2024-06-14T14:12:32.331Z

Spielbericht
Philipp Seefeldt spricht über die Pläne beim Duisburger SV 1900.
Philipp Seefeldt spricht über die Pläne beim Duisburger SV 1900. – Foto: TCS

Philipp Seefeldt: "Der DSV 1900 ist ein schlafender Riese"

Im Interview verrät der neue Sportvorstand des Duisburger SV 1900, wie er die aktuelle Lage einschätzt, was für die Zukunft das Ziel ist und wie der Zeitplan dafür aussieht.

Mit Trainer Alessandro Vergaro, dem Sportlichen Leiter Michele Mastrolonardo und Sportvorstand Philipp Seefeldt sind gleich drei neue Kräfte beim Bezirksligisten Duisburger SV 1900 damit betraut worden, den Traditionsverein wieder zu alter Stärke zu bringen. Das hat im ersten Spiel in der Vorwoche auch schon gut funktioniert. Im Interview mit FuPa verrät Philipp Seefeldt, wie der Zeitplan dafür aussieht, was das Trio vorhat und worauf es am Sonntag gegen den SC Buschhausen ankommt.

Euer erstes Spiel habt ihr am vergangenen Sonntag gleich mit 2:1 gewonnen, ein wichtiges Kellerduell. Wie war das emotional für Euch, und wie wichtig war das sportlich?

Philipp Seefeldt Das Spiel gegen Sterkrade war in vielerlei Hinsicht extrem wichtig. Es war natürlich ein klassisches Sechs-Punkte Spiel, was wir gewinnen mussten, um nicht noch weiter in der Tabelle abzurutschen. Zudem ist es extrem wichtig, das erste Spiel nach den personellen Veränderungen zu gewinnen. Ich glaube, dass dies auch auf die Mannschaft einen positiven Effekt hatte, der aber natürlich nur mit einem Sieg erhalten bleiben kann. Diesen Push müssen wir jetzt mit in die kommenden Wochen nehmen, um möglichst auf einem Nicht-Abstiegsplatz zu überwintern. Außerdem stärkt so ein Auftaktsieg natürlich auch die Bindung und das Vertrauen zwischen Mannschaft und Trainerteam. Emotional war es für uns definitiv eine anspruchsvolle Situation. Wir sind gut ins Spiel gekommen und auch verdient in Führung gegangen. Im Anschluss haben wir leider ein bisschen die Kontrolle verloren und Sterkrade ist verdient zum Ausgleich gekommen. Die Jungs haben das aber wirklich klasse gemacht und sich voll reingehangen. Ein 2:2 wäre bestimmt nicht unverdient gewesen, aber dieses Glück hat sich die Mannschaft einfach auch über 90 Minuten erarbeitet.

Wie hat man Euch im Einzelnen Eure Aufgaben umrissen? Wo ist zunächst besonders zu arbeiten?

Seefeldt Das Hauptaugenmerk liegt natürlich erstmal im sportlichen Bereich. Wir müssen unbedingt die Klasse halten und diesem Ziel wird auch erstmal alles untergeordnet sein. Bis zum 1. Januar, wenn unser neuer Co-Trainer Sandro unterstützt, wird Michele ihm zur Seite stehen. Danach werden Michele und ich uns um langfristige Pläne und Strukturen kümmern. Wir beide teilen uns die Arbeit größtenteils auf, wobei Michele noch einen Tick näher am Tagesgeschäft sein wird und ich mich wiederum mehr um die Strukturen im Hintergrund kümmern werde. Wir wollen nicht mit Panikreaktion einen kurzfristigen Erfolg erzwingen, sondern etwas Solides und Nachhaltiges aufbauen.

Wie war der erste Eindruck vom Team? Der DSV 1900 ist gefühlt ein ewiger Landesligist, muss sich nun eine Klasse tiefer beweisen. Habt ihr schon einen Eindruck davon, wie schwierig das für das Umfeld ist?

Seefeldt Auch wenn der Tabellenplatz dies aktuell nicht widerspiegelt, ist es eine wirklich gute Mannschaft. Das Team ist unfassbar jung, gut ausgebildet und brennt noch richtig auf Fußball. Mit Tayfun Yildirim haben wir zudem, meiner Meinung nach, einen der besten Spieler der Liga in unseren Reihen. Mit Gracjan Adamowicz, Basel Almostafa und Princely Ngantoh haben wir u.a. zudem schon sehr reife und unheimliche starke Spieler bei uns, die sich in nächster Zeit noch mehr in den Vordergrund spielen werden. Außerdem stimmt trotz aller Widrigkeiten der letzten Wochen der Teamzusammenhalt. Obwohl es so eine junge Mannschaft ist und man in dieser Saison schon einige Rückschläge einstecken musste, ist die Moral in der Mannschaft extrem hoch, was ich äußerst beeindruckend finde. Ich persönlich kenne den DSV 1900 auch nur als Landesligist und ich würde lügen, wenn man mit der Bezirksliga langfristig zufrieden ist. Wir wollen aber nicht in einer Hauruck-Aktion zwingend und blind wieder oben angreifen, sondern wollen etwas mit Zukunft und Nachhaltigkeit aufbauen. Das wird nicht in einem Jahr funktionieren. Wir wollen uns peu á peu weiterentwickeln und einen Schritt nach dem anderen gehen. Zum 125-jährigen Bestehen aber wieder in der Landesliga zu sein, halte ich für eine gute und gesunde Zielsetzung.

Natürlich merkt man auch im Umfeld, dass die Bezirksliga nicht die gewohnte Heimat für so einen Verein ist. Ich glaube, der Verein hat unfassbar viel Power und viele Mitglieder, die auch bereit sind, tatkräftig zu unterstützen. Das sollte man nutzen, indem man offen und konstruktiv mit allen spricht, um so das bestmögliche für den Verein auf die Beine zu stellen. Für mich ist der Verein ein schlafender Riese, den es nun gilt, mit viel Herzblut und einer strukturierten Herangehensweise wieder in erfolgreiche Bahnen zu lenken.

Wir sind nicht mehr so weit von der Winterpause entfernt. Werdet ihr im Winter am Kader etwas machen?

Seefeldt Wie gesagt ist der Kader definitiv nicht schlecht. Nichtsdestoweniger werden wir probieren, drei bis sechs erfahrene Spieler dazu zu gewinnen, um den jungen Spielern einfach auch zu ermöglichen, dass sie sich im "Schatten der Älteren" sorglos und mit möglichst wenig Druck weiterentwickeln können. Zudem wollen wir auch unsere Zweite Mannschaft nicht ganz außer Acht lassen. Hier müssen wir uns aber auch selbst erstmal ein Bild machen und das Gespräch mit den Trainern und dem Team suchen.

Hat man Euch eine Zielstellung mitgegeben, oder kann die aktuell nur heißen, die Klasse zu halten?

Seefeldt Die Zielsetzung für diese Saison kann und muss ausschließlich Klassenerhalt heißen. Ein Abstieg in die Kreisliga wäre eine absolute Katastrophe, die die zukünftige Entwicklung um einige Zeit zurückwerfen würde. Mit diesem Szenario beschäftigen wir uns aber nicht, da wir überzeugt sind, dass die Mannschaft das Potenzial dazu hat. Zudem wollen wir unabhängig von irgendeiner Platzierung die Mannschaft weiterentwickeln und auch das Vereinsleben wieder mehr in den Vordergrund rücken. Der DSV 1900 ist ein riesengroßer Traditionsverein und wir finden es extrem wichtig, dass dies auch so nach Außen gelebt wird.

In den nächsten ein, zwei Jahren wollen wir dann die gewissen Grundlagen schaffen, um danach auch wieder berechtigt nach oben schielen zu dürfen. Natürlich ist uns aber auch bewusst, dass dies ein schwerer und langer Weg ist und wie erwähnt, wollen wir den strukturiert, gut durchdacht und mit möglichst vielen Beteiligten beschreiten.

Gegen den SC Buschhausen habt ihr es am Sonntag wieder mit einem Team aus dem Tabellenkeller zu tun, das erst vier Zähler gesammelt hat. Gibt es eine Zielsetzung dafür, die über die drei Punkte hinausgeht, oder anders: Wie schnell kann ein Team eine neue Idee vom Fußball annehmen?

Seefeldt Absolut richtig, am Sonntag erwartet uns auch schon das nächste Sechs-Punkte Spiel, bei dem es eigentlich heißt: "Verlieren verboten!". Buschhausen hat zwar erst vier Punkte auf dem Konto, diese aber auch in den letzten beiden Spielen gesammelt, weswegen sie sich im leichten Aufwind befinden. Dennoch kann unser Ziel nur ein Sieg sein. Dafür müssen wir aber wieder das gleiche Herzblut an den Tag legen wie gegen Sterkrade. Wir haben aber absolutes Vertrauen zur Mannschaft und sind uns sicher, dass auch die Jungs wissen, was Sonntag auf dem Spiel steht.

Natürlich kann die Mannschaft noch nicht alle Ideen von Sandro und dem Trainerteam umsetzen, was aber auch nachvollziehbar ist, da hierfür einfach die Zeit zu kurz ist. Neben den drei Punkten obliegt die Zielsetzung einer kompakten Defensive. Aktuell kassieren wir durchschnittlich 3,8 Tore pro Spiel, was natürlich deutlich zu viel ist. Hier wurde am Sonntag bereits ein guter Anfang gemacht, den es nun aber Woche für Woche zu bestätigen gilt. Mit unserer individuellen Klasse werden wir immer ein bis drei Tore pro Spiel erzielen, müssen dann aber halt auch dafür sorgen, dass wir konsequent und gut als Team verteidigen.

Aufrufe: 04.11.2022, 12:15 Uhr
Sascha KöppenAutor