2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Stephan Salger: Konnte zum Abschied nicht auf die 2. Liga anstoßen.
Stephan Salger: Konnte zum Abschied nicht auf die 2. Liga anstoßen. – Foto: Imago/MIS

Stephan Salger nimmt Abschied von den Löwen: „Ich wünsche Sechzig den Aufstieg“

Innenverteidiger folgt Ruf aus der Heimat

Stephan Salger verlässt den TSV 1860 München und kehrt zurück nach Köln. Zum Abschied haben wir mit dem Defensiv-Routinier gesprochen.

München – Seit Herbst 2020 war Stephan Salger Löwe, jetzt wechselt der 32-jährige Innenverteidiger zum 1. FC Köln II in die Regionalliga West. Für unsere Zeitung stand er für ein Abschiedsinterview bereit.

Herr Salger, Umzugskartons in der Domstadt schon ausgepackt?
Nein, noch nicht. Die stehen sogar noch eingelagert in München. Jetzt stand erst mal der Familienurlaub in Thailand an und in unserem Haus wird auch noch umgebaut. Da wäre aktuell noch nicht genug Platz.
Bei Ihrem Abschied sprachen Sie von rein privaten Gründen, die für den Wechsel zum FC gesprochen haben. Dass Sie aber 1860 überhaupt verlassen haben, gab es dafür auch andere Gründe?
Nein. Die Perspektive beim Verein hätte gestimmt, das sieht man ja jetzt auch an den Transfers und den Äußerungen zur neuen Saison, dass Ambitionen vorhanden sind. Ich hatte jetzt eben die Möglichkeit, heimzukehren in meinem Alter, mit einem langfristigen Vertrag bei meinem Heimatverein. Das konnte ich nicht ablehnen und musste mich dann leider auch gegen Sechzig entscheiden.
Es sollte dann aber der 1. FC Köln sein? Bei der Viktoria hätten Sie ja auch in der 3. Liga spielen können.
Das war nie ein Thema. Ich habe mit dem FC sehr früh Kontakt gehabt und beide Seiten hatten Bock auf die Zusammenarbeit. Weil ich damals auch selbst in den Jugendmannschaften dort meine ersten Schritte gehen durfte, war es jetzt wieder die beste Lösung für mich.
Fiel der Abschied schwer?
Ich genieße erst mal die Sommerpause. Jeder Fußballer ist froh, nach Saisonende mal eine Zeit lang nicht gegen den Ball treten zu müssen. So richtig realisieren, dass ich nicht mehr in München spiele, werde ich wahrscheinlich erst, wenn ich wieder das FC-Trikot trage. Aber wir hatten beim TSV eine gute Truppe und mit einigen werde ich in Kontakt bleiben.
Was werden Sie an München am meisten vermissen?
Die Erfahrung muss man – zumindest was die Lebensqualität angeht – wegen Corona ja fast schon auf ein Jahr beschränken. Die Esskultur ist etwas Besonderes. Auch die Wörter wie „Semmel“ oder „Weißbier“… bei uns bestellt man Weizen (lacht). Aber auch die Menschen werde ich vermissen: sei es unsere Waschfrau Tanja, Steges, unseren Zeugwart, die Physios oder die Mitspieler.
Was hat den Löwen in den beiden Jahren mit Ihnen gefehlt zum Aufstieg?
Unsere Schwächephasen waren einfach zu lang. Dann mussten wir immer wieder hinterherlaufen, haben uns mit einem riesigen Aufwand trotzdem noch die Möglichkeit erkämpft, wieder oben dran zu sein. Die Unentschieden haben sich – gerade in diesem Jahr – angefühlt wie Niederlagen und man ist mit dem gleichen Gefühl nach Hause gegangen. Von diesen Spielen gab es zu viele.
Aber was waren die Gründe dafür?
Vor dieser Saison hatten wir nicht die beste Vorbereitung. Das war nicht rund und hat sich durch die Hinrunde gezogen. Sicherlich waren wir auch noch zu geknickt von den negativen Ereignissen in der Saison davor.
Machen Sie sich selbst auch Vorwürfe, es nicht geschafft zu haben? Der Anspruch des Vereins ist es ja nicht, dauerhaft in der 3. Liga zu spielen …
Nein. Natürlich wäre ich gerne mit Sechzig aufgestiegen. Aber wir waren ja nie die Übermannschaft in der Liga. Für diese Saison, mit den Schwächephasen und der negativen Situation im Winter (um Sascha Mölders, d. Red.) haben wir am Ende mit Platz vier noch überperformt.
Was bräuchte es, damit es in dieser Saison für den TSV klappt? Präsident Reisinger hat das Ziel Aufstieg klar definiert.
Konstanz. Die Verpflichtungen ergeben alle Sinn und man sieht eine gewisse Angriffslust des Vereins. Aber die anderen schlafen natürlich auch nicht. Da werden wieder sechs bis acht Mannschaften oben mitspielen.
Angriffslust? Hat die in den vergangenen beiden Jahren gefehlt?
Die Gründe für den Nicht-Aufstieg waren andere. Der vierte Platz wirkt in diesem Jahr einfach eher wie ein gewonnener. Es scheint, als ob jetzt Gas gegeben und alles auf eine Karte gesetzt wird. Auch der Trainer hat wahrscheinlich klar das Ziel, dass es nach oben geht.
Zum Abschluss: Haben Sie den Traum, noch mal mit Köln II in der 3. Liga auf den TSV zu treffen?
Ich habe schon mal drüber nachgedacht (lacht). Aber dafür muss schon viel zusammenkommen. Wir müssten sehr schnell sehr gut performen und starke Konkurrenten hinter uns lassen. Ich hoffe für Sechzig einfach, dass sie selbst aufsteigen und es so gar nicht zum Duell kommt.

Das Gespräch führte Jacob Alschner.

Aufrufe: 08.6.2022, 16:56 Uhr
Jacob AlschnerAutor