2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Kompromissloser Abräumer: Junglöwe Michael Glück bei seinem ersten Profieinsatz über 90 Minuten – nur das Ergebnis passte gegen Regensburg nicht (0:1).
Kompromissloser Abräumer: Junglöwe Michael Glück bei seinem ersten Profieinsatz über 90 Minuten – nur das Ergebnis passte gegen Regensburg nicht (0:1). – Foto: imago

Sechzigs Austria-Talent Michael Glück nach DFB-Pleite: „Ich hab ihnen ein paar Sprüche gedrückt“

Youngster spricht über seinen Aufstieg und Häme für Fußball-Deutschland

Zuletzt stand Michael Glück zweimal über 90 Minuten auf dem Platz. Im Interview spricht der Junglöwe über seinen Aufstieg bei 1860 und den ÖFB-Sieg.

München – In sportlich wie politisch harten Zeiten beim TSV 1860 ist Michael Glück einer der Lichtblicke: 20 Jahre jung, aus Österreich stammend, dem neuerdings erfolgreichen Fußballland, überdurchschnittlich talentiert. NLZ-Chef Manfred Paula sagt über den aufstrebenden Innenverteidiger: „Bei ihm passt einfach das Gesamtpaket, von den athletischen Voraussetzungen über das Spielverständnis bis hin zu technisch-taktischen Dingen.“ Das erste Interview seiner Profikarriere führte Glück mit dem Münchner Merkur und der tz.

Michi, als Sie am 13. Juni 2003 geboren wurden, war gerade die große Zeit der Österreicher beim TSV 1860. Gleich vier Ihrer Landsleute standen gleichzeitig im Profikader. Bekommen Sie die Namen zusammen?

Puh, schwierig. Liendl, Okotie, Baumgartlinger . . .

Glücks Selbsteinschätzung zu seinen Stärken: Saubere Technik, Spieleröffnung und Zweikampfverhalten

Nicht ganz. Es war die Generation vorher mit Cerny, Pürk, Weissenberger und Stranzl.

Cerny sagt mir was, Stranzl könnte sein. In dem Dorf, wo ich aufgewachsen bin (Ostermiething im Innviertel/Red.), da standen ManU oder Barça höher im Kurs, halt die großen Clubs. Das hat sich dann erst geändert, als ich mit acht rüber zu Wacker Burghausen bin. Da galt 1860 im Jugendbereich als Nonplusultra – noch vor den Bayern.

2018 sind Sie dann auch ins Löwen-NLZ gewechselt – zur U 16. Wie würden Sie selber Ihr Stärken beschreiben?

Ich denke, dass ich für einen Innenverteidiger eine relativ saubere Technik habe – weil ich auch früher vorne gespielt habe, erst Stürmer, dann im Zentrum und später auf der Sechs. Die Spieleröffnung zählt sicher zu meinen Stärken, das Zweikampfverhalten ist mit den Jahren dazugekommen.

„Ich hatte mein freiwilliges soziales Jahr im Internat absolviert – und plötzlich stand ich neben den ganzen Profis auf dem Platz.“

Michael Glück über seinen Sprung in die 1. Mannschaft.

Als Sie mit 18 erstmals bei den Profis mittrainieren durften, war der damalige Cheftrainer mäßig begeistert. Was war der Grund?

Ich kann mich noch gut daran erinnern. Ich hatte mein freiwilliges soziales Jahr im Internat absolviert – und plötzlich stand ich neben den ganzen Profis auf dem Platz. Alles war neu, ich inmitten der Jungs, zu den ich bisher hochgeschaut hatte – und Michael Köllner. Im Nachhinein hat er mir gesagt, dass er anfangs gar nicht wusste, was er mit mir anfangen soll. Als dann mein Vertrag auslief und ich im Frühjahr wieder dabei war – da hat’s ihm deutlich besser gefallen. Und ich hab auch selber gemerkt, dass ich meine Zurückhaltung etwas abgelegt hatte.

Für die Rückrunde 2022/23 wurden Sie dann verliehen – an Südwest-Regionalligist Hessen Kassel, wo Sie nach Ihrem Kurzgastspiel sogar zum Spieler des Jahres gewählt wurden. Eine wertvolle Erfahrung?

Auf jeden Fall. Ich glaub’, dass ich mich da auch persönlich weiterentwickelt habe. Sportlich haben wir den Klassenerhalt geschafft – und ich durfte mit Spielern wie Sercan Sararer zusammenspielen. Anfangs hast du ihm angemerkt, dass ihm nach dem Türkgücü-Aus körperlich was gefehlt hat. Aber als er dann fit war, puh – da hast du es schwer gehabt gegen ihn.

„Es hat mich natürlich narrisch gefreut.“

Michael Glück über den ÖFB-Sieg am Dienstag in Wien.

Sie sind ja gebürtiger Salzburger, also aus Österreich, das im Fußball auf dem Vormarsch ist. Wie haben Sie das Länderspiel am Dienstag erlebt?

Ich hab’s zusammen mit Kollegen aus der U21 geschaut. Die haben nur geschimpft, vor allem wenn ich ihnen dann auch noch ein paar Sprüche gedrückt habe. Für uns Österreicher ist Deutschland schon immer ein wichtiges Spiel. Es hat mich natürlich narrisch gefreut.

Wie gern wären Sie selber mal im ÖFB-Team dabei?

Das ist natürlich ein großer Traum. Es würde mich brutal stolz machen, wenn ich mal mein Land vertreten könnte.

„Wir brauchen Punkte, wie wollen in der Tabelle nach oben.“

Michael Glück über das Spiel gegen die SpVgg Unterhaching.

Hat Österreich das große Nachbarland im Fußball überholt?

Ich denke, man sollte das auch nicht überbewerten. Deutschland hat durch seine ganzen WM-Titel so einen Stellenwert – für Österreich ist es eine schöne Momentaufnahme, aber wir erinnern uns auch noch an die anderen Zeiten. An Zeiten, wo wir uns nie für die großen Turniere qualifizieren konnten.

Für 1860 steht am Samstag das Derby gegen Haching an. Keiner der vier Innenverteidiger ist mehr verletzt oder gesperrt. Spielen Sie trotzdem?

Ich denke, dass ich es in letzter Zeit ganz gut gemacht habe. Im Endeffekt ist es die Entscheidung des Trainers. Er weiß jetzt aber, dass er sich auf mich verlassen kann.

Für die Stimmung zählt nach dem Aus im Totopokal nur ein Sieg, oder?

Natürlich wollen wir Pipinsried wieder wettmachen – auch wenn es nicht ganz möglich ist. Sagen wir mal so: Wir brauchen Punkte, wir wollen in der Tabelle nach oben – auch deshalb ist es ein sehr wichtiges Spiel für uns. (Interview: Uli Kellner)

Aufrufe: 024.11.2023, 09:05 Uhr
Uli KellnerAutor