2024-05-02T16:12:49.858Z

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Da hilft auch der Trost von Stüberlwirt Heinz Hanke (l.) nichts: Maximilian Heringer droht nach seinem Kreuzbandriss das vorzeitige Karriereende.
Da hilft auch der Trost von Stüberlwirt Heinz Hanke (l.) nichts: Maximilian Heringer droht nach seinem Kreuzbandriss das vorzeitige Karriereende. – Foto: Oliver Rabuser

Schwere Verletzung überschattet Aufstiegsfreude: Oberhausener Maximilian Heringer droht Karriereende

Fußball

Am Tag, als der Landesliga-Aufstieg gelang, riss sich Fußballer Maximilian Heringer das Kreuzband. Nun droht dem Verteidiger des 1. FC Garmisch das Karriereende.

Garmisch-Partenkirchen/Oberhausen – Als verlässlicher Kreisklassen-Kicker wechselte Maximilian Heringer vor vier Jahren vom damaligen BSC Oberhausen zum 1. FC Garmisch-Partenkirchen. Bei den Werdenfelsern ging’s dann stetig bergauf: Anfangs noch Rechtsverteidiger und Ergänzungsspieler entwickelte sich Heringer zur unerlässlichen Stammkraft mit der Attitüde des Führungsspielers im Abwehrzentrum. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Doch ausgerechnet jetzt, da Heringer mit dem 1. FC die sofortige Rückkehr in die Landesliga geschafft hat, droht ihm das Karriereende.

Es war der 7. Mai. Ein besonderer Tag für die Fußballer vom Gröben. Der Matchball zum Aufstieg war bereits ausgerufen. Strahlender Sonnenschein über dem schmucken Stadion des SV Bad Heilbrunn bot ein angesichts der langen Kälteperiode ungewohntes Bild. Alles war gerichtet. Zwar musste sich der FC mit dem SV die Punkte teilen, zum vorzeitigen Meistertitel reichte es dennoch. Nach Schlusspfiff war der Freude keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Ein stetes Wechselspiel zwischen Absendern und Adressaten von Bierduschen ließ die Euphorie im Lager der Garmisch-Partenkirchner über das Vollbrachte allenfalls erahnen. Maximilian Heringer bekam den Inhalt einer vorgeschüttelten Halbe von Dominik Schubert ins Gesicht gefeuert. Er lachte, nahm’s nur zu gerne hin.

Das Kreuzband ist förmlich „pulverisiert“

Doch tief drin in Heringer sah es ganz anders aus. Bereits kurz vor Spielende wurde er von einem Wasserfall an Tränen durchgeschüttelt. Inmitten aller Freude widerfuhr ihm so ziemlich das Schlimmste, was einem Fußballer überhaupt passieren kann: Das linke vordere Kreuzband gibt es praktisch nicht mehr. „Pulverisiert“, beschrieb es der 29-Jährige plakativ. Dazu das Außenband ein- und das Innenband angerissen. Lappalien im Vergleich zur Kerndiagnose. Wie so oft ging dem Unheil eine recht harmlose Szene voraus. Ein Laufduell mit Heilbrunns Stürmer Maxi Lechner. Beide Spieler kamen fast zum Stillstand, Lechner drehte sich nach innen, Heringer wollte mit einer Parallelbewegung folgen, als er plötzlich schreiend zu Boden sank. Die Stabilität im Knie war in einem Nu dahin, ein auditiv grauenhafter Schnackler sorgte ohne Verzug für die traurige Gewissheit. „Es war sofort klar, dass mehr kaputt ist“, erinnert sich Heringer an den schicksalsträchtigen Moment.

Einige Tage zuvor hatte Heringer FC-Vorstand Arne Albl die Zusage für die kommende Landesliga-Spielzeit gegeben. Die steht für den Maxlrieder nunmehr ernsthaft in Zweifel. Bis zur Winterpause ist an Bewegungssport nicht zu denken. Eine Phase, in der Heringer etliche Denk- und Entscheidungsprozesse durchlaufen wird. Die Option Karriereende kam so überraschend, entsprechend schwer ist es, sie inständig in Betracht zu ziehen. „Ich will nicht, dass mich der Körper jetzt zwingt, so aufzuhören.“ Ausgerechnet auf dem Zenit seiner Laufbahn, als einer der Leader eines relativ jungen Teams.

Mitte Juli steht die OP an

Trainer Florian Heringer, über einige Ecken verwandt mit seinem Verteidiger, hebt den „unbedingten Siegeswillen“ des 29-Jährigen hervor. „Seine Einstellung überträgt sich auf die Mannschaft.“ Der Coach gibt seinem Schützling alle Zeit der Welt, um wieder im FC-Leiberl auf dem Rasen zu stehen. „Würd mich brutal freuen, wenn der Maxi nochmal zurückkommt.“ Das „nochmal“ deswegen, weil Heringer wegen einer Korrektur an beiden Leisten bereits weite Teile der Rückrunde verpasst hatte. Zuvor bestand die Krankenakte lediglich aus zwei Einträgen: einem Bruch des Sprunggelenks zu Jugendzeiten, dazu ein in Sonthofen erlittener Bänderriss aus der Vorsaison. „Man muss abwägen, wie lange es dauert, bis man sich wieder herankämpft“, schiebt Maximilian Heringer die Entscheidung wohl noch länger vor sich her. Er gibt auch zu bedenken, dass eine Rückkehr auf Landesliganiveau „noch ein Stück schwerer“ sein werde.

Die notwendige Operation geht Mitte Juli in einer Münchner Spezialklinik über die Bühne. Danach werden Krücken und ein Reha-Plan überreicht. „Das haut dich von der Motivation her schon brutal zurück“, fasst er die beiden Ausfallgründe 2023 leicht desillusioniert zusammen. Der Entschluss über seine sportliche Zukunft werde „wohl im Laufe der Reha“ fallen.

Weitermachen oder nicht? Heringer fällt Entscheidung schwer

Für sich alleine gesehen, würde es relativ unproblematisch auf das Weitermachen hinauslaufen. Doch es gibt auch andere Aspekte. Heringer arbeitet als Meister für Sanitär und Heizung mit seinem Vater im Zwei-Mann-Betrieb. Das Risiko einer neuerlichen gravierenden Verletzung schwingt mit. „Lange Ausfallzeiten sind auf Dauer untragbar“, stellt er klar. Zumal der Job gesunde Kniegelenke voraussetzt. Aktuell arbeitet Heringer mit einer Spezialschiene. „Es geht nicht gut, aber es geht.“ Von väterlicher Seite gibt es keinerlei Forderungen oder Ultimaten, vielmehr die Wünsche nach vollständiger Genesung.

Doch ist Heringer ein Typ, dem Verantwortung nicht fremd ist. Auf und neben dem Platz gleichermaßen. Und dann sind da noch die anderen Hobbys wie Bergsteigen, Radln, Skitourengehen oder die Jagd, für die ein Berechtigungsschein vorliegt. Auch an seine Freundin denkt Heringer bei der Entscheidung. Die gemeinsame Zeit der beiden liegt weit unter jener, die der Fußballer mit seinen Teamkollegen verbringt.

Dennoch: Dreimal in seiner Karriere war Heringer Teil eines Abstiegsteams, der Aufstieg mit dem FC war für ihn eine Premiere. Zuletzt gönnte er sich etwas Abstand von der Mannschaft. Weil der Verdruss die unbändige Freude über den Aufstieg überwiegt. „Der Stachel sitzt tief“, sagt Heringer, in dem Wissen, dass die Partie im sonnigen Bad Heilbrunn seine letzte gewesen sein könnte.

Aufrufe: 012.6.2023, 04:00 Uhr
Oliver RabuserAutor