2024-05-28T14:20:16.138Z

Ligabericht
Die Torjäger-Kanone - ein Objekt, das Begehrlichkeiten weckt.
Die Torjäger-Kanone - ein Objekt, das Begehrlichkeiten weckt. – Foto: Imago/Zink

»Nochmal geiler«: Der Kampf um die Torjägerkanone

Sieben Spieler haben in der Bayernliga Nord noch realistische Chance auf Rang 1 in der Torschützen-Wertung: Der Überblick...

Neben den mannschaftlichen Entscheidungen im Auf- und Abstiegskampf ist die Torschützen-Liste die Wertung mit dem größten Stellenwert - und die prominenteste individuelle Auszeichnung überhaupt. In der Bayernliga Nord ist der Kampf um die Torjägerkanone vor dem letzten Spieltag spannend sondergleichen: Noch sieben Spieler haben realistische Chance auf das begehrte Geschütz. Der Überblick - von überragenden Comebackern, Teilzeit-Arbeitern, Vollblut-Stürmern und Defensivspielern auf Abwegen...

Vor den Augen von Proficlub Jahn Regensburg hat sich Fortunas Fabian Ziegler in den Fokus geschossen.
Vor den Augen von Proficlub Jahn Regensburg hat sich Fortunas Fabian Ziegler in den Fokus geschossen. – Foto: Florian Würthele


Fabian Ziegler (19 Tore in 27 Spielen)

Der 23-Jährige, der in der Vorsaison bester Torjäger der Landesliga Mitte war, erlebt eine Saison mit Höhen und Tiefen. Erst benötigte der Stürmer von Aufsteiger Fortuna Regensburg eine relativ lange Eingewöhnungszeit in der Bayernliga - erst am 10. Spieltag feierte er seine Tor-Premiere. Dann allerdings legte er so richtig los. Es folgten 17 Tore in 13 Spielen, Mitte Oktober gelangen ihm gegen den WFV und Neudrossenfeld sogar sieben Tore in zwei Partien. Eine Hand-Verletzung samt OP und damit verbundene Ausfallzeit von Ende Februar bis Ende April bremsten ihn abermals aus. Und wieder zeigte der Jung-Stürmer Comeback-Qualitäten: Zuletzt schnürte er gegen Neudrossenfeld, scheinbar sein Lieblings-Gegner, einen Doppelpack.

"Der Gewinn der Torjägerkanone hätte natürlich einen hohen Stellenwert für mich - vor allem, weil es die zweite in Folge wäre", macht Fabian Ziegler deutlich. "Die Bayernliga-Kanone wäre nochmal geiler als die Landesliga-Kanone." Er hätte sich diese individuelle Auszeichnung verdient, so der 23-Jährige, "weil ich nie aufgegeben habe". Auch wenn es am letzten Spieltag mit Eichstätt gegen einen starken Gegner geht, der noch um die Aufstiegsrelegation kämpft, ist der derzeit Führende der Torschützenliste Top-Favorit auf den endgültigen Platz 1. "An erster Stelle steht natürlich der Klassenerhalt - aber ich werde auch alles dafür tun, die Kanone zu holen."


Selim Mjaki (links) steht sinnbildlich für die gute Jugendarbeit der Adler.
Selim Mjaki (links) steht sinnbildlich für die gute Jugendarbeit der Adler. – Foto: Wolfgang Zink


Selim Mjaki (17 Tore in 33 Spielen)

Bereits in den beiden Vorjahren hat das Eigengewächs der Adlers bewiesen, dass es weiß, wo das gegnerische Tor steht. 21/22 erzielte Selim Mjaki 12 Tore, 22/23 eins mehr. Diese Spielzeit passt ins Schema. Die Neumarkter Offensivkraft hat regelmäßig über den gesamten bisherigen Saisonverlauf getroffen. Highlight waren aber natürlich die beiden Dreierpacks Anfang September und Ende März. Beide Künstückte gelangen Mjaki gegen den FC Coburg.

Fabian Ziegler noch zu überholen, hat der ASVler natürlich noch im Hinterkopf. Viel wichtiger ist es für ihn aber, noch einen Scorer-Punkt zu sammeln, "um die 30er-Marke zu knacken". Die Torjägerliste war und ist eher eine Nebensache für ihn. So verzichtet er auf Elfmeter und legt eher einen Fokus auf das Team, "das eine fulminante Rückrunde gespielt" hat. Obwohl er sich gut fühlt und zwei Tore im Bereich des Möglichen sind, schätzt er es als "schwierig" ein, die Kanone noch zu holen. Das liegt auch daran, das ihm - aus seiner Sicht zu Unrecht - ein Tor nicht zugeschrieben worden ist - nämlich das 2:0 gegen Donaustauf Ende September. Eine Beschwerde bzw. ein Hinweis wurde eingereicht. "Stand jetzt haben wir deshalb vom BFV noch keine Rückmeldung bekommen."

+++ Nachtrag: Kurz nach der Veröffentlichung dieses Berichtes hat der BFV genanntes Tor Selim Mjaki offiziell gut geschrieben, sodass er nun bei 18 Tore steht +++

Andreas Wagner (2.v.l.) spielte 2019 noch Kreisliga.
Andreas Wagner (2.v.l.) spielte 2019 noch Kreisliga. – Foto: Paul Hofer


Andreas Wagner (16 Tore in 34 Spielen)

Der niederbayerische Torjäger redet erst gar nicht um den heißen Brei herum. "Für mich hat die Torjäger-Kanone einen sehr geringen Stellenwert." Diese individuelle Auszeichnung würde er natürlich mitnehmen, Andreas Wagner sieht sie aber nur als "Abfall-Produkt" einer überaus erfolgreichen Saison. "Mich interessiert nur die Meisterschaft", betont der 28-Jährige, der mit Regionalliga-Absteiger SpVgg Hankofen-Hailing kurz vor der Rückkehr in die Regionalliga ohne Umwege steht. Ein Sieg gegen Coburg - und die Dorfbuam sind Meister. Dem treffsichersten Stürmer ist es dabei egal, wer netzt.

Generell will er sich nicht zu sehr in den Mittelpunkt stellen - und steht somit sinnbildlich für die Truppe von Spielertrainer Tobias Beck. Und das, obwohl Andreas Wagner nun schon seit drei Jahren da ist, wenn er gebraucht wird - in einer erstaunlichen Regelmäßigkeit. Er sieht sich aber eher als Vollender, und nicht als Alleinunterhalter. "Würde ich die Kanone holen, wäre das ein Verdienst der ganzen Mannschaft, da ich es alleine nie geschafft hätte." Fabian Ziegler noch zu überholen, ist ohnehin "eher unrealistisch" - zumal für Wagner sowieso Marcel Götz Favorit ist.


Mit stolzen 35 Toren schoss Aykut Civelek (links) Coburg vergangene Saison in die Bayernliga.
Mit stolzen 35 Toren schoss Aykut Civelek (links) Coburg vergangene Saison in die Bayernliga. – Foto: Wolfgang Zink


Aykut Civelek (16 Tore in 33 Spielen)

Da hat einer das Toreschießen im Blut. Aykut Civelek ist seit Jahren für seine überragende Torquote bekannt - egal ob Regional-, Bayern- oder Landesliga. Wittert der ehemalige Junioren-Bundesliga-Spieler eine Möglichkeit, scheppert es meist kurze Zeit später im Kasten. So verwundert es nur wenig, dass der 30-Jährige auch heuer wieder bester Coburger Torjäger ist und auch ligaweit zu den Spitzen-Torschützen zählt. Fast schon erschreckend, wie zuverlässig der Franke liefert.

"Individuelle Auszeichnungen sind natürlich immer eine tolle Sache und eine Bestätigung für gute Leistungen, die man über eine ganze Saison gezeigt hat", sagt er zu einer möglichen, weiteren Kanone. Es wäre nach der Landesliga-Bestmarke in der vergangenen Spielzeit eine Bestätigung eine Klasse höher - ähnlich wie bei Fabian Ziegler. Obwohl "jeder, der noch im Rennen ist, es verdient hätte" und sich Civelek deshalb überraschen lassen will, wird es seiner Meinung nach "nicht einfach" werden, sich noch an die Spitze des Rankings zu kämpfen. Ohnehin ist der der Routiniert überzeugt, "dass das Mannschaftsziel wertvoller ist. Wir haben noch sehr wichtige Spiele vor der Brust in der Relegation und wollen unbedingt den Klassenerhalt schaffen. Alles andere ist Nebensache!"


Sommer-Neuzugang Thomas Stowasser (links) hat sich beim ASV Cham gleich einen Namen gemacht.
Sommer-Neuzugang Thomas Stowasser (links) hat sich beim ASV Cham gleich einen Namen gemacht. – Foto: Florian Würthele


Thomas Stowasser (16 Tore in 33 Spielen)

Von Regionalligist und Lokalrivalen Vilzing nach Cham gewechselt, legte Thomas Stowasser los wie die Feuerwehr. Nach sechs Spieltagen hatte der beim Jahn und FCA ausgebildete Stürmer bereits sieben Tore auf dem Konto. Unvergesslich dabei vor allem sein Viererpack gegen die "alte Liebe" aus Regensburg Ende Juli. Obwohl die Treffsicherheit und zuletzt die Einsatzzeiten im Laufe der Spielzeit etwas nachgelassen haben, hat der 26-Jährige beim ASV Cham voll eingeschlagen - nicht zuletzt, weil er sich eben auch noch die Torjäger-Kanone sichern kann.

Oder ist die Torjäger-Messe längst gelesen? "Ich schätze, dieses Jahr werde ich nicht mehr viel ausrichten können", zeigt sich Stowasser ehrlich. Dem gegenüber steht aber der bereits erwähnte gegen den Jahn erbrachte Beweis, dass der Chamer auch mehrfach treffen kann. Er sieht aber vielmehr Fabian Ziegler und Selim Mjaki in der Favoritenrolle. Ohnehin hätte der Titel des besten Torjägers der Liga für ihn nur "einen mittleren Stellenwert. An erster Stelle stehen die Ziele des Vereins". Der Teamplayer setzt er sogar noch eins drauf: "Die Kanone hätte sich die Mannschaft verdient. Nur dank meines Teams konnte ich diese Anzahl an Toren erzielen."


Ein Sechser, der im Saisonfinale richtig auftrumpft: Eichstätts Lucas Schraufstetter.
Ein Sechser, der im Saisonfinale richtig auftrumpft: Eichstätts Lucas Schraufstetter. – Foto: Johannes Traub


Lucas Schraufstetter (16 Tore in 29 Spielen)

Treffsichere Nicht-Stürmer, Teil 1: Nach dem Abstieg aus der Regionalliga erhoffte man sich in Eichstätt mit der Rückkehr von Lucas Schraufstetter einen Mann zu holen, der das junge Team führt und vorangeht. Diese Aufgabe hat der 29-Jährige mit Bravur erfüllt. Und das auf eine Art und Weise, die man vielleicht nicht erwartet hätte. Denn obwohl die Nummer 7 als Sechser agiert, ist er der treffsicherste Akteur seiner Mannschaft - und hat sogar noch die Chance, die ligaweite Kanone zu holen. Besonders erwähnenswert: Nun, in der besonders wichtigen Schlussphase der Spielzeit, ist Schraufstetter in Topform - mit sechs Toren in den letzten sieben Spielen.

"Wichtig ist der gemeinschaftliche Erfolg der Mannschaft", betont der Mittelfeldspieler, angesprochen auf seine Top-Torausbeute. Welche Position er in der Torjägerliste der Bayernliga Nord einnimmt, sei deshalb nicht so wichtig für ihn. Hinzu kommt, dass für ihn Rang 1 in diesem Ranking "unrealistisch" ist, weil es aufgrund "meiner Spielposition ohnehin eher ungewöhnlich ist, da überhaupt mitzumischen". Für Lucas Schraufstetter ist es ohnehin längst klar, wer am Ende ganz oben stehen wird: "Herzlichen Glückwunsch, Fabian!"


Mehr als durchschnittlich ein Tor pro Spiel hat Außenverteidiger Marcel Götz seit seinem Wechsel nach Kornburg erzielt.
Mehr als durchschnittlich ein Tor pro Spiel hat Außenverteidiger Marcel Götz seit seinem Wechsel nach Kornburg erzielt. – Foto: Wolfgang Zink


Marcel Götz (16 Tore in 14 Spielen)

Defensiv-Schützen, Teil 2. Und diese Geschichte ist an Kuriosität nicht zu überbieten. Dass mit Marcel Götz ein stürmischer Außenverteidiger in der Torjägerliste der Bayernliga Nord ganz vorne zu finden ist, ist schon eine Erwähnung wert. Dass der ehemalige Drittliga-Spieler aber erst im Winter nach Kornburg wechselte, und seitdem in 14 Spielen 16 Tore erzielte, ist noch einmal die Kirsche auf der Sahnetorte. Gegen Feucht Ende März gelang dem 27-Jährigen sogar ein Viererprack.

"Aktuell habe ich drei Tore Rückstand auf den Führenden. Ein Spiel steht noch aus und die Möglichkeit besteht daher noch immer, am Ende oben zu stehen", zeigt sich der erfahrene Außenspieler angrifftslustig. Er schiebt hinterher: "Vier Tore in einem Spiel sind möglich. Das habe ich ja bereits gezeigt und ich strebe es erneut an." Für ihn ist deshalb klar, wer Torschützenkönig wird: "Die Nummer 27 des TSV Kornburg." Trotz aller Ambitionen stellt eben jener 27-jähriger 27er aber wie seine Vorredner den Mannschaftserfolg über die individuelle Auszeichnung. "Bedeutender für mich ist die Tatsache, dass ich mit meinen Toren meiner Mannschaft weiterhelfen konnte!"

Aufrufe: 015.5.2024, 13:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor