2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Welche Grenzen kennt der Jubel? Preming hat einen Kader mit namhaften Spielern wie Maxi Schiller (2.v.r) und drängt in die Kreisklasse.
Welche Grenzen kennt der Jubel? Preming hat einen Kader mit namhaften Spielern wie Maxi Schiller (2.v.r) und drängt in die Kreisklasse. – Foto: Robert Geisler | www.sp4ort.de

Preming auf dem Vormarsch: Machtwechsel in Tittling?

A-Klassist Preming rüstet mit namhaften Kickern auf und will in die Kreisklasse: Und vielleicht noch weiter nach oben? +++ Kreisligist FC Tittling hat "Karren aus dem Dreck gezogen" +++


Martin Braumandl, Andreas Huber und Maxi Schiller sind schon länger da. Nun, im Winter, ist Nico Hager dazugekommen. Und ab Sommer wird auch Marco de Lima für die SG Preming auflaufen. Der A-Klassist hat inzwischen einen namhaft bestückten Kader, der geradezu nach Aufstieg schreit. "Es ist kein Muss, aber wir möchten schon rauf", gibt Manager Daniel Stetter zu. Die Kreisklasse scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein. Und ist vielleicht auch nur eine Zwischenstation? Sorgt die SG sogar für einen Machtwechsel in der Marktgemeinde Tittling - und überholt den FC?

Daniel Stetter, leidenschaftlicher Funktionär sowie Preminger durch und durch, möchte auf diese Fragen erst gar nicht eingehen. Mit solchen Themen beschäftigt er sich nicht einmal in Phasen größter Phantasie. Denn: Aus seiner Sicht sei es ohnehin in Stein gemeißelt, dass die Mannschaft aus dem Hauptort immer vor dem Ortsteils-Verein stehen wird. Zu groß seien die die natürlichen Unterschiede und somit Rahmenbedingungen. Zudem sei es besser, sich auf sich selbst zu konzentrieren, als sich mit anderen zu vergleichen. Und überhaupt: "Es gibt längst ein miteinander. Beispielsweise arbeiten wir in der Jugend zusammen. Und mal schauen, was die Zukunft noch bringen wird."

Ähnlich sieht es Michael Schefszik, Spieler beim FC Tittling und seit Sommer alleinverantwortlicher Sportlicher Leiter, nachdem Ikone Josef Sigl aus privaten Gründen kürzer getreten ist. "Es gibt jetzt kein großartiges Konkurrenz-Denken. Ganz im Gegenteil. Wir würden es uns sogar wünschen, dass beide Vereine auf Augenhöhe agieren. Das wären dann interessante Duelle." Auf die Frage, welchen Preminger Kicker er gerne in seinem Kader hätte, schmunzelt der 29-Jährige nur. "Da halte ich mich lieber zurück."

Rein objektiv betrachtet gibt es einige SGler, die auch einem Kreisligisten gut zu Gesicht stehen würden. Angesichts der vielen Regionalliga-, Bayernliga- und Landesliga-Spiele, die sich im Kader des A-Klassisten tummeln, stellt man sich unweigerlich die Frage: "Habt Ihr Öl gefunden? Das bekomme ich regelmäßig zu hören. Aber ich kann beruhigen: Wir haben kein Öl gefunden. Und Geld bekommen auch nur die Spielertrainer", informiert Daniel Stetter. Ausschlaggebend dafür, dass Preming in jüngster Vergangenheit immer wieder mit – für seine Verhältnisse – außergewöhnliche Transfers Schlagzeilen produzierte, sei vielmehr eine Mischung aus sanften Argumenten und glücklicher Fügung.

"Preming ist, was Fußballer betrifft, immer schon ein gutes Pflaster", weiß Daniel Stetter und verweist auf einige Klasse-Fußballer wie Manuel Ebner (Seebach) und Franziska Höllrigl (Ruderting), die bei der SG ihre Karriere gestartet haben. Man hätte sich zudem gewisse Tugenden wie Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft bewahrt, was geschätzt wird. "Andi Huber hat dann mit seiner Rückkehr 2017 einen Domino-Effekt ausgelöst. Durch Bekanntschaften kam dann ein höherklassig erfahrener Spieler nach dem anderen", berichtet Stetter. "Sie haben gesehen, dass die Qualität stimmt – aber auch das Drumherum."

Trotz aller Verstärkungen hätte man aber, das betont der Sportliche Leiter insbesondere, nicht die Bodenhaftung verloren. "Wir mit unseren 35 Häusern im Ort wissen schon, wo wir herkommen", macht Stetter deutlich. Und nach 20 Jahren, in denen in man in der A-Klasse geduldig geblieben ist, befinde man sich nun eben einfach wieder in einer sportlich erfolgreicheren Phase. Druck gäbe es aber dennoch nicht bei der SG Preming. Denn nicht nur der Funktionär weiß: "Die Aufsteigerei ist schwerer als man denkt. Da ist es fast schon leichter, die Klasse halten zu müssen." Schmunzelnd erklärt er: "Wieder ein Grund, warum wir in der Kreisklasse besser aufgehoben wären."

Nicht nur in Preming hat man schwierige Zeiten hinter sich gelassen, sondern auch wenige Kilometer weiter beim FC Tittling. Nachdem in der vergangenen Spielzeit mit Mühe und Not die Kreisliga gehalten werden konnte, gehört die Truppe vom Spieler-Manager Michael Schefszik heuer zum Spitzenfeld des Kreisoberhauses. Einerseits, weil die Neuzugänge – allen voran das Trainertrio Josef Moser/Michael Kern/Fabian Pfeil – in jeder Hinsicht voll eingeschlagen hätten. Andererseits machte der FC aus der Not eine Tugend. "Durch den sehr, sehr kleinen Kader mussten wir noch enger zusammenrücken. Das hat uns gut getan, weil dadurch ein guter Zusammenhalt in Verbindung mit dem nötigen Ehrgeiz entstanden ist." Insgesamt, so resümiert der 29-Jährige, sei es gelungen, "den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen".

Zurückhaltung scheint in der Marktgemeinde Grundvoraussetzung zu sein. Denn wie in Preming backt man auch im Hauptort lieber kleinere Brötchen. Und so will Schefszik die Wörter "Aufstieg" und "Bezirksliga" erst gar nicht in den Mund nehmen. Gerade nicht nach dem Abgang von Nico Hager im Winter, der sich ausgerechnet auch noch der SG angeschlossen hat. "Unser Kader ist noch einmal kleiner geworden. Wir tun gut daran, von Saison zu Saison zu schauen. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, sieht man. Um es nach oben zu schaffen, muss sich aber über Jahre etwas entwickeln."

Auch wenn Erfolg manchmal eine Eintagsfliege sein kann, ist der Weg dahin nicht selten sehr lang und von Unwägbarkeiten gepflastert. Über einen Machtwechsel in der Marktgemeinde Tittling darf man – vor allem angesichts der hochkarätigen Neuzugänge der SG Preming – natürlich spekulieren. Irgendwie gehören ja solche Gedankenspiele auch zum Fußball dazu. Aber bis Preming vor dem FC steht, wird noch viel Wasser die Ilz runterfließen, wenn es sich nicht einen eigenen, unvorhersehbaren Weg sucht...

Aufrufe: 06.2.2024, 07:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor