24. September, 13. Spieltag, das zum damaligen Zeitpunkt absolute Topspiel zwischen dem FC Eintracht Bamberg und dem SC Eltersdorf, 33. Minute: Das junge Team der Oberfranken ist vor zwei Zeigerumdrehungen in Führung gegangen. Und nun ist wieder Philipp Hack, der bereits den ersten Treffer erzielte hatte, auf und davon. In dieser Phase hat die Regionalliga-erprobte Defensive der Quecken den 19-jährigen quirligen, schnellen und technisch versierten Offensivspieler nicht im Griff. Er muss nur noch Tugay Akbakla überwinden - und macht das eiskalt. 2:0 - letztlich auch der Endstand.
Warum diese Szene, die bald drei Wochen zurückliegt, so ausführlich beschrieben wird? Weil sie sinnbildlich für die Spielweise von Philipp Hack - und somit auch des FC Eintracht Bamberg steht. Einerseits die jugendliche Leichtigkeit, das Verspielte, die Freude am Spiel. Andererseits die Abgezocktheit, die Ruhe, das Bodenständige. Die Talent-Truppe der Domreiter (Schnitt zuletzt gegen Kornburg: 22,44 Jahre) marschiert derzeit mit einer beinahe schon beängstigenden Souveränität durch die Liga, ist nicht unverdient Spitzenreiter.
Dass derartige Ansammlungen von Nachwuchsspielern oftmals eine gute Offensive stellen, ist keine Seltenheit. Die Jagd nach den Toren ist in jungen Jahren oft ausgeprägter als in älteren Fußballer-Jahren. Doch auch hier ist der FC Eintracht anders, irgendwie erfahrener. Denn: Dellermann, Linz, Kettler & Co. stellen die beste Verteidigung der Liga. "Abwehrarbeit ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung", gibt auch Offensivkünstler Philipp Hack zu. "Aber sie ist wichtig und gehört deshalb einfach dazu."
Eine Aussage, die ins Schema passt. Bescheiden, sachlich - irgendwie nicht Jugend-mäßig. Genauso beschreibt Fußballchef Sascha Dorsch nicht nur Hack, sondern viele Kadermitglieder seiner Generation wie auch Fabio Reck, David Lang oder Moritz Kaube, die bereits jetzt das Gerüst der Oberfranken bilden. "Das sind alles total liebe Kerle", lobt er seine Jungs. Und, er will es gar nicht aussprechen, aber es ist offensichtlich: Sie können richtig gut Fußball spielen.
Und da sind wir schon wieder bei Phlipp Hack, einer der absoluten Leistungsträger. Der Student (Sport und Gesundheit), der in einem Dorf nahe Bamberg lebt, will es aber so gar nicht, wenn die Schweinwerfer auf ihn gerichtet sind. "Ein Erfolgsgeheimnis haben wir gar nicht", zerstört er jede Suche nach einer schlagzeilenträchtigen Aussage. "Es ist eigentlich ganz langweilig. Wir agieren in jedem Spiel als Team und sind unfassbar effizient. Vor allem in Spitzenspielen zeichnet uns zudem aus, dass wir defensiv sehr kompakt stehen." Spricht da ein 19-Jähriger? Über eine Rasselbande? Man will es kaum glauben.
Erst angesprochen auf seine Vorbilder kommt in Philipp Hack der Teenager durch. "Schon früher war Franck Ribery mein Idol. Aber auch Messi, weil er genauso klein ist wie ich." Endlich. Jugendlichkeit blitzt durch. Für einen kurzen Moment. Philipp Hack hat (auch) jene Träume, die Fußballer in seinem Alter eben so haben. Von der großen Bühne. Vom großen Ruhm. Und nur kurze Zeit später macht er mit folgender, wiederum sehr sachlichen Aussage alle Träumereien zunichte: "Mir war vor der Saison - trotz der vielen Abgänge - klar, dass wir nicht komplett abrutschen. Aber dass es so gut läuft, hätte ich nicht erwartet."
Er selbst ist ein Grund dafür. Sechs Tore hat er in zwölf Spielen erzielt. Insgesamt kommt er bereits auf 13 Tore in 39 Bayernliga-Spielen. Mit 19. "Philipp Hack ist ein besonderer Spieler für uns", schwärmt sein Trainer Jan Gernlein, ohne ihn aber zu viel Puderzucker in den Allerwertesten blasen zu wollen. "Wir kennen uns schon ewig und ich glaube, wir haben einen guten Draht zueinander. Ich freue mich jetzt über seine Entwicklung und man schaut ihm gerne zu, weil er Spaß am Spiel hat. Den wollen wir ihm weiter geben und hoffen, dass er in seiner Entwicklung die nächsten Schritte mit uns gehen kann, weil er einfach ein guter Typ ist."
Warme Worte, aber gleichzeitig auch Zeilen, die anstacheln, noch mehr zu geben. Genau diese Fähigkeit, die richtige Ansprache zu finden, lobt Hack an seinem Trainer, der somit der ideale Nachfolger von Julian Kolbeck, seinem ersten großen Förderer im Herrenbereich ist. "Beide machen viel über das Zwischenmenschliche. Deshalb war der Übergang von Julian zu Jan nicht schwierig. Wir haben gleich umgesetzt, was er sich vorgestellt hat." Für Philipp Hack heißt das konkret: Nachdem er in der vergangenen Saison noch knallharter Außenspieler war, ist er inzwischen etwas ins Zentrum gerückt. Er agiert in einem 3-5-2 als Stürmer oder Zehner.
Anpassungsschwierigkeiten hatte er in neuer Rolle keine. Warum auch? Fußball macht ihm ja Spaß - und die nötige Ernsthaftigkeit, taktische Abläufe gleich zu verstehen und umzusetzen, bringt er auch mit. Nicht nur er. Auch andere Domreiter-Youngster wie Luca Leistner oder Timm Strasser. Alles in allem eine für die Konkurrenz gefährlich, weil sehr erfolgsversprechende Mischung, die da entstanden ist beim FC Eintracht Bamberg. Denn Situationen wie am 24. September gegen den SC Eltersdorf sind längst keine Eintagsfliege mehr..