abgehakt hat, sagte Jacobacci: „Es ist wichtig, dass man sich Ziele setzt. Das nächste kleine Ziel für uns alle sollte sein, eine Serie zu starten.“ Dazu brauche es den zweiten Sieg. „Erst wenn wir dieses Ziel geschafft haben“, so der Coach, „können wir uns neue Teilziele setzen. Wir dürfen nicht den Fehler machen, zu weit nach vorne zu schauen.“ Das, merkte er an, würden schon andere Leute erledigen.

TSV 1860: Bleibt Jacobacci über die Saison hinaus?

Ähnlich zurückhaltend äußerte sich der Italiener, die eigene Zukunft betreffend. Bei 1860 gibt es immer mehr einflussreiche Menschen, die sich vorstellen können, mit Jacobacci über den Sommer hinaus weiterzumachen. Er selbst sagte dazu: „Zwei Monate (bis zum Saisonende/Red.) sind noch lang. Irgendwann werden sicher die Gespräche kommen. Aber ganz klar ist: Wenn wir Resultate erzielen, dann ist jeder glücklich – und wenn das der Fall ist, dann erübrigt sich wahrscheinlich auch die Diskussion um meine Person.“

Am Freitag diskutierte man vor allem über den Nachbarverein. Gegenüber unserer Zeitung relativierte Vize Sitzberger seine Aussage, den FC Bayern betreffend. Er meinte sehr treffend: „Auch auf höherem Niveau sind die Mechanismen gleich. Wenn der Erfolg ausbleibt, wird’s ungemütlich – und am Ende erwischt es dann meistens den Trainer. Überraschend auch bei einem Verein, der noch drei Titel gewinnen kann.“ (ulk)

Aufrufe: 024.3.2023, 17:53 Uhr
Uli KellnerAutor