2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Abschied vor leeren Sitzschalen: Sieben 1860-Profis wurden am Freitag von Sportchef Günther Gorenzel mit Erinnerungsfotos ausgestattet.
Abschied vor leeren Sitzschalen: Sieben 1860-Profis wurden am Freitag von Sportchef Günther Gorenzel mit Erinnerungsfotos ausgestattet. – Foto: Stefan Matzke

TSV 1860 München: Lex trifft bei Giesinger Abschiedsparty

Achtfaches Servus vor 3:1-Heimsieg gegen Mannheim

Das Stadion war noch weitgehend leer, als es erstmals emotional wurde auf dem Rasen. Sämtliche 1860-Profis des Waldhof-Kaders reihten sich vor der Haupttribüne auf, und dann traten sie nach vorne, die scheidenden Löwen.

München – Kapitän Stefan Lex, Marius Willsch und Marcel Bär – bei diesem Trio stand die Trennung seit Wochen fest. Offiziell ist seit Freitag der Abschied von Quirin Moll, Joseph Boyamba, Daniel Wein und Semi Belkahia – auch sie bekamen von Sportchef Günther Gorenzel ein gerahmtes Erinnerungsfoto in die Hand gedrückt. Raphael Holzhauser, der wegen eines Trauerfalls fehlte, gehört ebenfalls zu den Ex-Löwen in spe – und einer, der sich im Hintergrund hielt, ebenso: Yannick Deichmann.

Nach Informationen unserer Zeitung hat der ligaweit umworbene Kämpfer den 1860-Bossen am Donnerstag mitgeteilt, dass er das Angebot des FC Ingolstadt annehmen wird. Sein Ex-Trainer Michael Köllner ruft – und auch eine Stange Geld. Deichmann quält sich seit Wochen mit seiner Entscheidung rum – am Ende siegte der Kopf über sein Herz. Es soll ein Wunsch des Spielers gewesen sein, den Abschied nicht auch am Freitag zu verkünden. Den Unmut der Fans hat der Musterprofi nicht verdient – er hätte auch den Rahmen getrübt beim letzten Giesinger Heimspiel dieser nur anfangs begeisterten Saison.

Am Freitag war die Stimmung noch einmal prächtig – weil die Abschiedslöwen kurzen Prozess mit einem SV Waldhof machten, der nur physisch angereist war – und völlig zurecht schon zur Pause mit drei Toren hinten lag. Mit 3:1 gewann das Team von Maurizio Jacobacci am Ende – und versüßte den Fans mit schönen, leichtfüßig herausgespielten Toren die Aussicht auf eine sportlich ungewisse Zukunft. Einziger Schönheitsfleck war der strittige Handelfmeter, den Mannheims Bexter-Bahn in der 84. Minute verwandelte.

Den Anfang bei der Tor- und Abschiedsparty gegen den SV Lustlos Mannheim hatte standesgemäß Kapitän Lex gemacht, der sich nach seinem Führungstreffer in der 16. Minute vor den Westkurvenfans verneigte. In Fynn Lakenmacher (38.) und Jesper Verlaat (42.) trugen sich auch zwei Spieler ein, die der blaue Anhang sehr wahrscheinlich nächste Saison wiedersehen wird. Auch Deichmann gab alles, um ein Abschiedstor zu hinterlassen, allerdings hatte der Pfosten zweimal etwas dagegen.

Noch einmal knuddeln: Lakenmacher und der scheidende Deichmann feiern den scheidenden Lex. Mit ihnen freut sich Boyamba, der 1860 ebenfalls verlässt.
Noch einmal knuddeln: Lakenmacher und der scheidende Deichmann feiern den scheidenden Lex. Mit ihnen freut sich Boyamba, der 1860 ebenfalls verlässt. – Foto: kolbert-press/Ulrich Gamel

Ein Tusch der vereinseigenen Blasmusik wäre bei so viel Spielfreude angebracht gewesen. Die Grundstimmung beim Heimfinale war bestens – trotz Abschiedswehmut und der Tatsache, dass sich zwei Teams begegneten, die noch in der Winterpause nicht damit gerechnet hatten, sich am Ende ein Duell um Platz sieben der Abschlusstabelle zu liefern.

Der Abend klang harmonisch aus – weil Jacobacci ab der 88. Minute in den Emotionsmodus schaltete. Kapitän Lex und Vorjahres-Torschüttzenkönig Bär wurden bei ihren Auswechslungen mit Sonderapplaus bedacht, eingewechselte Recken wie Marius Wilsch und Daniel Wein erhielten noch ein paar Abschiedsminütchen. „Einmal Löwe, immer Löwe“, sangen die Fans – der Song, der die Zuschauer auch aus dem Stadion begleitete, als das letzte Heimspiel der Saison abgepfiffen war. Zuvor hatte das Team noch ein riesiges Plakat über den Platz getragen: „Danke Fans, Ihr seid Löwenstark!“

Aufrufe: 019.5.2023, 19:44 Uhr
Uli KellnerAutor