2024-05-02T16:12:49.858Z

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In seiner Karriere hat Raphael Laux nur das Trikot von drei verschiedenen Vereinen getragen: Wehen Wiesbaden, Offheim und Dietkirchen. Beim TuS ist er seit Jahren fester Rückhalt in der Verbands- und Hessenliga.
In seiner Karriere hat Raphael Laux nur das Trikot von drei verschiedenen Vereinen getragen: Wehen Wiesbaden, Offheim und Dietkirchen. Beim TuS ist er seit Jahren fester Rückhalt in der Verbands- und Hessenliga. – Foto: stock.adobe/TuS Dietkirchen

Dritte Liga für eine Halbzeit

Serie - Teil 45: Vor mehr als zehn Jahren kam der ehemalige Spieler des SV Wehen Wiesbaden zu einem Einsatz bei den Profis +++ Seit Jahren Stammkeeper bei Hessenligist TuS Dietkirchen

Dietkirchen/Offheim. Gefühlt seit er laufen kann, spielt Raphael Laux Fußball. Und doch hat der aktuelle Hessenliga-Keeper des TuS Dietkirchen in seiner ganzen Karriere nur das Trikot von wenigen Klubs getragen. Das Trikot des SC Offheim streifte er in frühester Jugend über. Im Dress des Jugendfördervereins (JFV) Dietkirchen/Offheim lief er bis zur A-Jugend auf. Mit dem Doppel-W auf der Brust schnupperte er beim SV Wehen Wiesbaden an einer Profikarriere. Und so nah dran wie am 21. November 2010 war er dem Traum vom Fußballprofi noch nie.

Laux, damals 19 Jahre jung, gerade aus der U19 aufgerückt und als Ersatzkeeper beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden immer mit auf der Bank, hatte gewusst: Irgendwann würde es wohl passieren. Eine Verletzung oder ein Platzverweis von der damaligen Nummer eins, Michael Gurski - und sein Moment wäre gekommen.

Eine ordentliche Halbzeit gegen Rostock

Dann die 45. Minute im Heimspiel gegen Hansa Rostock: 3.700 Zuschauer in der Brita-Arena (Gäste-Fans waren nicht zugelassen), Topspiel, der Vierte empfing den Zweiten, die ARD filmte für die Sportschau mit. Gurski bekam nach einer Tätlichkeit die Rote Karte, musste runter. Und Laux kam. Für die zweite Halbzeit. Schnupperte 45 Minuten Drittliga-Luft. Erlebte den Ausgleich seines Teams in Unterzahl mit und bekam wenig später einen Gegentreffer, der letztlich den 1:2-Endstand bedeutete. "Ein Schuss aus elf, zwölf Metern, da konnte ich nicht viel machen. Sonst war es eine ordentliche Halbzeit von mir", blickt Laux zurück.

Als Nummer Drei auf der Bank

Eine ordentliche Halbzeit, auf die leider in der Dritten Liga keine weiteren mehr folgen sollten. Denn obwohl Laux immer auf der Bank saß, war er eigentlich die Nummer Drei - hinter Erik Domaschke, der heute noch als Profi beim SV Meppen spielt. "Die Konstellation war klar. Ich saß nur auf der Bank, weil mindestens drei U23-Spieler am Spieltag im Kader stehen mussten", gibt Laux zu. Zum Einsatz kam er in der Hessenliga, in der zweiten Mannschaft, die der SVWW damals noch am Start hatte.

Meist spielte Raphael Laux für den SV Wehen Wiesbaden in der Zweiten Mannschaft in der Hessenliga, wie hier im Mai 2015 im Derby beim SV Wiesbaden (vor dem SVWW-Gästeblock)
Meist spielte Raphael Laux für den SV Wehen Wiesbaden in der Zweiten Mannschaft in der Hessenliga, wie hier im Mai 2015 im Derby beim SV Wiesbaden (vor dem SVWW-Gästeblock) – Foto: Tom Klein

Auch als Domaschke den Verein verließ, änderte sich sein Status als dritter Keeper nicht. Denn der SVWW verpflichtete mit Markus Kolke eine neue "Nummer zwei". "Obwohl wir dicht beieinander waren", findet Laux. Trotz Konkurrenz (Laux: "Man ist von einer Verletzung oder einem Fehler des anderen abhängig") entwickelte sich zwischen den Keepern ein gutes Verhältnis. Man verstand sich gut, unternahm abseits des Platzes gemeinsame Aktivitäten. Noch heute telefonieren Kolke und Laux regelmäßig, ab und an schickt Kolke auch ein paar signierte Handschuhe.

Mit der Nationalmannschaft der Polizei wurde Laux 2018 Europameister.
Mit der Nationalmannschaft der Polizei wurde Laux 2018 Europameister. – Foto: Laux

Dabei nahmen beide Karrieren einen unterschiedlichen Verlauf: Kolke etablierte sich als Stammkeeper und hütet mittlerweile beim FC Hansa Rostock das Tor in der 2. Bundesliga. Laux stand 2015 am Scheideweg, hatte Angebote aus der Regionalliga und noch ein Jahr Vertrag beim SVWW, war also finanziell zunächst abgesichert - und konnte parallel in der Sportfördergruppe der Polizei eine Ausbildung absolvieren. "Da haben Teamkollegen schon neidisch draufgeschaut", sagt Laux. Letzten Endes entschied er sich gegen eine mögliche Profikarriere in der Dritt- oder gar Viertklassigkeit. "Ich war nicht bereit dazu, mich ausschließlich auf den Fußball zu fokussieren und für einen Vereinswechsel umzuziehen", sagt er.

Zentraler Bestandteil vom TuS Dietkirchen ist Raphael Laux seit nunmehr sieben Saisons.
Zentraler Bestandteil vom TuS Dietkirchen ist Raphael Laux seit nunmehr sieben Saisons. – Foto: Tom Klein

Also blieb er dort, wo er schon immer lebte: In Offheim, nahe Limburg. Und wechselte zum Nachbarverein TuS Dietkirchen, in die Verbandsliga Mitte. Rückblickend eine goldrichtige Entscheidung. Im Sommer geht am Reckenforst seine siebte Saison zu Ende, beim TuS ist er Führungsspieler, Leitwolf und Rückhalt in einem. Ein Rückhalt, der zunächst für den Aufstieg in die Hessenliga und nun auch für den frühzeitigen Klassenerhalt durch die sensationelle Qualifikation für die Aufstiegsrunde sorgte. "Er ist hinten eine Bank und geht vorne weg, in allen Halbzeiten", sagt sein Noch-Trainer Thorsten Wörsdörfer lachend.

In dieser Saison kommt Laux auf bislang 16 Einsätze in der Hessenliga.
In dieser Saison kommt Laux auf bislang 16 Einsätze in der Hessenliga. – Foto: Stefan Tschersich

Ein paar Jährchen habe er noch im Tank, findet Laux, mittlerweile verheiratet, zweifacher Familienvater und Mitarbeiter im Familienunternehmen. Irgendwie versuchen, mit dem gallischen Dorf Dietkirchen die Hessenliga zu halten, das wäre sein Ziel. Ob er beim TuS auch die Karriere beendet? Möglich, aber nicht sicher. Denn auch eine Rückkehr zum Kreisoberligisten SC Offheim ("in dem Verein kenne ich wirklich alle Leute"), wo einst Laux' Vater als Stürmer spielte, wäre denkbar. Vor allem, wenn sein älterer Bruder Marius zu Offheim zurückkehren würde, der es für Offenbach und Saarbrücken auf Einsätze in der Dritten Liga brachte und nun als Teammanager beim 1.FC Köln arbeitet.

Dass sich Raphael Laux jedoch nochmal ein Jersey mit einem anderen Klublogo überstreift, erscheint ausgeschlossen.

Zur Serie: In dieser Reihe porträtieren wir ehemalige NLZ-Spieler, die den Sprung zum Profi nicht gepackt haben und nun bei Amateurteams aus der Region spielen. Sie erzählen uns, wie nah dran sie wirklich am großen Traum Profifußball waren und welche Ambitionen sie jetzt haben - sowohl auf als auch neben dem Platz.

- Teil 1: Linus Wimmer (SV Eintracht Trier)
- Teil 2: Lukas Fischer (TSG Bretzenheim)
- Teil 3: Lars Hermann (TSV Schott Mainz)
- Teil 4: Nik Rosenbaum (SV Alemannia Waldalgesheim)
- Teil 5: Joshua Iten (SG Hüffelsheim)
- Teil 6: Bilal Marzouki (FC Maroc Wiesbaden)
- Teil 7: Kevin Frey (VfB Bodenheim/TSG Mainz Futsal)
- Teil 8: Giorgio del Vecchio (TSV Schott Mainz)
- Teil 9: Marco Waldraff (SV Niedernhausen)
- Teil 10: Manuel Konaté-Lueken (RW Walldorf)
- Teil 11: Sandro Loechelt (Wormatia Worms)
- Teil 12: Marvin Esser (SG Walluf)
- Teil 13: Patrick Huth (TSG Pfeddersheim)
- Teil 14: Ilker Yüksel (Hassia Bingen)
- Teil 15: Tim Burghold (SV Niedernhausen)
- Teil 16: Noel Wembacher (RW Darmstadt)
- Teil 17: Tobias Schneider (RWO Alzey)
- Teil 18: Noah Michel (Türkgücü Friedberg)
- Teil 19: Marleen Schimmer (San Diego Waves)
- Teil 20: Deniz Darcan (SG Eintracht Bad Kreuznach)
- Teil 21: Max Pflücke (FC Basara Mainz)
- Teil 22: Jann Bangert (SV Rot-Weiß Hadamar)
- Teil 23: Aleksandar Biedermann (Wormatia Worms)
- Teil 24: Volkan Tekin (SV Dersim Rüsselsheim)
- Teil 25: Ilias Tzimanis (SV Unter-Flockenbach)
- Teil 26: Lukas Lazar (TSV Gau-Odernheim)
- Teil 27: Dimosthenis Papazois (SG Eintracht Bad Kreuznach)
- Teil 28: Sammy Kittel (SV Rot-Weiß Hadamar)
- Teil 29: Burak Bilgin (VfR Groß-Gerau)
- Teil 30: Luis Majrchzak (Hassia Bingen)
- Teil 31: Noah Schmitt (FC Eddersheim)
- Teil 32: Christian Lang (FSV Nieder-Olm)
- Teil 33: Fabio Moreno Fell (TSV Gau-Odernheim)
- Teil 34: Nico Heupt (SV 07 Geinsheim)
- Teil 35: Benjamin Himmel (TSG Pfeddersheim)
- Teil 36: Daniel Zeaiter (FC Eddersheim)
- Teil 37: Kai Hofem (FSV Nieder-Olm)
- Teil 38: Baris Yakut (Hassia Bingen)
- Teil 39: Daniel Knapschinski (VfB Unterliederbach)
- Teil 40: Dustin Ernst (Karriereende)
- Teil 41: Michael Seidelmann (Karriereende)
- Teil 42: Marko Verkic (SG Bad Soden)
- Teil 43: Kevin Kratz (TuS Dietkirchen)
- Teil 44: Ivan Mihaljevic (TSV Steinbach Haiger)

Aufrufe: 024.5.2022, 05:00 Uhr
Philipp DurilloAutor