2024-05-02T16:12:49.858Z

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Seit 30 Jahren Schiedsrichter: Thomas Sonnleitner aus Waakirchen.
Seit 30 Jahren Schiedsrichter: Thomas Sonnleitner aus Waakirchen. – Foto: Thomas Plettenberg

Schiri (53) spricht über Gewalt auf dem Rasen: „Der Fußballplatz ist keine rechtsfreie Zone“

Interview

Thomas Sonnleitner ist seit drei Jahrzehnten Schiedsrichter. Im Interview berichtet er, wie sich das Thema Gewalt auf dem Rasen entwickelt hat.

München – Seit 30 Jahren steht Thomas Sonnleitner aus Waakirchen auf dem Fußballfeld. Der 53-jährige ist Obmann der Schiedsrichtergruppe Bad Tölz und pfeift für den SC Lenggries. Bei seinen vielen Spielen hat der Verkaufsleiter auch unschöne Begegnungen auf dem Platz erlebt. Im Gespräch erzählt er, wie sich der Umgang im Fußball entwickelt hat und warum Beleidigungen stärker geahndet werden sollten.

Herr Sonnleitner, sind Sie auf dem Spielfeld schon beleidigt worden?
Ja klar. In 30 Jahren wäre es ein Wunder, wenn es nicht so wäre. Verbale Anfeindungen erlebt man ständig. Das kommt ganz darauf an, wo man pfeift und in welcher Liga. Im Jugendbereich sind häufiger noch die Eltern das Problem. Wenn die Spieler in die Pubertät kommen, werden sie selbst ausfälliger.
Welche Beleidigungen erleben Sie?
Das geht querfeldein. Spieler beleidigen sich häufig untereinander. Oder eine Entscheidung vom Schiri wird angezweifelt und der Spieler wird beleidigend. Es kommt auch vor, dass der Trainer aggressiv oder cholerisch ist, dann ist es schwieriger, die Mannschaft ruhig zu halten.
Wie gehen Sie mit Beleidigungen um?
Bei Beleidigungen gibt es eine rote Karte. Um die Spieler wieder runterzuholen, bietet sich auch eine Zehn-Minuten-Strafe an.

„Rassismus hat auf dem Platz nichts zu suchen“: Schiri fordert Konsequenzen für Anfeindungen

Haben Sie auch Rassismus erlebt?
Ja, auch rassistische oder sexistische Anfeindungen kommen immer wieder vor. Die Konsequenz darauf kann nur eine rote Karte sein. Rassismus hat auf dem Platz nichts zu suchen. Wir sind angehalten, das explizit den Sportgerichten zu melden.

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Nimmt die verbale Gewalt zu, oder war das schon immer so?
Verbale Ausfälligkeiten gab es auch früher schon. Aber ich habe den Eindruck, dass die körperliche Gewalt, zum Beispiel Schlägereien, zugenommen hat. Vielleicht kommt es einem heute mehr vor, weil man über das Internet mehr erfährt.

Fußball-Schiedsrichter: „Auch wir merken die Verrohung der Gesellschaft“

Also ist das Verhalten gleich geblieben?
Ich habe schon das Gefühl, dass der Umgang in den vergangenen zwei bis drei Jahren heftiger geworden ist. Diese Verrohung der Gesellschaft merken auch wir Schiedsrichter. Mein Eindruck ist, dass viele ihre Aggressionen des Alltags auf dem Platz auslassen. Der Respekt gegenüber anderen ist gesunken.
Der Bayerische Fußball-Verband unterzeichnet heute eine Kooperation mit der Münchner Generalstaatsanwaltschaft. Straftaten auf dem Fußballplatz sollen so besser aufgeklärt werden. Löst das das Problem?
Das ist ein wichtiger Schritt, um die Gewalt einzudämmen. Es muss jedem klar werden, dass der Fußballplatz keine rechtsfreie Zone ist. Oft kommt bei Anzeigen von Schiedsrichtern wegen Beleidigung bei einem Zivilgericht nichts heraus. Da ist es ein gutes Zeichen, dass jetzt auch massive Beleidigungen geahndet werden.

Interview: Stefanie Fischhaber

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Aufrufe: 08.2.2024, 16:03 Uhr
Stefanie FischhaberAutor