2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der SV Straelen steht im DFB-Pokal.
Der SV Straelen steht im DFB-Pokal. – Foto: Imago Images

SV Straelen & VfR Warbeyen: Keine Angst vor großen Zielen

Durch die Erfolge des SV Straelen und VfR Warbeyen im Niederrheinpokal ist der Kreis Kleve erstmals doppelt im DFB-Pokal vertreten und damit bundesweit im Fokus. Die Leistungen beider Vereine können Vorbildcharakter für die ganze Region haben.

Ende Juli und Mitte August wird auch der Kreis Kleve für zwei Tage auf der deutschen Fußball-Landkarte vertreten sein – mindestens. Denn für die erste Runde des DFB-Pokals 2022/23 haben sich mit den beiden Regionalliga-Vereinen SV Straelen (Männer) und VfR Warbeyen (Frauen) am vergangenen Wochenende auch zwei Klubs aus der Region ihr Ticket für die große Fußball-Bühne gesichert.

Der SV Straelen schlug im Finale des FVN-Pokals den Ligakonkurrenten Wuppertaler SV mit 1:0, die Warbeyenerinnen wurden ihrer Favoritenrolle beim 8:0 über den Bezirksligisten Rhenania Bottrop mehr als gerecht.

Von diesen beiden Erfolgen werden nun aber nicht nur die beteiligten Vereine zehren. Auch der Kreis Kleve als Region könnte profitieren. Mit etwas Losglück werden beide Klubs ihre Partien auf heimischen Plätzen austragen dürfen – je nach Gegner könnten auch viele Gästefans den Weg ins Grenzgebiet antreten. Diese Möglichkeit blieb den Frauen des SV Walbeck im Jahr 2017 noch verwehrt, sie mussten damals in der ersten DFB-Pokalrunde im Saarland antreten und schieden aus.

Zweiter Coup für Straelen

Der SV Straelen steht nun nach 1998 zum zweiten Mal im DFB-Pokal. Damals kassierte er im Finale des Niederrheinpokals ein 0:2 nach Verlängerung gegen Rot-Weiß Oberhausen. Da RWO aber in dieser Saison in die Zweite Bundesliga aufstieg und automatisch ein Startrecht für den DFB-Pokal erhielt, rückte der SVS in die erste Runde nach. Dann folgte das Aus gegen Fortuna Düsseldorf (4:7). Aber was damals galt, wird auch 2022 wieder gelten: Dabeisein ist alles – egal, was dabei herauskommt.

Der SVS hat keine Ambition, den DFB-Pokal zu gewinnen, das wäre auch für die krassesten Optimisten illusorisch. Er hat aber ein Ziel, wie in den vergangenen Jahren auch: Er will das Beste herausholen. So wie in der Regionalliga, so wie im Nieder­rheinpokal. Und die Macher beim SVS wissen, was machbar ist, und was nicht. Und wenn es nicht klappt, wie es soll, dann werden Korrekturen in die Wege geleitet – seien es Trainer- oder Spielerwechsel (und die gab es in den vergangenen Jahren nicht selten) oder Kursänderungen.

Ja, der SV Straelen hält sich in der Regionalliga eher über Wasser, als dass er oben angreifen könnte. Da fehlen noch Prozentpunkte, um die Dritte Liga anzupeilen, aber der Verein zeigt seit Jahren, dass es sich lohnt, Ziele konsequent umzusetzen und ist damit auch ein Vorbild für andere Klubs. Er bastelt am Kader, er tauscht Trainer aus, er hat eine beeindruckende Jugendarbeit. Er hat die Infrastruktur, und ja: auch die finanziellen Mittel, die andere Klubs nicht haben. Die Römerstraße ist seit Jahren die Top-Adresse für Amateurfußball im Kreis Kleve.

Das ist neidlos anzuerkennen. Und das sollten auch diejenigen mal, die den SVS oft wie folgt kritiseren: Spieler von auswärts für teuer Geld kaufen, keine Eigengewächse ins Team einbinden, Trainer verheizen. Mag sein. Das sind Punkte, über die man diskutieren kann. Eins steht aber fest: Wäre der SV Straelen ein reiner Dorfverein, bei dem es eher um Spaß an der Freud und die dritte Halbzeit in der Kabine geht, hätte er niemals den Einzug in den DFB-Pokal geschafft. Geld regiert die Welt, auch zunehmend den Amateurfußball. Und die, die jammern und kritisieren, sorgen mit ihren Bezahl-Abonnements für Profifußball im TV dafür, dass sich die Kommerzmentalität auch in die unteren Ligen frisst. Wichtig ist, dass ein Ziel verfolgt wird, ob bei Profis oder Amateuren. Denn wer kein Ziel vor Augen hat, kann auch nicht siegen.

Ambitionierter VfR Warbeyen

Ziele hat man derweil auch beim VfR Warbeyen. Und die werden auch durchaus forsch und ambitioniert vorgetragen: Mittel- bis langfristig solle der Weg in die Zweite Bundesliga führen, verkündete Sandro Scuderi, der Trainer der Frauenmannschaft, schon kurz nach dem Aufstieg in die Regionalliga vor mittlerweile zwei Jahren. Man dürfe allerdings nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Entsprechend kann man den Gewinn des FVN-Pokals nun als erste gelungene Zwischenetappe verbuchen. Eine, über die man sich auch freuen darf.

Die Richtung stimmt offenbar, der Fokus bleibt aber weiter aufrecht erhalten. Denn der jetzige Erfolg kommt auch nicht von ungefähr. Er ist das Ergebnis eines gut strukturierten Plans, der vor elf Jahren erdacht wurde und nun erste schmackhafte Früchte trägt. Das Frauenteam steht im gesicherten Mittelfeld der Regionalliga, im Talentförderzentrum Kämpferherzen – der Allianz der beiden Vereine VfR Warbeyen und 1. FC Kleve zur Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs – wird seit Jahren erfolgreiche Jugendarbeit betrieben. Als vor nunmehr zwei Jahren der erfahrene Fußballlehrer Sandro Scuderi zum didaktischen Leiter ernannt wurde, war das ein klares Signal, sich künftig noch professioneller aufzustellen.

Mit Erfolg: Inzwischen zieht es sogar internationale Talente nach Kleve. Während die (inzwischen abgestiegene) Regionalliga-Konkurrenz aus Moers und Budberg am Rande des Ruhrgebiets im Wust der vielen Vereine untergeht und kaum noch eigene Strahlkraft entwickelt, floriert der Frauen- und Mädchenfußball in der vermeintlichen Abgeschiedenheit des Klever Grenzlands.

Nebenbei wird zudem hart daran gearbeitet, auch die Infrastruktur auf ein ordentliches Fundament zu stellen. Der Bau einer eigenen Anlage mit drei Spielfeldern, acht Umkleidekabinen und mehreren Funktionsräumen steckt allerdings immer noch in der Planung, da die Standortfrage noch nicht geklärt ist. Die Qualifikation für den DFB-Pokal könnte der stockenden Umsetzung dieser Pläne nun noch einmal Schwung verleihen.

Schwung, der mitgenommen werden sollte. Die jüngsten Erfolge des SV Straelen und VfR Warbeyen – oder beispielsweise auch die der Handballer und Handballerinnen des TV Aldekerk – sind nicht alltäglich und vor allem nicht selbstverständlich. Sie sollten Antrieb für andere Vereine sein, engagierter Arbeit sowie ambitionierten Denkweisen keine geografischen oder ideologischen Grenzen zu setzen. Geduld und langfristig angelegte Konzepte sind die Grundlage. Und davon profitieren nicht nur die Protagonisten. Sondern letztlich auch der Sport sowie die Menschen in der Region.

>>> Das Teilnehmerfeld des DFB-Pokals

Aufrufe: 026.5.2022, 12:00 Uhr
RP / Markus Plüm & Christian CadelAutor