Rheydter SV verspielt Sieg in der Nachspielzeit

Markus Horsch, Sportlicher Leiter des Rheydter SV, hatte die Ausgangssituation für seine Mannschaft vor dem Spiel klar aufgezeigt: Eine Niederlage wäre quasi das Aus im Aufstiegskampf, ein Sieg würde den RSV hingegen dick zurück ins Geschäft um die Bezirksliga bringen. Türkiyemspor war zu Gast, der Tabellenzweite, der RSV selbst lag vor der Begegnung auf Rang vier – vier Zähler trennten beide Teams. Und es fehlten im Prinzip nur Sekunden, dann wäre dem RSV der Big Point gelungen.

Es lief die Nachspielzeit, der Spielstand 2:1 für Rheydt, ehe Torhüter Jonas Piepenbring zur tragischen Figur des Abends wurde. In einem letzten Konter stürmte Türkiyemspor mit drei Spielern aufs RSV-Tor zu, Piepenbring kam aus seinem Kasten und parierte den ersten Schuss stark – auf der Rheydter Bank brachen die ersten Jubelrufe aus. Doch der deutlich harmlosere Nachschuss von Metehan-Baris Bay kullerte Piepenbring dann durch die Beine – der 2:2-Ausgleich in der 94. Minute.

Spitzenspiel startet verhalten

Das Spiel begann derweil schwerfällig: Die sportliche Tragweite der Partie hemmte auf beiden Seiten offensichtlich den Spielfluss. Der Aktionsradius beschränkte sich zunächst rund um den Mittelkreis, ging es darüber hinaus, fehlten beiden Teams Ideen, Anspielstationen und Sicherheit. Ein Hin und Her – ohne funktionierenden Spielaufbau.

In solch verfahrenen Situationen hilft oft ein Tor. Und jenes bescherte Ali Salgin schließlich der Partie: Einen langen Ball rechts in den Sechzehner versenkte Salgin flach in die die linke Ecke – die 1:0-Führung für Türkiyemspor (19.). Der Treffer belebte in der Folge das Spiel. Es ging lauter auf und neben dem Platz zu. Und insbesondere der Rheydter SV bekam fortan mehr Zugriff aufs Spiel. Die beste Ausgleichschance hatte zunächst Bilal Ok in der 36. Minute per sehenswertem Distanzschuss, den Türkiyemspors Torhüter Arda Akkas aber nicht weniger sehenswert entschärfte. Das 1:1 fiel kurz darauf: Einen Foulelfmeter verwandelte Dominik Runkler mittig zum Ausgleich (40.).

Der zweite Durchgang begann vor den rund 150 Zuschauern offener, Türkiyemspor war um Spielkontrolle bemüht, Rheydt baute auf Umschaltmomente – spielte diese aber nicht gut zu Ende. Lucas Scelza hatte zu jener Zeit den besten Abschluss für den RSV, scheiterte jedoch aus rund 15 Metern an Keeper Akkas (60.). Auf der anderen Seite ergab sich für Akin Uslucan nach einem Abwehrfehler am Sechzehner eine gute Chance, der Kapitän verzog jedoch (64.). Die Gäste waren dennoch am Drücker in einer Partie, die nun deutlich ruppiger geführt wurde – der Schiedsrichter verteilte zunehmend Gelbe Karten, insbesondere an RSV-Akteure.

Den Platzverweis kassierte jedoch Türkiyemspor: Der eingewechselte Ismail Karaca sah wegen Beleidigung glatt Rot (72.). Der Partie tat das indes nicht gut. Es wurde zwar noch Fußball gespielt, immer häufiger aber auch diskutiert oder Spieler gerieten aneinander.

Dem RSV brachte die Überzahl zunächst zahlreiche gefährliche Standards ein, von denen einer in der 86. Minute schließlich die 2:1-Führung einbrachte: Türkiyemspor konnte einen Freistoß nicht klären und der Ball fiel Hassan El Hage vor die Füße, der aus kurzer Distanz einschob. Im Anschluss hielt Rheydt den Gegner jedoch im Spiel. Zunächst forderte Türkiyemspor in der 90. Minute vergeblich einen Handelfmeter – dann fiel der späte Ausgleich durch Bay.

So liefen die weiteren Partien

Die Punkteteilung im Spitzenspiel spielt derweil den Red Stars in die Karten, die ihre Partie zeitgleich am Donnerstag mit 5:0 gegen Viktoria Rheydt gewannen. Bereits zur Halbzeit führten die Red Stars nach Toren von Igor Gunko (6.), Dmytro Dobrianskyi (24.) und Serhii Tsoi (25.) mit 3:0, nach der Pause trafen erneut Dobrianskyi (85.) und Gunko (89.). In der Tabelle liegen die Red Stars nun mit 45 Punkten an der Spitze.

Mit einem 4:3-Erfolg in Hehn bleibt der SC Rheindahlen zumindest in Schlagdistanz zur Spitzengruppe – der SC drehte in der zweiten Halbzeit einen 1:3-Rückstand. Den Siegtreffer erzielte Ferhan Tam in der 83. Minute. Überraschend deutliche Erfolge gab es hingegen für den Polizei SV (4:0 gegen Neersbroich) und die Fortuna (5:0 gegen Venn). Für den PSV war es bereits der dritte Sieg im vierten Ligaspiel seit der Winterpause, wodurch sich das Team von Erhan Kuralay inzwischen mit nun 26 Punkten ein solides Polster auf die Abstiegszone erarbeitet hat. Für die Fortuna war der Erfolg sogar der erste offizielle Dreier dieser Spielzeit, da die beiden vorherigen Siege gegen Concordia Viersen aufgrund deren Rückzug annulliert wurden. Mit nun fünf Punkten auf dem Konto bliebt die Situation für die Fortuna aber weiterhin recht aussichtslos. Einen weiteren Rückschlag erlitt der SC Hardt beim 0:3 gegen die Reserve des 1. FC Viersen.