2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Tobias Sellmaier

SG Sonnenhof: Klartext vom Mann am Mikrofon

Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Tankred Volkmer nun Stadionsprecher bei Großaspachs Fußballern. Der 53-Jährige hat in der Zeit die vier Aufstiege hoch in die Dritte Liga ebenso miterlebt wie die zwei Abstiege binnen zwei Jahren und die damit verbundene Rückkehr in die Oberliga.

„Ich bin immer dabei, sofern ich nicht im Urlaub bin oder selbst einen
Wettkampf habe“, sagt Tankred Volkmer. Deshalb wird er sich morgen trotz
des Großaspacher Abstiegs auf den Weg zur Partie bei Rot-Weiß Koblenz
machen. Der 53-Jährige, als Team-Welt- und -Europameister sowie
Einzel-Vizewelt- und -Vizeeuropameister im Poolbillard für
Rollstuhlfahrer selbst ein erfolgreicher Sportler, ist am Ball, wenn die
Fußballer der SG Sonnenhof ab 14 Uhr im Stadion Oberwerth ihren vorerst
letzten Regionalliga-Auftritt haben. So, wie es der Stadionsprecher
schon seit der Zeit tut, in der die Elf aus dem Fautenhau noch in der
Landesliga um Punkte kämpfte.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist der in Althütte aufgewachsene und
dort immer noch wohnende Volkmer bei den Schwaben der Mann am Mikrofon.
Er, der beim TSV Althütte selbst Fußball spielte, bis ihn ein Autounfall
in den Rollstuhl zwang, hat seither alle Aufstiege inklusive der sechs
Jahre Dritte Liga mitgemacht und er hat nun binnen zwei Jahren die
ersten beiden Abstiege der Klubgeschichte miterlebt. „Jetzt sind wir
wieder da, wo wir vor 15 Jahren auch waren“, bilanziert er trocken. Nach
dem 3:1 gegen Ulm vergangenen Samstag und den gleichzeitigen
Punktgewinnen der Konkurrenz aus Frankfurt und Hoffenheim sah sein
Gefühlsleben ein wenig anders aus. Tankred Volkmer brauchte selbst
Trost. „Es hat mich einfach übermannt“, blickt er auf die Minuten nach
dem Spiel zurück. Kurz zuvor hatte er übers Mikrofon den Fans noch Mut
zugesprochen und gesagt: „Ich verspreche, die SG Sonnenhof kommt wieder
zurück.“

Bleibt die Frage, weshalb die SG überhaupt runtermusste von der vierten
Liga? „Ich kann es mir nicht erklären. Am Anfang der Saison und gegen
Ulm haben die Spieler ja gezeigt, dass sie es können“, antwortet er, der
durchaus bekannt dafür ist, Klartext zu reden. Wie Mitte Dezember, als
er nach dem 0:4 im letzten Heimspiel gegen den damals ebenfalls noch
abstiegsgefährdeten FC Astoria Walldorf die Fans sowie Spieler in die
Winterpause verabschiedete und dabei dem einen oder anderen Fußballer
empfahl, sich doch bis zum Wiederbeginn einen anderen Verein zu suchen,
wenn er sich mit der SG nicht identifizieren wolle. Fünf Monate später
sagt er dazu: „Das hätte ich in der Form nicht sagen dürfen. Es ist
einfach so aus mir rausgebrochen.“ So wie es einem halt manchmal
passiert, wenn er Woche für Woche am Spielfeldrand mitleiden muss.

Nun, nachdem das Kind in Aspach das zweite Mal binnen zwei Jahren in den
Brunnen gefallen ist, findet das Mitglied des Vereinsbeirats erneut
deutliche Worte. Zum Beispiel bei der Anmerkung, dass rein rechnerisch
die Rettung mithilfe eines 8:0 beim Sechstletzten Koblenz noch möglich
ist. „Hör mir auf“, gibt der 53-Jährige kurz und knapp zurück.
Redseliger wird er bei der Frage, wie’s zu der Negativentwicklung kommen
konnte. „Für mich hat es mit dem Abstieg aus der Dritten Liga begonnen
und ist eng mit dem Namen Markus Lang verbunden.“ Er glaubt, dass die SG
mit dem mittlerweile für den Oberligisten FSV 08 Bissingen tätigen
46-jährigen Coach den Turnaround geschafft hätte, wenn der Klub den
damaligen Co-Trainer zum Chef befördert hätte. Auch, weil der ehemalige
Meistermacher der TSG Backnang den Verein und die Region bestens kenne.
So wie der künftige Trainer Evangelos Sbonias (39). „Seit ich weiß, dass
er den Posten übernimmt, verspüre ich wieder Zuversicht.“

Lang und Sbonias verströmen für Tankred Volkmer die Form der
Regionalität, die ein Verein wie die SG Sonnenhof einfach brauche. Egal
in welcher Liga. Und deshalb merkt er noch an: „Der neue Co-Trainer
Julian Schieber ist zum Glück auch von hier.“ Seine Forderung: „Wir
müssen wieder ein Verein mit Perspektive werden“– auch für Spieler aus
der Region. Seine Überzeugung: „Wir haben im Laufe der Drittliga-Jahre
unsere DNA verloren und nie zurückbekommen.“ Seine Forderung für den
Neuaufbau nach dem Neuaufbau und den geschätzten sechs Umbrüchen zuvor:
„Weniger Schickimicki“ und wieder mehr Dorfklub.

Spieler mit dem Herzen und der Mentalität eines Dominik Salz oder des
Abwehrvorkämpfers Kai Gehring wünscht er sich und sagt: „Wir brauchen
Typen, die für Verein und Team einstehen. Wir haben lauter nette Kerle,
aber wir brauchen welche, die’s auch mal knallen lassen.“ Wobei der
Altgediente weit davon entfernt ist, die Misere nur der sportlichen
Leitung in die Schuhe zu schieben: „Deren Job möchte ich nicht machen.
Joannis Koukoutrigas zum Beispiel war für mich immer ein Zauberer und
ich frage mich auch heute noch, wo der damals die ganzen Spieler
hergebracht hat, die uns weitergeholfen haben.“ Er sieht sich und den
gesamten Klub in der Pflicht. Wichtig ist für ihn, zu begreifen, „dass
wir kein Dritt- und kein Regionalligist mehr sind, sondern Oberligist“.

Dort will Volkmer seinen Verein aber vorne mitspielen sehen und will
eine Mannschaft erleben, die sich als Einheit präsentiert. Denn: „Ich
habe kein Problem, wenn man verliert, obwohl man sich den Hintern
aufgerissen hat. Das aber erwarte ich und das wird am Ende immer
belohnt.“ Egal, ob in der dritten, vierten oder künftig wieder fünften
Liga. Einer Spielklasse, die für ihn durchaus Reize hat: „Ich freue mich
auf die Spiele gegen Backnang und finde den Weg klasse, den die TSG
hinter sich hat.“ Eine Entwicklung, die für ihn sogar ein Novum mit sich
bringt. Bei seinem Einstieg als SG-Stadionsprecher vor 22 Jahren war das
Duell weit weg von der Oberliga. Damals war es die Landesliga.

Die FuPa-Fakten zum Spiel gibt es hier:

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Aufrufe: 013.5.2022, 06:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Uwe Flegel Autor