2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Justin Borchardt
Justin Borchardt – Foto: Kerstin Kellner

„Ich komme nicht so weit hierher, um weiterhin auf der Bank zu sitzen“

Justin Borchardt schloss sich im Sommer der TSG Neustrelitz an. Vor Beginn der Vorbereitung sprachen wir mit dem Torhüter über seine neue Herausforderung, eine Saison zum Vergessen und seine Ziele

Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/- regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Justin Borchardt, #499

Justin im August startet die Oberliga-Saison mit einem Gastspiel beim MSV Pampow. Wie groß ist die Vorfreude?
Die Vorfreude ist natürlich riesig. Ich komme nach Neustrelitz, um Spiele zu machen und mich weiterzuentwickeln. Ich denke, die Oberliga ist der beste Weg, Erfahrung zu sammeln und sich zu präsentieren. SChin jetzt bin ich davon überzeugt, dass wir eine sehr gute Rolle in der neuen Saison spielen werden.
Darüberhinaus freue ich mich auch riesig auf das Aufeinandertreffen mit einigen ehemaligen Mitspielern, wie zum Beispiel Manuel Härtel (Optik Rathenow) oder auch Franz Bobkiewicz (Staaken) und noch weiteren Spielern, die man von früher kennt.

Eine sehr gute Rolle - so gut, um euch in den Favoritenkreis zu heben?
Da die Mannschaft in der letzten Saison schon eine starke Leistung abgeliefert hat, ist in der neuen Saison sicherlich noch mehr drin. Der Großteil des Kaders bleibt zusammen und ich will mich schnell dort hineinkämpfen und so erfolgreich wie möglich abschließen. Ich denke, wir können uns in den Favoritenkreis schieben, wenn wir eine konstante Leistung liefern und jedes Spiel professionell angehen. Meine Einstellung dazu passt jedenfalls.

Was erwartest du generell von der Oberliga Nord in dieser Saison?
Ich erwarte einen heißen Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga. Jeder möchte dort hoch und wird sich dafür ins Zeug legen. Es wird kein Selbstläufer wieder so eine starke Saison zu spielen, wie Neustrelitz es in der letzten Saison gemacht hat. Mit Rathenow, Tasmania und Fürstenwalde sind auch ein paar interessante und leistungsorientierte Vereine aus der Regionalliga heruntergekommen, diese wollen sicherlich so schnell wie möglich wieder hoch. Wir wollen wieder da oben dabei sein und wer weiß, vielleicht ist sogar mehr möglich.

Für dich beginnt hier bei der TSG Neustrelitz ein ganz neues Kapitel.
Das ist wohl wahr. Man kann es einen kompletten Neuanfang nennen. Einige sagen, es ist ein Schritt zurück, aber ich denke, es ist zwar ein Schritt runter in eine andere Liga, aber das kann auch der absolute Sprung werden.

Wie kam es überhaupt dazu, dass du den SV Babelsberg 03 verlassen hast?
Leider wurde ich in der letzten Saison sehr oft von Verletzungen zurückgeworfen. Ich hatte ein paar Monate trainiert, als der erste Rückschlag kam, Probleme im Sprunggelenk / Knöchelbereich. Dann war ich wieder im Training, sogar eine längere Zeit, als ich mich beim Aufwärmen vor dem Heimspiel gegen Lok Leipzig schwer an der Schulter verletzt habe. Nächster Rückschlag. Das hat sogar etwas länger gedauert. Nach der Winterpause war ich wieder fit, aber wenige Woche nach dem Start das nächste schlimme Ding. Syndesmosebandanriss im Sprunggelenk.

Das klingt nach einer Spielzeit zum Vergessen…
Richtig, ich war kein einziges Mal richtig fit, gerade erst ins Training eingestiegen und schon wieder verletzt raus. Das war daher ein sehr schwieriges Jahr für mich. Somit habe ich natürlich auch so gut wie keine Spielpraxis sammeln können, nur in einigen Testspielen in den Vorbereitungen und ein Landespokalspiel gegen RSV Eintracht. Da ich im letzten Sommer schon neben dem Fußball auch eine Ausbildung beginnen wollte, was aber leider nicht zustande gekommen ist, da es zeitlich einfach nicht möglich war, musste und wollte ich mich für die neue Saison neu orientieren. Mir war es generell wichtig neben dem Fußball ein zweites Standbein aufzubauen, da man nie weiß, wie lange man spielen kann bzw. wie lange der Körper mitmacht. Somit habe ich mich entschieden, auch wegen geringer Spielpraxis, einen neuen Weg zu gehen.

Wie war es für dich als junger Schlussmann das Debüt in der Regionalliga zu feiern?
Ich habe in der Saison 2019/20 noch als U19 Spieler schon fest bei der Regionalliga Mannschaft mittrainiert und kam sogar gegen Bischofswerda zu meinem Debüt. Ich war 17 Jahre alt und habe damit gar nicht gerechnet, aber der damalige Trainer Predrag Uzelac hatte volles Vertrauen in mich und hat mir insgesamt vier Regionalliga Spiele und ein Landespokal Spiel gegeben.

Warum waren es am Ende „nur“ vier Spiele in der Regionalliga Nordost?
Wie gesagt, habe ich die vier Regionalliga Spiele gemacht, als ich noch für die U19 spielberechtigt war. Das war quasi ein riesiger Bonus für mich. Jeder im Verein und auch außerhalb konnte sehen, was ich draufhabe. Letztendlich ist es dann leider bei einem Stand von null Regionalliga Spielen, in meinem ersten Männerjahr, geblieben. Durch meine Verletzungen konnte ich mich nie richtig auszeichnen im Training und somit hatte ich mir keine Spielchance erkämpfen können.

Und jetzt hoffst du neben einer verletzungsfreien Saison auf mehr Spielpraxis, oder generell den nächsten Schritt?
Ich erhoffe mir natürlich viel mehr Spielpraxis und das ist auch mein Ziel und mein Vorhaben. Ich habe mich für Neustrelitz entschieden, weil das Umfeld einfach super ist, ich eine Ausbildung nebenbei machen kann und die Verantwortlichen mich von Anfang an überzeugt haben. Wir haben ein paar Ziele für die nächsten Jahre und ich möchte fester Bestandteil beim Erreichen dieser Ziele sein. Ich komme nicht so weit hierher, um weiterhin auf der Bank zu sitzen, dafür arbeite ich im Training hart und will mir die Chance verdienen mich zu zeigen.

Machen die vielen Verletzungen etwas mit dir, oder startest du unvorbelastet in die neue Saison?
Natürlich habe ich mich hinterfragt, woran es denn liegen könnte. Manchmal hat man einfach eine wahnsinnig schwere Phase und dann passieren dinge, die einfach nicht passen sollten. Aus meinen Verletzungen habe ich gelernt, habe sehr intensiv an meinem Körper gearbeitet und war dauerhaft im Fitnessstudio, um eine Art „Polsterung“ um die empfindlichen Körperteile aufzubauen. Da haben mir auch die vielen Crossfit Workouts mit unserem Physiotherapeuten bei Babelsberg sehr geholfen. Ich gehe jetzt mit einem guten Gefühl in die neue Saison und hoffe verletzungsfrei zu bleiben, um mein komplettes Talent wieder an den Tag legen zu können.

Neustrelitz ist jetzt nicht gerade um die Ecke. Musst du jeden Tag pendeln oder suchst du dir in der Nähe eine Wohnung?
Korrekt, das sind ein paar Kilometer. Der Verein hat sich super um diese Situation gekümmert und mir in sehr kurzer Zeit Wohnungsbesichtigungen ermöglicht. Ich habe mich für eine schöne 2-Raum-Wohnung in Neustrelitz entschieden und bin dort vor gut einer Woche eingezogen und fühle mich schon jetzt pudelwohl. Die Stadt ist zwar klein, aber wunderschön. Es gibt schöne Orte zum Entspannen, aber auch einiges zu erleben. Die Nähe zum Wasser gefällt mir sehr und bis zur Ostsee ist es auch nicht mehr weit. Ich denke, hier kann man es sich gut gehen lassen.

Kommen wir zurück zum Sportlichen. Jetzt stehen wir aber erstmal am Anfang der Vorbereitung. Freust du dich schon auf intensive Trainingseinheiten?
Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe. Ich komme hier her, um mich weiterzuentwickeln und meine Fähigkeiten weiter auszubauen und zusätzlich an Fehlern oder Hindernissen zu arbeiten. Wir beginnen heute mit der Vorbereitung und ich freue mich riesig, jeden einzelnen kennenzulernen und mich im Verein zeigen zu dürfen. Ich kenne den neuen Trainer Jörg Buder sehr gut, da ich in Babelsberg auch schon unter ihm trainiert und gespielt habe und meine Erfahrung sagt mir, dass wir eine intensive, aber auch mit Spaß verbundene Vorbereitung haben werden. Wir wollen alle vollständig fit in die Saison starten und das geht nur mit ein paar Schweißtropfen.

Schon eine Woche vor dem Ligastart steht ein ganz besonderes Highlight an. Pokalspiel gegen den Karlsruher SC. Kann man sich „David gegen Goliath“-mäßig auf eine Überraschung einstellen?
Das DFB-Pokalspiel ist natürlich das absolute Highlight, nicht nur für den Verein, sondern für den ganzen Verband und der gesamten Region, wenn nicht sogar für ganz Mecklenburg-Vorpommern. Wer jetzt aber sagt, dass wir als Oberligst eine realistische Chance haben, gegen einer sehr guten Mannschaft aus der 2. Bundesliga mitzuhalten bzw. Paroli zu bieten, der hat die ganze Sache wohl nicht recht verstanden. Klar erhofft man sich immer viel, aber man muss ehrlich sein und der Wahrheit ins Auge blicken. Wir versuchen das bestmögliche draus zu machen und vielleicht ist am Ende eine Überraschung möglich. Träumen ist erlaubt.

Sind das Spiele, für die man als Fußballer aktiv ist. Gegen einen Zweitligisten spielt man nicht aller Tage?
Ja genauso ist es, das gesamte Team ist enorm heiß auf dieses Spiel. Wir arbeiten jetzt genau daraufhin, aber müssen auch an unsere Liga denken, die ja eine Woche später beginnt. Der Fokus liegt aber definitiv erstmal auf diesem wahnsinnig geilen Spiel und jeder einzelne auf dem Platz wird sich mit jedem Körperteil reinhauen. Dieses Spiel muss man genießen und am Ende des Tages darf man Stolz sein, dieses Spiel gespielt haben zu dürfen. Wir freuen uns über ein volles Haus und mächtig Stimmung in Neustrelitz. Das wäre mein erstes DFB-Pokalspiel und das mit 19 Jahren.

Bekommt man es da mit er Nervosität zu tun?
Vor dem Spiel werde ich bestimmt sehr aufgeregt sein, aber das legt sich sicherlich während des Spiels, wenn man voll im Fokus ist. Ich kann meine Vorfreude nicht in Worte fassen. Ich bin jetzt schon mächtig Stolz, dabei sein zu dürfen.

Aufrufe: 04.7.2022, 12:49 Uhr
Marcel PetersAutor