Der TSV 1860 München demontiert den MSV Duisburg in der ersten Halbzeit. Der Traum vom Aufstieg in die 2. Bundesliga wird früh in der Saison konkret. Eine kommentierende Analyse.
München - Michael Köllner hat es längst zum Ritual gemacht: Bei Heimspielen im Grünwalder Stadion läuft der Trainer des TSV 1860 München alle vier Tribünen entlang und applaudiert den anwesenden Löwen-Fans. Köllner macht das vor Spielbeginn - und nach jeder Partie auf Giesings Höhen. Von den Rängen weht ihm umgekehrt reichlich Applaus entgegen.
Schließlich ist der 52-jährige Oberpfälzer maßgeblich dafür mitverantwortlich, dass die leidgeprüften Anhänger der Sechzger in dieser Saison zuversichtlich von der Rückkehr in die 2. Fußball-Bundesliga träumen dürfen. Mehr noch: Das 4:1 (4:1) der Löwen gegen den MSV Duisburg war eine beeindruckende Machtdemonstration des Tabellenführers, der in sieben Spielen 19 von möglichen 21 Punkten geholt hat. Der Sieg war deshalb so richtungsweisend, weil auch der Kontrahent aus Meiderich formstark in die Isarmetropole gereist war.
Konkret: Duisburg hatte aus den vier Partien zuvor zehn Punkte geholt. Spieler wie Sebastian Mai, Marvin Bakalorz, Moritz Stoppelkamp und Aziz Bouhaddouz gehören nicht nur wegen ihrer Zweitliga-Erfahrung, sondern wegen ihrer fußballerischen Qualität ins obere Regal der 3. Liga. Trotzdem: Die Sechzger überrannten diese ausgebuffte Mannschaft förmlich. Angreifer Albion Vrenezi mit einem Doppelpack (2. Minute/32.), Mittelstürmer Fynn Lakenmacher (12.) und Allrounder Yannick Deichmann (35.) sorgten schon nach etwas mehr als einer halben Stunde für die Entscheidung. Mehr noch: Die Löwen spielten wie entfesselt. Ihre Körpersprache ließ keinen Platz für Selbstzweifel.
„Ich glaube, wir haben eine furiose halbe Stunde gespielt. Mit das Beste, was ich seit langem von meiner Mannschaft gesehen habe“, sagte Trainer Köllner bei Magenta Sport. Besonders die Tore gefielen ihm offensichtlich. Sein Team habe „unheimlich attackiert, extrem kaltschnäuzig, super Tore geschossen - jedes fast wie aus dem Lehrbuch“, meinte der frühere Coach des 1. FC Nürnberg zu den Treffern der Giesinger. Einziger Schönheitsfleck unter der Gala in der ersten Halbzeit war ein kurioses Eigentor von Torwart Marco Hiller (43.)
„Es macht extrem Spaß. Auf jeder Position haben wir Topspieler, das hat man gesehen. Sie haben das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. So macht Fußball Spaß“, sagte Doppelpacker Vrenezi nach der Partie bei Magenta Sport. Er war in dieser Saison schon der zehnte Torschütze, was die Unberechenbarkeit der 1860-Mannschaft unterstreicht. Wohl dem, der in der 3. Liga bei den Wechseln dann noch einen Spieler wie Martin Kobylański nachlegen kann.
„Spitzenreiter, Spitzenreiter, hej, hej“, sangen die Löwen-Fans gegen Spielende frenetisch. Sie sind sich offensichtlich sicher: Wenn der TSV so weitermacht, mit dieser Überzeugung, werden die Sechzger auch am Ende der Saison ganz oben stehen und nach dem bitteren Abstieg 2017 die Rückkehr in die 2. Bundesliga feiern. (pm)