2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Ortstermin im Sportpark: Präsident Manni Schwabl und Reporter Nico-Marius Schmitz.
Ortstermin im Sportpark: Präsident Manni Schwabl und Reporter Nico-Marius Schmitz. – Foto: Privat

Schwabl exlusiv: Grünes Licht Richtung 3. Liga-Lizenz? „Zeichnet sich klar ab, dass wir das packen!“

Interview mit dem Haching-Präsident

Die SpVgg Unterhaching tritt in der Relegation zur 3. Liga gegen Energie Cottbus an. Im Interview spricht Manni Schwabl nun über die Zukunft des Vereins.

Unterhaching – Spielt die SpVgg Unterhaching die Relegation zur 3. Liga oder nicht? Darauf gab es lange keine Antwort. Präsident Manni Schwabl erklärt nun exklusiv im Interview mit unserer Zeitung, warum der Verein sich Zeit gelassen hat und wie Hachings Zukunft aussieht.

Herr Schwabl, warum war es so lange unklar, ob die Relegation gespielt wird?

Wir haben immer betont, dass wir die Lizenz für die 3. Liga beantragen werden und die Bedingungen grundsätzlich auch erfüllen wollen, aber definitiv nicht zu Lasten unseres Nachwuchsleistungszentrums. Dass wir in die 3. Liga wollen, ist klar, sonst brauchen wir ja erst gar nicht mitspielen. Ende Februar haben wir dann fristgerecht unsere Unterlagen eingereicht.

„Jetzt zeichnet sich aber klar ab, dass wir das packen, auch aus wirtschaftlicher Sicht.“

Manfred Schwabl zur Unterhachinger Teilnahme an der Relegation

Im April gab es die ersten Rückfragen vom DFB und schließlich kam der Bescheid vom DFB, dass wir unter bestimmten Bedingungen – wirtschaftlicher und infrastruktureller Art – in der 3. Liga spielen können. Seit Anfang Mai wissen wir ganz genau, was wir erfüllen müssen, um aufsteigen zu können. Wir wollten guten Gewissens sagen, dass wir an der Relegation teilnehmen.

Am vergangenen Samstag, als die Meldefrist vom BFV abgelaufen ist, mussten wir uns sicher sein, dass wir bis zum 07.06. alle Auflagen erfüllen können. Wenn die Chancen da weniger als 90 Prozent gestanden hätten, hätten wir abgesagt und Würzburg rangelassen. Jetzt zeichnet sich aber klar ab, dass wir das packen, auch aus wirtschaftlicher Sicht.

„Wir machen keine Spielchen.“

Manfred Schwabl über die Kritik von Energie Cottbus

Können Sie die Kritik aus Cottbus verstehen?

Als Vorstand, da waren wir uns in den Gremien einig, muss ich dann auch mal was einstecken. Ich habe am Rande vernommen, was aus Cottbus kam, da gibt es dann auch mal eine Watschn für mich. Wenn ich auf deren Stuhl sitzen würde, hätte ich ja vielleicht genauso reagiert. Ich bin aber Präsident von Unterhaching und nicht von Fußball-Deutschland.

Ich habe dem Präsidenten von Energie Cottbus in einem Telefonat klargemacht, dass es keine Scharmützel von unserer Seite sind, denn wir werden sicherlich nicht unsere Reputation durch unfaires Verhalten aufs Spiel setzen. Wir machen keine Spielchen. Das Trainerteam und die Spieler schauen mich seit Monaten an: Wie ist er drauf, wie tickt er? Da bin ich vom Naturell her halt schon auch ein offenes Buch. Wenn du in der Früh meine Stirnfalten siehst, weißt du schon, wie ich drauf bin (lacht). Ich habe mich bewusst auch öffentlich zurückgehalten, denn wir wollten erst unsere Hausaufgaben erledigen und uns dann äußern.

„Wir kommunizieren immer offen und ehrlich, das zeichnet Haching doch immer schon aus.“

Präsident Manfred Schwabl über die Aktionärs- und Mitgliederversammlung.

Und sind sie erledigt?

Es gibt noch ein, zwei Kleinigkeiten, die zu Ende gebracht werden müssen, aber größtenteils ist alles erledigt. Es sieht sehr gut aus und es gibt eigentlich nichts mehr, dass das ganze Konstrukt noch zum Fallen bringen könnte.

Trotz der teils unsicheren Lage gab es auf der Aktionärs- und Mitgliederversammlung überwältigenden Zuspruch ...

Wenn es brennt, zeigt sich, ob Gremien zusammenhalten. Im Fußball beginnt ja dann oft ein Hauen und Stechen, aber das war bei uns wirklich überhaupt nicht der Fall. Präsidium und Aufsichtsrat waren sich komplett einig, und das ist in der heutigen Zeit ein sehr hohes Gut. Vor beiden Versammlungen hatte ich sehr großen Respekt. Aber wir schleichen uns, wenn es mal einschlägt, nicht irgendwo durch die Hintertür rein, sondern kommunizieren immer offen und ehrlich, das zeichnet Haching doch immer schon aus. Es war aber schon überraschend, dass es so eine überwältigende Mehrheit gab.

„Das haben wir in den letzten Jahren ein bisschen verlassen. Wir werden künftig nicht mehr stark in die Fremde schauen, sondern in den eigenen Stall.“

Manfred Schwabl über die Transferstrategie der Hachinger.

Das Ziel war ursprünglich bis 2025 der Aufstieg in die 2. Bundesliga, nun war lange die Lizenz für die 3. Liga unsicher. Auch Gehälter wurden zu spät gezahlt. Haben Sie sich auch als Präsident hinterfragt?

Es war für mich neu, dass es so einen Aufschrei gibt, wenn ein Regionalligist mal ein bisschen später die Gehälter bezahlt. Das war früher auch immer mal der Fall. Natürlich sollte es nicht sein, das ist doch klar. Ein, zwei Interna sind in der Zeit rausgekommen, das waren wir so noch nicht gewohnt, weil Haching ist eine Familie.

Ich habe da aber auch gar keine Zeit mehr, immer zurückzublicken. Natürlich beschäftige ich mich mit solchen Dingen, höre jedem zu und setzte mich damit auseinander. Ich versuche aber auch, positiv nach vorne zu marschieren und den Verein in ruhiges Fahrwasser zu führen. Bei uns steht immer das Projekt Haching im Mittelpunkt und nicht eine einzelne Person.

Wie bitter ist der Abstieg der A- und B-Junioren aus der Bundesliga?

Alle Top-Talente, die wir haben wollten, haben wir bekommen. Und die Spieler, mit denen wir verlängern wollten, sind auch größtenteils geblieben, da ist also keine große Delle geblieben. Wir schauen bei der U21, den A- und B-Junioren ganz genau, wen wir da schon in die 1. Mannschaft hochziehen können. Das haben wir in den letzten Jahren ein bisschen verlassen. Wir werden künftig nicht mehr stark in die Fremde schauen, sondern in den eigenen Stall. Ich spiele auf Sicht lieber mit eigenen Kräften in der 3. Liga als mit fremden in der 2. Liga.

„Wenn Sandro nicht irgendwann mal ganz oben trainiert, dann weiß ich es auch nicht.“

Manfred Schwabl über den scheidenden Trainer Sandro Wagner.

Auch beim beim neuen Trainer Marc Unterberger wurden sie im eigenen Stall fündig.

Sandro (Wagner) war und ist ein absoluter Glücksfall. Uns war beiden klar, dass es seine erste Trainerstation ist und er irgendwann den nächsten Schritt machen wird. Dafür ist er einfach zu gut und zu ehrgeizig. Wenn Sandro nicht irgendwann mal ganz oben trainiert, dann weiß ich es auch nicht.

Es war auch schon länger klar, dass Marc Unterberger sein Nachfolger wird. Ich habe einen sehr engen Draht zu Heidenheim und dessen Macher Holger Sanwald, für mich der Manager des Jahres. Frank Schmidt kommt dort auch aus den eigenen Reihen, hat vorher die Jugend trainiert. Das Modell ist schon auch ein Vorbild von uns.

Wie man hört, hat deren Aufstieg auch finanzielle Vorteile.

Der Aufstieg von Heidenheim in die Bundesliga hat uns sehr gutgetan und bei der Lizenzierung geholfen. Für Stefan Schimmer, den wir damals aus Memmingen geholt und an Heidenheim verkauft haben, haben wir jetzt noch mal einen schönen und fairen Nachschlag bekommen.

Nach dem Aufstieg, während der Rückfahrt von Regensburg, hat mich Holger Sanwald angerufen: ‘Brutal intensiv alles. Aber so wie ich dich kenne, stellst du heute noch die Rechnung.’ Da habe ich gesagt: Sanwald, pass mal auf. Heute bin ich gar nicht im Büro. Ihr feierts jetzt mal schön, genieß es – und wenn du am Dienstag ins Büro kommst, dann siehst du die Rechnung (lacht).

„Es ist ja so gut wie nichts mehr planbar.“

Manfred Schwabl über das Fernziel 2. Bundesliga.

Daumen nach oben: Präsident Manni Schwabl blickt der Relegation optimistisch entgegen.
Daumen nach oben: Präsident Manni Schwabl blickt der Relegation optimistisch entgegen. – Foto: IMAGO/Sven Leifer

Gibt es für die Zukunft wieder ein konkretes Ziel wie damals bis 2025 der Aufstieg in die 2. Liga?

Es ist ja so gut wie nichts mehr planbar. Die Corona-Krise oder der Krieg in der Ukraine haben uns zum Beispiel unsere beiden Bezugsrechtskapitalerhöhungen total versemmelt, die sind genau in diese Zeit gefallen. Ich habe mir deshalb abgewöhnt, zu sagen: Bis dahin will ich da und dort sein. Wir wollen wirtschaftlich solide, mit möglichst vielen eigenen Leuten, möglichst hoch spielen.

Ziel war es immer schon immer, dass wir fünf bis zehn Prozent aus dem operativen Geschäft in unsere sozialen Projekte wie „Haching schaut hin“ investieren. Wir wollen über den Tellerrand schauen, denn ein Verein hat immer auch eine große Verantwortung für die Region. Da geht es nicht nur darum, dass die zwanzig Spieler aus der ersten Mannschaft gut schlafen können. Von unseren Jüngsten in den Nachwuchsmannschaften bis hin zu den Senioren im Wirtshaus, wir wollen auch künftig immer den Blick auf das große Ganze haben und das künftig noch verstärkt ...

„Die Atmosphäre im Sportpark soll dann aber so sein, dass die Cottbus-Fans auch nach dem Spiel noch friedlich bei uns ein Bier trinken können.“

Manfred Schwabls Wunsch für das Rückspiel in Unterhaching.

Lassen Sie uns noch mal auf die Relegation schauen. Was erwarten Sie?

Das werden zwei absolute Highlights. An einem Mittwochabend im Stadion der Freundschaft vor knapp 20.000 Zuschauern, was willst du mehr? Oder am Sonntag bei uns, 10.000 Fans werden auch wir voraussichtlich haben. Die Atmosphäre im Sportpark soll dann aber so sein, dass die Cottbus-Fans auch nach dem Spiel noch friedlich bei uns ein Bier trinken können.

Das ist mir sehr wichtig zu betonen, dass wir gute Gastgeber sein wollen und auch sein werden. Auf dem Spielfeld muss es auch mal knallen, außerhalb wollen wir aber alle normal miteinander umgehen und einen schönen Fußballtag genießen.

(Interview: Nico-Marius Schmitz)

Aufrufe: 02.6.2023, 17:03 Uhr
Nico-Marius SchmitzAutor