2024-06-14T14:12:32.331Z

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Schon wieder Meister: Aufsteiger TSV Erling-Andechs mit Trainer Bernd Öhler (l.) beendete die Herbstrunde in der Kreisklasse auf Platz eins.
Schon wieder Meister: Aufsteiger TSV Erling-Andechs mit Trainer Bernd Öhler (l.) beendete die Herbstrunde in der Kreisklasse auf Platz eins. – Foto: TSV

Oberalting-Trainer Dötsch: „Halte das Ganze für einen Riesenmist“ - Kritik an neuem Modus

Nach Ende der Herbstrunde

Erstmals wurde in der Kreisklasse Zugspitze die Herbstrunde im neuen Modus gespielt. Allerdings findet die neue Variante nicht nur Zuspruch.

Das auf zwei Jahre angelegte Pilotprojekt im Fußballkreis Zugspitze sieht vor, dass die Teams nicht mehr im klassischen System gegeneinander antreten, sondern nach der Winterpause in Auf- und Abstiegsrunde aufgeteilt werden. Zustimmung und Vorfreude waren im Vorfeld groß, zuletzt wurde immer mehr Kritik laut. Zeit für ein Zwischenfazit.

Landkreis – Mehr Spannung war das wohl gewichtigste Argument bei der Einführung des neuen Modus im Fußballkreis Zugspitze: Diese sollte durch gleich zwei Entscheidungen innerhalb einer Saison erhöht werden. Tatsächlich ging es für einige Mannschaften schon vor der Winterpause um viel: Kreisligist SC Pöcking-Possenhofen etwa hatte beim SV Ohlstadt ein echtes Endspiel um den Einzug in die Aufstiegsrunde. Andere schauten mit einem Auge gebannt auf andere Plätze, wie der TSV Oberalting-Seefeld im Fernduell mit dem FC Puchheim. Ein echtes Landkreis-Finale um den Einzug in die Aufstiegsrunde bestritten die zwei A-Klassisten SG Söcking/Starnberg und TSV Hechendorf.

Erling-Andechs-Coach Öhler findet Modus „richtig geil“

Auch wenn sein Team am Ende leer ausging und in die Abstiegsrunde musste, hat Niki von Dehn, Fußballabteilungsleiter in Hechendorf, daran auch positive Erinnerungen. Er sagt: „Das war für beide Mannschaften ein absolutes Highlight.“ Auch SCPP-Vorstand Ismail Yilmaz sagt: „Es war schon interessant und mal etwas anderes. Dass wir es dann nicht geschafft haben, lag nicht am Modus, sondern an uns selbst.“ Bernd Öhler, Trainer des TSV Erling-Andechs, sieht ebenfalls viel Positives am neuen Spielsystem: „Es musste etwas passieren, der Fußball ist nicht mehr die Sportart, die überrannt wird. Ich komme beruflich rum und spreche auch viel mit Trainern aus anderen Kreisen oder außerhalb Bayerns. Die beneiden uns sehr für unseren Modus.“ Er gibt jedoch ehrlich zu: „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir in der Aufstiegsrunde spielen. Deswegen sage ich: Der Modus ist richtig geil. Ich verstehe aber auch die Mannschaften, die knapp gescheitert sind. Dann würde ich vielleicht ganz anders reden.“

Die Spannung und möglicherweise auch der Frust über das neue System waren allerdings besonders für die Teams groß, die um den Einzug in die Aufstiegsrunde kämpften. Für andere war dagegen schon früh in der Saison klar, dass sie mit den ersten drei Plätzen nichts zu tun haben würden. Gautinger SC und TSV Pentenried etwa waren schon bald deutlich im Hintertreffen, wussten aber gleichzeitig, dass der richtige Abstiegskampf erst im Frühjahr beginnt. Für andere, die nur kurzzeitig Hoffnungen auf die Aufstiegsrunde hatten, wurden die abschließenden Spiele zum Schaulaufen. Peter Rothamel, Technischer Leiter des SV Inning, beklagte etwa, die Partie zwischen dem SVI und dem SC Unterpfaffenhofen-Germering II habe sich angefühlt wie ein „Sommerkick“.

Besonders interessant soll es durch das neue System im Frühjahr werden, da es kein gesichertes Mittelfeld mehr gibt und alle Teams entweder um den Aufstieg oder gegen den Abstieg spielen. Spiele um die viel zitierte goldene Ananas sollen dann der Vergangenheit angehören. „Ich glaube schon, dass gerade die Aufstiegsrunden ziemlich spannend werden“, sagt etwa Gautings Abteilungsleiter Robert Stolpa, obwohl er selbst ein Befürworter des alten Systems ist.

Viele Trainer befürchten allerdings, dass die Luft für einige Mannschaften jetzt erst recht schnell raus sein wird. Wer als Vierter nur knapp an der Aufstiegsrunde gescheitert ist und mit einigen Bonuspunkten in die Frühjahrsrunde geht, dürfte wenig Sorgen haben, noch abzusteigen. So vermutet etwa Stefan Meininger, Fußballabteilungsleiter des SV Söcking, dass Teams wie die knapp gescheiterten Hechendorfer dann schon bald den Fokus auf ihre zweite Mannschaft legen werden. Wer es dagegen in die Aufstiegsrunde geschafft hat, dort aber nicht zu den Topteams zählt, kann nicht mehr in den Abstiegskampf rutschen und hat keinen Anreiz, eine möglichst gute Platzierung zu erreichen. „Wenn ich die ersten paar Spiele verliere, dann bin ich ganz schnell raus, und es geht um nichts mehr“, sagt Peter Rothamel.

Oberalting-Trainer Dötsch: „Halte das Ganze für einen Riesenmist“

So sieht es auch Thomas Dötsch, der mit Oberalting knapp die Aufstiegsrunde erreicht hat. Er sagt: „Realistisch gesehen, werden wir mit dem Aufstieg nichts zu tun haben. Wir können uns jetzt schon auf die neue Saison konzentrieren.“ Dötsch gehört zu denjenigen, die ihre Meinung revidiert haben. „Ich war ein Befürworter und bin mit einem guten Gefühl rangegangen. Aber inzwischen halte ich das Ganze für einen Riesenmist. Das System geht in die Hose.“

Ähnlich deutlich äußert sich Josef Wittenberger, Trainer des SC Wörthsee, obwohl er mit seinem Team den Einzug in die Aufstiegsrunde geschafft hat: „Ich glaube, dass das System keine Zukunft hat. Man spielt viermal in einer Saison gegen den gleichen Gegner, das ist schwachsinnig. Außerdem denke ich, dass die Spannung im Frühjahr raus ist. Wenn man die wenigsten Bonuspunkte in der Aufstiegsrunde oder die meisten in der Abstiegsrunde hat, kann fast nichts mehr passieren.“

Ein weiteres Argument bei der Einführung waren kurze Fahrtwege und viele Derbys. Die Einteilung funktionierte bei einigen Teams gut, bei anderen eher weniger. In der Frühjahrsrunde allerdings kippt der Vorteil der kurzen Fahrten ins Gegenteil. So hält sich etwa die Vorfreude von Moritz Bletzinger, Spieler und Abteilungsleiter bei B-Klassist TSV Feldafing, trotz einer bisher starken Saison in Grenzen: „Dreimal nach Garmisch zu fahren, finde ich schon happig“, sagt er. Auch Stefan Meininger hält Fahrten etwa nach Landsberg „für die A-Klasse für etwas krass“.

Rothamel: „Die Meisterschaft war am ehrlichsten“

Ein weiteres Argument, das in den Diskussionen immer wieder fällt, ist das Thema Gerechtigkeit. Ist es fair, dass Mannschaften, die um einen Punkt die Aufstiegsrunde verpassen, keine Chance mehr auf eine Aufholjagd haben? Nein, findet Peter Rothamel: „Die Meisterschaft war am ehrlichsten. Das wurde durch das neue System geopfert.“

Weiterhin ein Befürworter des Pilotprojekts ist dagegen Christian Feirer, Trainer und Abteilungsleiter des FSV Höhenrain. Er ist Teil der BFV-Projektgruppe, die sich im Januar wieder zum Erfahrungsaustausch trifft, und fühlt sich in seiner positiven Meinung bestätigt. „Die Gruppenkonstellation war mit nur kurzen Fahrten sehr gut. Dass man teils viermal gegen die gleichen Gegner spielt, finde ich zumindest in der ersten Saison nicht langweilig.“ Auch die nun für manche im Frühjahr längeren Fahrtwege habe es in der Vergangenheit im alten Modus öfter gegeben. Für mehr Gelassenheit wirbt Florian Garke, Abteilungsleiter beim MTV Berg, dessen zweite Mannschaft in der A-Klasse spielt. Er sagt: „Ich finde, es fühlt sich an wie eine ziemlich normale Saison.“

Im Landkreis herrscht also ein differenziertes Stimmungsbild. Es wird spannend, wie sich dieses bis zum Ende der auf zwei Jahre angelegten Testphase weiterentwickelt – und ob das System eine Zukunft hat. (Tobias Empl)

Aufrufe: 010.11.2022, 09:53 Uhr
Tobias EmplAutor