2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Auf Torjäger Stefan Kolb (v.l.), Bas Peeters und Co-Spielertrainer Anton Makarenko kommt es in der Bayernliga besonders drauf an.
Auf Torjäger Stefan Kolb (v.l.), Bas Peeters und Co-Spielertrainer Anton Makarenko kommt es in der Bayernliga besonders drauf an. – Foto: Wolfgang Zink

Neudrossenfeld in der Bayernliga: »Keine sportliche Seifenblase«

Nach acht Jahren sind die "Drusserfelder" zurück in der Bayernliga - und wollen dieses Mal länger bleiben als nur eine Spielzeit...

Steigt ein Verein aus einer Gemeinde mit gerade einmal etwas über 3.500 Einwohnern in die Bayernliga auf, schwingen logischerweise Ausdrücke wie "Abenteuer", "Sensation" und "Goldene Generation" sogleich mit. Auch Neudrossenfeld im Landkreis Kulmbach ist eine Kommune dieser Größe. Dass der ortsansässige Turn- und Sportverein (TSV) in der kommenden Saison ein Fünftligist ist, gehört aber nicht in vorher genannte Kategorien. "Endlich wieder Bayernliga", macht Daniel Stöcker, Sportlicher Leiter des Aufsteigers, deutlich. "Nun haben wir endlich die Möglichkeit, eine frühere Scharte auszuwetzen."

Denn der TSV Neudrossenfeld war schon einmal Teil der Bayernliga Nord. 2014/15 gehörten die Oberfranken der zweithöchsten Amateurspielklasse Deutschlands an. Nach nur einem Jahr ging es damals aber über den Umweg Relegation gleich wieder runter in die Landesliga. "Damals war die Bayernliga noch ein Abenteuer", blickt Stöcker zurück. Seit diesem kurzen Ausflug in höhere Gefilde hat sich aber viel getan an der B85. "Unser Vorgabe ist es seit jeher, in Beine und Steine gleichermaßen zu investieren."

Knapp ein Jahrzehnt arbeitete man daran, die Landesliga endlich wieder nach oben zu verlassen. Einerseits wurde die Infrastruktur weiterentwickelt – u.a. sind ein Kunstrasen und ein weiterer Rasenplatz entstanden. Andererseits wurde freilich die Mannschaft nach und nach so um- bzw. aufgerüstet, dass sie den Aufstieg packen kann. "Die Meisterschaft war das ausgesprochene Ziel", gibt der Sportliche Leiter zu, betont aber gleichzeitig: "Allerdings nicht mit wilden finanziellen Kraftakten."

Die Erfolgsgeschichte der Grün-Weißen sei "keine sportliche Seifenblase, die sofort zerplatzt, wenn der eine große Geldgeber weg ist." Dass der 3.500-Einwohner-Ort demnächst zur Elite des bayerischen Amateurfußballs gehört, ist vielmehr von langer Hand geplant. Ein Prozess über Jahre hinweg. Die wohl wichtigste Person dabei: 1. Vorsitzender Gerald Weinrich. Zum Ausklang seiner Profikarriere landete der einstige Abwehrspieler als Spielertrainer in Neudrossenfeld – und blieb. "Wir profitieren einerseits natürlich von seiner Erfahrung als Fußballer. Aber auch von seiner wirtschaftlichen Expertise und von seinem Steuerbüro, einem unserer größten Sponsoren."

Markus Taschner geht in sein fünftes Jahr als TSV-Trainer.
Markus Taschner geht in sein fünftes Jahr als TSV-Trainer. – Foto: Wolfgang Zink

Hinzu kam, und das ist wohl eher Glück, dass die Ideen des großen Machers auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Das Zusammenspiel klappte einfach – und das von Beginn an ohne Berührungsängste oder größere Konflikte. "Wir haben hier viele motivierte Leute, mit denen man richtig hart arbeiten kann.", berichtet Daniel Stöcker, der als Fußballchef selber zu dieser Fraktion zählt. Und auch Trainer Markus Taschner, früher Bayernliga-Akteur bei der SpVgg Bayreuth, lieferte – in sportlicher wie mentaler Hinsicht.

Denn vergangene Saison scheiterte Neudrossenfeld knapp in der Relegation zur Bayernliga. In der ersten Runde konnte noch Seligenporten aus dem Weg geräumt werden. Gegen Hallbergmoos (4:4, 0:1) war dann aber Schluss. Aus der Traum. Vier Spiele ohne Happy End. "Und dann fällst Du entweder in ein brutales Loch", weiß Daniel Stöcker. "Oder Du machst es wie der FC Bayern München nach dem verlorenen Finale dahoam, motivierst dich besonders und lernst aus den Fehler." Die „Drusserfelder“ haben es gemacht wie die Kicker aus der Landeshauptstadt.

Vor der Spielzeit holte Daniel Stöcker bekannte Spieler wie Anton Makarenko und Noah Ismail. Im Winter folgte noch Patrick Weimar, den der Sportliche Leiter als "letztes Puzzleteil" bezeichnet. Diese Bayernliga- und Regionalliga-erprobten Spieler bildeten das Gerüst, sodass sich die übrigens TSVler in deren Schatten entwickeln konnten. Die Hinrunde verlief noch etwas durchwachsen, weil sich die Mannschaft erst finden musste. "Und die fehlende Sommerpause samt Enttäuschung wirkte nach." Die Rückserie gestaltete Neudrossenfeld dann fast nach Belieben – u.a. mit neun Zu-Null-Siegen in Serie. Am Ende wurde die Meisterschaft souverän eingefahren, "obwohl Großschwarzenlohe schon sehr bissig war."

Dass nächste Saison Schwergewichte wie Eltersdorf, Gebenbach oder Donaustauf die Gegner sind, verbreitet beim TSV Respekt, aber keine Angst. Man sieht sich gerüstet – durch Transfers in der Spitze und der Breite in diesem Sommer. "Unsere Kaderplanungen sind zu 90 Prozent abgeschlossen. Wir werden nur noch aktiv, wenn sich tatsächlich ein Spieler mit großer Qualität auftut." Auch wenn das nicht der Fall ist, strebt der TSV Neudrossenfeld an, dieses Mal mehr als nur ein Jahr in der Bayernliga zu bleiben. Und das wäre dann auch keine Sensation...

2014/15 spielte Neudrossenfeld bereits in der Bayernliga - u.a. gegen den Würzburger FV.
2014/15 spielte Neudrossenfeld bereits in der Bayernliga - u.a. gegen den Würzburger FV. – Foto: Hans Will

Aufrufe: 024.6.2023, 07:45 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor