2024-05-02T16:12:49.858Z

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Auf der außerordentlichen Versammlung der SSVg Haan ging es turbulent zu.
Auf der außerordentlichen Versammlung der SSVg Haan ging es turbulent zu. – Foto: Jakob Klos

SSVg 06 Haan sucht den neuen Zusammenhalt

Persönliche Diskussionen, finanzielle Überraschungen und ein engagierter Sicherheitsdienst prägen die Mitgliederversammlung.

Die außerordentliche Mitgliederversammlung am Montagabend machte es deutlich: Die Sport- und Spielvereinigung 06 Haan steht vor einem schwierigen Umbruch. Der begann offensichtlich bereits im vergangenen Jahr.

Ein kurzer Rückblick: Die Suche nach einem neuen Vorstand gestaltete sich mühselig, letztlich erklärten Sükra Kafa und Orhan Aktas ihre Bereitschaft, die vakanten Posten zu übernehmen. Im Mai 2022 wählten die Mitglieder Sükrü Kafa zum Vorsitzenden und Orhan Aktas zum Geschäftsführer. Später ergänzte Alpaslan Güngör nach einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung den Vorstand als 1. Kassierer. Im Herbst reduzierte sich das Trio nach dem Rücktritt von Aktas auf zwei Personen: Kafa und Güngör versuchten, das Vereinsschiff weiter durch die Fußball-Saison 2022/23 zu lotsen.

Ein Unterfangen, das misslang. Zu viele Emotionen kamen ins Spiel. Die mündeten in einer Trainerentlassung in der Winterpause, dem Abgang zahlreicher Spieler, der Neuverpflichtung eines Coaches für die erste Herrenmannschaft und der Rekrutierung gleich eines ganzen Teams des SC Sonnborn – die Reserve der Wuppertaler spielte in der Kreisliga B und wegen Unstimmigkeiten im Wuppertaler Klub meldete sie sich vom Spielbetrieb ab. Seinerzeit belegte sie übrigens den zweiten Platz. Wegen der internen Querelen erteilte der SC Sonnborn der Truppe, die als Einheit einen neuen Klub suchte und so zur SSVg 06 Haan kam, keine Freigabe. Das hatte auch Konsequenzen für die SSVg. Weil einige Neuzugänge ohne die notwendige Spielberechtigung im Haaner Kreisliga A-Team zum Einsatz kamen, urteilte der Fußballkreis Solingen: Sieben Punkte Abzug und eine Geldstrafe.

Der Abstieg war damit endgültig besiegelt und aufgrund vieler Ungereimtheiten, aber auch Anfeindungen gegen ihn persönlich erklärte Sükrü Kafa seinen Rücktritt und lud zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. Zentrales Thema: Neuwahlen.

Rege Teilnahme an Mitgliederversammlung

Rund 500 Mitglieder zählt die SSVg 06 Haan aktuell. Davon trugen sich 133 Stimmberechtigte am Montagabend in die Teilnehmerliste ein – unter den strengen Augen eines Sicherheitsdienstes, den der noch amtierende Vorstand bestellt hatte. Eine ungewöhnliche Maßnahme und zumindest im Haaner Klub ein Novum. Die Emotionen kühlte das jedoch nur wenig ab, als Sükrü Kafa den Vorstandsbericht verlas, dabei seinen Rücktritt noch einmal erläuterte. „Leider muss ich als Vorsitzender die Verantwortung übernehmen. Ich habe es nicht geschafft, Ruhe in den Verein zu bringen“, sagte er. Dem Verwaltungsrat übergab er ein Schreiben, in dem er erklärte, den finanziellen Schaden, der durch den Punktabzug wegen fehlender Spielberechtigungen entstand, in Höhe von 1000 Euro ab dem 1. Juli in 100 Euro-Raten zu erstatten.

Eine kontroverse Diskussion entstand um die von Kafa getätigte Aussage, der vorhergehende Vorstand habe ihm und seinen Mitstreitern „5000 Euro Schulden“ hinterlassen. „Zu dem Zeitpunkt, als wir die Kasse übernommen haben, hatten wir dieses Minus“, betonte er noch einmal. Wohl eine Frage des Blickwinkels, denn gut vier Wochen später war das Minus durch die Zahlungen der Stadt Haan für die Platzpflege (absehbar?) wieder ausgeglichen.

Neue Unruhe in die Versammlung brachte der Kassenbericht von Alpaslan Güngör. Wesentlicher Grund: Mitgliedsbeiträge in Höhe von 8000 bis 10.000 Euro sind aktuell noch offen. „Ich kam noch nicht dazu, sie einzuziehen“, erklärte Güngör. Die Kassenprüfer bestätigten, dass die ihnen vorliegenden Belege korrekt verbucht waren, gaben aber auch zu Protokoll, dass zum Zeitpunkt der Kassenprüfung nicht alle notwendigen Belege einsehbar waren.

Fünfstellige Abfindung erhitzt Gemüter

Brisanz hatte die Frage aus der Versammlung heraus, ob das Gerücht stimme, dass es einen Vertrag mit dem jetzigen Trainer der ersten Mannschaft gebe, der den Verein dazu verpflichte, dem Coach im Falle der vorzeitigen Entlassung eine Abfindung in Höhe von 25.000 Euro zu zahlen. Kafas kurze und knappe Antwort: „Diesen Vertrag gibt es. Den Betrag gibt es auch.“ Und erhitzte damit die Gemüter noch weiter.

Angesichts dieser Ungereimtheiten votierten die Mitglieder für eine namentliche Abstimmung über die Entlastung des Vorstandes. Das Ergebnis: Eine Mehrheit lehnte die Entlastung ab.

Erfrischend reibungslos verliefen danach die Neuwahlen. Das lag vor allem an der Mannschaft, die Hanno Krüger als potentieller Kandidat für das Amt des 1. Vorsitzenden aufgestellt hatte und die mit ihrer Mischung von Personen aus vielen Bereichen des Vereins überzeugte. Aber auch mit seiner eigenen Vita, denn der 56-Jährige arbeitet als Ressortleiter im Landessportbund und bringt so umfassende Kenntnis in der Vereinsarbeit mit. „Fairness, Respekt und Toleranz“ nannte er als Eckpfeiler für das Wirken im Vorstand der SSVg.

Mit Patrick Wenk steht Krüger ein Urgestein des Vereins als 1. Geschäftsführer zur Seite. Der 36-Jährige ist „seit den Bambini“ im Klub, trainiert aktuell die Frauenmannschaft und erklärte: „Ich habe in der SSVg viele Höhen und Tiefen mitgemacht und möchte, dass wir wieder als Verein auftreten, der für Zusammenhalt steht.“ Das Amt des 1. Kassierers hat nun Peter Gerling inne. Der 47-Jährige war bislang als Pressewart tätig und hat drei Kinder, die in der SSVg unterwegs sind.

Der neue Vorstand nahm bereits die Arbeit auf und vereinbarte in enger Abstimmung mit dem alten Vorstand eine zeitnahe Übergabe.

Aufrufe: 015.6.2023, 09:00 Uhr
RP / Birgit SickerAutor