2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Es läuft für ihn: Sebastian Niedermayer (re.) darf auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurückblicken.
Es läuft für ihn: Sebastian Niedermayer (re.) darf auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurückblicken. – Foto: Sven Leifer

Niederbayerns Newcomer: Sebastian Niedermayer, die Fleißbiene

Der 21-jährige Schwarzacher scheint den Sprung von der Bezirksliga in die Regionalliga mühelos zu packen +++ Dahinter steckt aber harte Arbeit

Er muss es nicht tun. Aber er will es! Neben dem Mannschaftstraining, das viermal die Woche stattfindet, schiebt Sebastian Niedermayer – seit Sommer in Diensten des Regionalliga-Neulings DJK Vilzing – Extraschichten. Er schnappt sich eine Kugel, setzt sich ins Auto, fährt von seinem Heimatort Schwarzach (Lkr. Straubing-Bogen) ins knapp 20 Kilometer entfernte Deggendorf und trainiert ganz allein auf dem Kunstrasenplatz.

Wahrscheinlich auch mit dem hohen Maß an Eigenmotivation ist es zu erklären, dass ihm der Schritt von der Bezirksliga in die Regionalliga erstaunlich gut gelungen ist. Es ist nicht übertrieben, wenn man behauptet, Niedermayer ist der Typ Spieler, den sich jeder Trainer wünscht. Fleißig, ehrgeizig, demütig, abseits des Platzes fast schüchtern. Manchmal muss er in seinem Eifer fast gebremst werden.

In der Hinrunde er vergangenen Saison streifte es sich für viele Außenstehende überraschend das Trikot des SC Eintracht Freising über. Wie kam es dazu eigentlich? Niedermayer klärt auf: "Aufgrund meines Studiums - ich studiere Sportmanagement - habe ich ein halbes Jahr in München gewohnt. Ich war auf Vereinssuche und bin dann letztlich in Freising gelandet." Nach dem Intermezzo in der Domstadt ging`s zurück nach Deggendorf, wo Anfang 2022 noch nicht viel darauf hindeutete, dass Niedermayer den Turbo zünden würde. "Nach meinem Außenbandriss im Knöchel habe ich sehr viel trainiert, ich war richtig fit, aber in den Testspielen hat`s noch nicht recht klappen wollen. Unser Trainer Tom Seidl hat aber große Stücke auf mich gehalten, mir das Vertrauen gegeben und immer wieder Mut gemacht, ich solle auf dem Platz einfach weiter Dinge ausprobieren und an mich glauben. Das hat mir sehr geholfen und ihm habe ich enorm viel zu verdanken."

Mit Deggendorf Meister in der Bezirksliga: Sebastian Niedmayer (li.) jubelt nach seinem Seigtreffer gegen Dingolfing mit Martin Kauschinger, der mit ihm den Weg nach Vilzing ging.
Mit Deggendorf Meister in der Bezirksliga: Sebastian Niedmayer (li.) jubelt nach seinem Seigtreffer gegen Dingolfing mit Martin Kauschinger, der mit ihm den Weg nach Vilzing ging. – Foto: Becherer


Der Lohn für die harte Arbeit: Niedermayer zahlte das Vertrauen zurück, zündete in der Frühjahrsrunde die Rakete und rückte durch eine imposante Quote (13 Treffer und 7 Assists in 10 Spielen) in den Fokus höherklassiger Teams. Dynamisch, technisch stark und ein Könner im Eins-gegen-Eins - Spielern wie Niedermayer sieht man gerne zu. Darf er auf der linken Außenbahn ran, kommen seine Stärken am besten zum Tragen, wie er selbst findet. Der vorläufige Höhepunkt folgte dann im Mai: Niedermayer brillierte im Spitzenspiel der Bezirksliga West gegen den FC Dingolfing und ebnete den Donaustädter den Weg zum Titel - vor der tollen Kulisse von 1.400 Zuschauern. Ein kleiner Vorgeschmack darauf, was ihn in der höchsten Amateurklasse erwarten würde.


Traumeinstand im altehrwürdigen Rosenaustadion.

Obwohl Niedermayer, die Fleißbiene, austrainiert am Vilzinger Huthgarten anheuerte, stieß er in den ersten Wochen an seine Grenzen: "In den Trainingseinheiten hatte ich richtig Probleme." Fast täglich pendelte er mit seiner niederbayerischen Fahrgemeinschaft bestehend aus Quirin Stiglbauer und Jonas Brunner in den Chamer Vorort. Anstrengend! Aber er gewöhnte sich rasch an gestiegene Anforderungen. "Vom Tempo und der Laufarbeit her schon noch mal eine andere Welt", wie er es formuliert. Mit dem ersten Saisonspiel waren aber die Plackereien der Vorbereitung vergessen. Es ging gleich mal in eine Kultstätte des bayerischen Fußballs. "Ein absolutes Highlight, im Augsburger Rosenaustadion spielen zu dürfen. Ich durfte von Anfang an und dann gelingt mir auch noch ein Treffer zum 3:2-Sieg. Ja, das war ein super Tag. Oder das Spiel gegen die Bayern vor 2.500 Zuschauern. Das war schon richtig cool", schwelgt er schmunzelnd in Erinnerungen.

Mit seiner dynamischen Art sorgt Sebastian Niedermayer (li.) immer wieder für Belebung im Vilzinger Offensivspiel.
Mit seiner dynamischen Art sorgt Sebastian Niedermayer (li.) immer wieder für Belebung im Vilzinger Offensivspiel. – Foto: Paul Hofer


Mit seinem ersten Halbjahr in der Regionalliga Bayern kann der 21-Jährige absolut zufrieden sein. "Ich durfte fast alle meiner 22 Einsätze von Beginn an absolvieren. Damit habe ich nicht gerechnet. Mein Ziel ist es weiterhin, mich als Stammspieler zu etablieren." Das wird schwer genug, weil nach der Winterpause wieder einige Langzeitverletzte zurückkehren werden. "Der Konkurrenzkampf wird noch härter werden", weiß Niedermayer, der aber ganz Musterschüler, seine Antennen ausfährt und sich Tipps von erfahrenen Leuten holt, wie er verrät: "Ich rede oft mit Andi Jünger. Von ihm kann ich viel lernen."

Der Klassenerhalt ist das große Ziel für die Vilzinger um Niedermayer. Bis Sommer 2024 hat er sich an die DJK gebunden. Und dann? "Ich bin froh, in Vilzing zu sein. Freilich hat man das irgendwo in Hinterkopf wenn man Regionalliga spielt, ob es vielleicht noch ein Stück nach oben geht. Aber das ist alles sehr weit weg. Ich möchte mich in erster Linie als Fußballer immer weiter verbessern. Ich weiß, dass ich in vielen Bereichen noch sehr viel lernen und zulegen muss." Ohne Fleiß kein Preis, das ist das Motto von Sebastian Niedermayer. Von Überheblichkeit keine Spur. Und Demut ist nicht die schlechteste Tugend für einen jungen Fußballer.

Aufrufe: 018.12.2022, 06:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor