Er muss es nicht tun. Aber er will es! Neben dem Mannschaftstraining, das viermal die Woche stattfindet, schiebt Sebastian Niedermayer – seit Sommer in Diensten des Regionalliga-Neulings DJK Vilzing – Extraschichten. Er schnappt sich eine Kugel, setzt sich ins Auto, fährt von seinem Heimatort Schwarzach (Lkr. Straubing-Bogen) ins knapp 20 Kilometer entfernte Deggendorf und trainiert ganz allein auf dem Kunstrasenplatz.
Wahrscheinlich auch mit dem hohen Maß an Eigenmotivation ist es zu erklären, dass ihm der Schritt von der Bezirksliga in die Regionalliga erstaunlich gut gelungen ist. Es ist nicht übertrieben, wenn man behauptet, Niedermayer ist der Typ Spieler, den sich jeder Trainer wünscht. Fleißig, ehrgeizig, demütig, abseits des Platzes fast schüchtern. Manchmal muss er in seinem Eifer fast gebremst werden.
In der Hinrunde er vergangenen Saison streifte es sich für viele Außenstehende überraschend das Trikot des SC Eintracht Freising über. Wie kam es dazu eigentlich? Niedermayer klärt auf: "Aufgrund meines Studiums - ich studiere Sportmanagement - habe ich ein halbes Jahr in München gewohnt. Ich war auf Vereinssuche und bin dann letztlich in Freising gelandet." Nach dem Intermezzo in der Domstadt ging`s zurück nach Deggendorf, wo Anfang 2022 noch nicht viel darauf hindeutete, dass Niedermayer den Turbo zünden würde. "Nach meinem Außenbandriss im Knöchel habe ich sehr viel trainiert, ich war richtig fit, aber in den Testspielen hat`s noch nicht recht klappen wollen. Unser Trainer Tom Seidl hat aber große Stücke auf mich gehalten, mir das Vertrauen gegeben und immer wieder Mut gemacht, ich solle auf dem Platz einfach weiter Dinge ausprobieren und an mich glauben. Das hat mir sehr geholfen und ihm habe ich enorm viel zu verdanken."
Obwohl Niedermayer, die Fleißbiene, austrainiert am Vilzinger Huthgarten anheuerte, stieß er in den ersten Wochen an seine Grenzen: "In den Trainingseinheiten hatte ich richtig Probleme." Fast täglich pendelte er mit seiner niederbayerischen Fahrgemeinschaft bestehend aus Quirin Stiglbauer und Jonas Brunner in den Chamer Vorort. Anstrengend! Aber er gewöhnte sich rasch an gestiegene Anforderungen. "Vom Tempo und der Laufarbeit her schon noch mal eine andere Welt", wie er es formuliert. Mit dem ersten Saisonspiel waren aber die Plackereien der Vorbereitung vergessen. Es ging gleich mal in eine Kultstätte des bayerischen Fußballs. "Ein absolutes Highlight, im Augsburger Rosenaustadion spielen zu dürfen. Ich durfte von Anfang an und dann gelingt mir auch noch ein Treffer zum 3:2-Sieg. Ja, das war ein super Tag. Oder das Spiel gegen die Bayern vor 2.500 Zuschauern. Das war schon richtig cool", schwelgt er schmunzelnd in Erinnerungen.