Der TSV Murnau löst die Aufgabe gegen den SV Pullach souverän. Trotz zahlreicher Ausfälle und ohne spielerische Leckerbissen besiegen die Gastgeber den Tabellensiebzehnten mit 3:1.
Murnau - Es ist die Zeit des Jahres, in der sich zeigt, wer für Fußball gemacht ist und wer nicht. Bunte Herbstblätter bedeckten das Feld. Löcher und Fetzen zeichneten den Rasen. Schon zur Pause benötigte man in Murnau das Flutlicht, um den Durchblick zu behalten. Und dann durchseuchen Viren gerade das ganze Team. Über Nacht erwischte es den Kapitän, Thomas Bauer, als prominentesten Ausfall neben Torjäger Maximilian Nebl. „Ich will andere Mannschaften sehen, die Kapitän und Top-Torjäger so ersetzen können. Das macht mich schon ein bisschen stolz“, sagt Martin Wagner, Trainer des TSV. Seine Fußballer stellten sicher, dass sie es mit der Landesliga, mit dem höherklassigen Fußball ernst meinen, dass sie inzwischen Männer und keine Buben mehr sind.
Ohne spielerisch zu glänzen, erledigten sie diese bedeutende Pflichtaufgabe gegen Pullach in der Manier eines Arztes beim operativen Eingriff: präzise und kurzweilig. 3:1 schlugen sie den SV Pullach, den Vorletzten der Landesliga, brachten zwölf Punkte zwischen sich. „Das ist ein Quantensprung“, jubiliert Wagner.
Der Mann des Tages erfuhr erst morgens von seinen Pflichten. Eigentlich war Manuel Diemb für die Reserve eingeplant, er ist selbst erst seit wenigen Tagen wieder fit. Aber nach dem Ausfall von Thomas Bauer brauchte es Routine und vor allem Führung. Also beorderte ihn der Trainer doch in die Erste. Die Frage war auf welcher Position? Seit dem Abgang von Fabian Erhard fehlt Murnau ein Stürmer in der Rotation. Diemb könnte, wird aber genauso in der Innenverteidigung gebraucht. Dort wechseln sich er, Philip Jarosch und Christoph Greinwald verlässlich ab. Dieses Dilemma wird Wagner noch länger begleiten. „Gar nicht einfach, die richtige Entscheidung zu treffen. Tendenziell sehe ich ihn vorne, weil er einen unheimlichen Torriecher hat.“
Gegen Pullach verhalfen Diemb seine Ur-Instinkte vor der Kiste zu zwei Toren, seinen beiden ersten in der Landesliga. Einmal nutzte er die traumhafte Vorarbeit von Luis Zehetmeier zu einem Doppelpass samt Tor mit Roman Trainer (2:0). Das andere Mal schraubte er sich nach einer Flanke von Tizian Schatto in die Lüfte, köpfte ein (3:1). Treffer drei – die Führung nach bereits fünf Minuten – erzielte Georg Kutter mit einem seiner bekannten Tiefenläufe. „Ich sag’ ihm noch, die soll er dosieren“, scherzt Wagner. Nach Bauers Ausfall war der Uffinger defensiver aufgestellt. Erwähnt sei auch, dass Pullachs Ersatztorwart Carsten Altstadt nicht das beste Timing beim Verlassen seines Tores wählte.
Sämtliche drei Treffer erzählten mehr über Pullach als über den TSV. Es lag nicht an der Offensivstärke der Drachen, dass es wieder mehr Erfolgserlebnisse gab. „Nach vorne geht mir was ab. Das wurmt mich, weil wir im Training viel machen“, klagt Wagner. Die Treffer fielen leicht, weil Pullach sich längst in diesem berüchtigten Teufelskreis verirrt hat. Objektiv gesehen, macht diese Mannschaft wenig falsch. Sie kickt gefällig, sie ist ballsicher, sie erspielt sich Torszenen. So liest man’s jede Woche über die Raben. Aber sie erleben eines dieser Horrorjahre, in denen niemand sagen kann, was eigentlich falsch läuft.
Auch Wagner wusste nicht, was er bei Pullach groß analysieren sollte, außer dass die Drachen die Tore gegen die zweitschlechteste Defensive der Liga ohne großen Aufwand schoss. Ihm war’s einerlei. Nachdem der Abstand zur Abstiegszone auf zwölf Zähler vergrößert war, widmete sich der Coach dem nächsten Ziel: „Jetzt müssen wir schauen, Distanz zu den Relegationsplätzen zu bekommen.“