2025-01-24T06:57:50.986Z

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Erfahrener Mediator: Stefan Schwinghammer hat das Feuer im Team wieder entfacht.
Erfahrener Mediator: Stefan Schwinghammer hat das Feuer im Team wieder entfacht. – Foto: Oliver Rabuser

„Mir geht es wieder gut“: Stefan „Speedy“ Schwinghammer verlängert beim FC GAP

Bis Saisonende

Der 1. FC Garmisch-Partenkirchen beendet die Saison mit Trainer Stefan Schwinghammer. Danach ist Schluss.

Garmisch-Partenkirchen – Eine der wichtigsten Fragen beim 1. FC Garmisch-Partenkirchen ist geklärt: Stefan „Speedy“ Schwinghammer dehnt sein Engagement als Cheftrainer des Landesligisten um ein halbes Jahr aus. „Er macht bis zum Saisonende weiter, dann ist Schluss“, fasst Clubchef Arne Albl das Pro-forma-Gespräch zusammen. „War schnell erledigt und in fünf Minuten alles besprochen.“

Der Ohlstädter übernahm vor fünf Spieltagen den Job von Florian Heringer und führte die Fußballer um Moritz Müller mit einer Serie von fünf Siegen am Stück aus der Abstiegszone. Nun setzt er die Zusammenarbeit mit dem Landesligisten um weitere zwölf Spieltage fort. Albl ist froh über Schwinghammers Bereitschaft, die Mannschaft anzuleiten. „Es ist in unserem Sinne. Wir ziehen das ganz ungezwungen durch.“ Die Trainersuche, sofern es sie überhaupt gab, ist damit beendet. Ein Raster möglicher Kandidaten wurde rudimentär aufgestellt. „Explizit gesprochen haben wir mit niemandem.“ Albl setzte inständig auf die Status-quo-Trumpfkarte.

Gesundheit Schwinghammers war ausschlaggebend

Schwinghammer machte sich die Entscheidung nicht ganz so einfach, wie es Außenstehende eingedenk der Erfolgsbilanz vielleicht gemutmaßt haben. Schließlich ging es nicht ums Geld, Spielermaterial oder andere strukturelle Dinge. Sondern um die Gesundheit. Noch nach dem 2:1 gegen den SV Pullach räumte der 60-Jährige ein, dass die Anspannung auf den Spieltag bereits zwei Tage vor Anpfiff spürbar anwächst und seine Leidenschaft und sein Feuer schwer zu kontrollieren sind. Aufregung ist aber genau das, wovor sich Schwinghammer hüten soll. Hier aber kommen die Früchte seiner bisherigen Arbeit zum Tragen: Mit 15 Punkten und der Aussicht auf eine relativ ungetrübte Vorbereitung, gibt es aktuell keinerlei Anlässe für innere Unruhen. Plötzlich traut man dem FC den Klassenerhalt nicht nur zu – inzwischen wird er vorausgesetzt. „Noch neun Punkte, dann sind wir total save“, hat Albl durchgerechnet. Die Wahrscheinlichkeit ist bei 36 zu vergebenen Zählern enorm hoch. „Dass die Mannschaft Potenzial hat“, steht außer Frage.

Ein neuer Trainer im Winter hätte mutmaßlich das Aus für den 60-Jährigen bedeutet. „Er hätte aufhören müssen, oder wollen“, gibt Albl zu bedenken. Der erfolgreiche Coach plötzlich wieder im zweiten Glied wäre unweigerlich auch mit gewaltigen Fußstapfen für den neuen Chef verbunden gewesen. „Macht keinen Sinn.“ Die Mannschaft will den „Speedy“, die Mannschaft behält den „Speedy“. Das verdeutlicht auch Defensiv-Allrounder Elian Schmitt. „Er hat eine besondere Art, uns Spieler zu motivieren und uns in einer schwierigen Phase sehr geholfen.“ Dem kann sich Jonas Schrimpf nur anschließen und betont Schwinghammers Akzent auf „viel Miteinander“ sowie Augenmerk auf „sauberes Passspiel und das Ausnutzen von Ballbesitzphasen“.

Unter Schwinghammer schöpft der FC GAP sein volles Potenzial aus

Schwinghammer wollte immer dem Verein helfen. Jenem Club, für den er früher selbst gespielt und den er zu Kreis- und Bezirksligazeiten bereits einmal trainiert hat. Jetzt beeindruckt er mit seiner Expertise als erfahrener Mediator und hat ein Team ohne die letzte Überzeugung und Hingabe wieder seinem eigentlichen Potenzial nahegebracht. „Er hat das Feuer wieder entfacht“, unterstreicht Schrimpf. Mit kleinen, aber feinen Kniffen. „Im Prinzip hat er nicht viel geändert“, sagt Albl. Irgendwie aber doch. „Er hat mehr Disziplin und das Einhalten von Vorgaben eingefordert – und keine Ausreden zugelassen.“ Mit dem Ligaverbleib würde Schwinghammer nicht nur für einen geordneten Übergang zur neuen Spielzeit sorgen. Er würde auch sein eigenes Kapitel in der Vereinshistorie des FC fortschreiben.

Das sagt Stefan „Speedy“ Schwinghammer zu seiner Verlängerung

Herr Schwinghammer, entgegen Ihrer Skepsis im Herbst bleiben Sie nun doch verantwortlicher Trainer beim FC. Wie kam es zu diesem Entschluss?

Es ist das Beste für den Verein. Ich mache bis Ende Mai weiter, bis dahin kann man sich in Ruhe umschauen. Im Winter ist das nicht so einfach.

Sie sahen sich als Übergangslösung bis zum Winter. Was führte zum Umdenken?

Es macht mir Spaß mit den Jungs. Sie sind willig. Jetzt geht es um die Weiterentwicklung. Dadurch hat es auch ein Nachfolger im Sommer leichter.

Sind Ihre gesundheitlichen Bedenken ad acta gelegt?

Stress ist generell schlecht für mich. Und natürlich merke ich die Anspannung vor dem Spiel. Ich sehe aber alles gelassener als früher, fresse nichts mehr in mich rein. Mir geht es inzwischen wieder gut. Es ist eine Autoimmun-Krankheit, die ich gut im Griff habe.

Im Griff haben Sie ganz offensichtlich auch Ihre Spieler. Wenn die Serie so weitergeht, kämpfen Sie – scherzhaft gesagt – am Ende noch um den Aufstieg in die Bayernliga.

Ja, klar (lacht). Im Ernst: Die Landesliga ist für dieses Team die richtige Liga, um sich zu entwickeln. Wir brauchen noch sechs bis acht Punkte, um ganz sicher zu sein. Das aber soll nicht unser Ziel sein. Denn das haben wir schon damit erreicht, dass wir im Frühjahr ohne Druck arbeiten können.

Woran könnte man sich in den verbleibenden zwölf Spielen stattdessen orientieren?

In der Mannschaft ist mit Ausnahme von zwei Spielern (Anm. d. Red: gemeint sind David Salcher und Momo Ndiaye) kein Spieler an seinem Zenit angekommen. Da ist noch viel mehr Luft nach oben. Die Burschen müssen ihr Können nur abrufen. Das möchte ich ihnen vermitteln.

Trotzdem scheinen seit Ihrer Übernahme ein paar Knoten gelockert oder gar gelöst zu sein. Woran ist das festzumachen?

Du brauchst Typen, die hinter dem Ganzen stehen. Keine, die mal da sind, dann wieder nicht. Das kapiert auch der Verein immer mehr. Der Kader ist absolut ausreichend für diese Liga. Aber du brauchst eine Einheit. Und da kristallisiert sich immer mehr heraus, wer da dabei sein möchte. Fußballerisch kann immer noch einiges besser werden. Aber das kommt automatisch, wenn du es willst.

Ihre Ansichten über die Mannschaft klingen einzig nach Vorwärtsgang.

Man schaut immer auf Geretsried oder Schwaig und redet darüber, wie gut die sind. Das sind Vorbilder für uns. Dahin kann man selber auch kommen. Wenn man lernt, fehlerfreier zu spielen und auf sich selbst zu schauen. Die Mannschaft war auch vor mir nicht schlecht. Aber einmal gut spielen und dann zweimal wieder nicht, reicht halt nicht. Da sind wir auf einem guten Weg.

Aufrufe: 012.12.2024, 09:52 Uhr
Oliver RabuserAutor