2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht

Muschelpo & Beuteltier

keine Überraschung in Pankow

VfB Einheit zu Pankow – Friedrichshagener SV 2:0

26. Spieltag Bezirksliga Berlin Staffel 1 Saison 2022/ 2023

Sonntag, 30.04.2023 13:00 Uhr

Paul-Zobel-Sportplatz

Ca. 50 Zuschauer

Ein plumpsendes Geräusch ist in der sonst ruhigen und dunklen Wohnung zu vernehmen. Es folgt ein lautes Plärren und das Rufen nach Mami. Durch verkrustete Augen und mit einem Karussell im Gehirn sehe ich meine Frau aus dem Bett springen. Die roten Ziffern des Radioweckers verkünden, dass es drei Uhr in der Nacht ist. Ich liege seit 1 ½ Stunden im Bett, habe viel zu viel Bier und 16 Stunden Action hinter mir. Nun ist der Sohnemann aus seinem Bett gefallen und will verstört und verheult die Nacht bei seinen Eltern fortsetzen. Also versuche ich meinen Rausch auf nur noch der Hälfte meiner Matratze auszuschlafen. Noch vier Stunden lang hat mein Körper die Chance, sich zu erholen. Dann beendete ein Kichern neben mir die Nachtruhe. Der Lütte war ausgeschlafen und hatte beschlossen, dass seine Eltern das auch sein müssen.

Während Mama schon die Spielzeugeisenbahn aufbauen darf, schleppe ich mich ins Bad und muss ein wenig an die DDR-Hymne denken, als ich in den Spiegel schaue: Eine aufgestandene Ruine.

Irgendwie passend, denn es sollte heute über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze gehen. Der Grund war ein Besuch des Klassenfeindes. Aus dem tiefsten Westen hatte sich das Hopping Beuteltier aufgemacht, die ehemalige DDR-Hauptstadt zu besuchen. Hauptgrund war das gestrige Gastspiel ihres Pillendreher-Vereins gegen den wäldlichen Vorort.

Tja, und so ist das manchmal. Ich bin an dem Ort des heutigen Spiels schon dutzende Male vorbeigefahren. Er liegt nämlich auf der Strecke zu der ehemaligen Wohnung meiner Schwiegereltern. Aber erst ein Besuch aus über 500 Kilometern Entfernung ist nötig, um endlich ein Spiel hier zu sehen.

Da die Sonne schien, kamen Frau und der Sohnemann mit nach Pankow. Vor dem Fußball wurde der Spielplatz-Ground des Bürgerparks Pankow eingetütet. Dieser liegt dem Paul-Zobel-Sportplatz vom VfB Einheit zu Pankow quasi schräg gegenüber. Allerdings war der Muschelpo eher wenig begeistert von dem eigentlich schönen Kinderspielplatz. Daher ging es vor der mit dem Beuteltier verabredeten Zeit auf den Sportplatz. Der Besuch aus dem Rheinland erschien kurz nach uns auf dem wirklich schönen Areal und nach einer herzlichen Begrüßung ging es zum Grill. Später attestierte ein, ebenfalls anwesender, Bekannter, dass die Wurst hier wirklich gut sei. Ich hätte das gerne bestätigt. Aber der Nachwuchs hatte mir das komplette Grillgut aus dem Brötchen gemümmelt.

Der Paul-Zobel-Sportplatz ist übrigens nach einem kommunistischen Redakteur und Widerstandskämpfer benannt, der im April 1945 an den Folgen von Misshandlungen im KZ Dachau starb. Wenigstens setzt man ihm mit diesem wirklich großartigen Sportplatz ein schönes Denkmal. Der VfB hat sich eine fantastische Heimat geschaffen. Das Wappen des Vereins und der Schlachtruf “Attacke Einheit” ist omnipräsent und sowohl für Speis und Trank als auch für Fanartikelsammler ist gesorgt. Ich verpasste es zwar leider, mir ein Andenken zu kaufen, aber wenigstens kam ich in der Halbzeit noch zu einem Stück Nackensteak vom Grill. Aber zuerst musste ja noch ein Durchgang gespielt werden. Ich bekam nicht ganz so viel davon mit, denn ich balancierte zwischen Quatschen mit dem Besuch vom Rhein und dem Bespaßen des Muschelpos hin und her. Dieser hatte zwar seine Spielzeugautos dabei, wollte aber lieber Fußball spielen. Und sein Anna-und-Elsa-Ball war leider zu Hause geblieben. Dann wollte er schlafen und verzog sich mit Mama Richtung Auto. Allerdings kehrten sie kurze Zeit später wieder, da der Sohnemann seine Meinung geändert hatte. Frage an die Groundhopper-Polizei: Zählt der Ground jetzt für ihn? Er hatte das Geschehen bestimmt für zehn Minuten verlassen. Dadurch verpasste er auch das hochverdiente 1:0 für Einheit. Getroffen hatte ein gewisser Sobek. Verwandt oder verschwägert mit der Hertha-Legende Hanne?

In der Halbzeit kamen Frau und Kind dann zurück und der Junior war fortan nicht so viel besser drauf, als vor dem Seitenwechsel. Er verbrachte erst eine Weile damit, auf Papa herum zu klettern. Dann wollte er gehen und verabschiedete sich mehrfach beim Beuteltier. Denn er hat ja gelernt, dass man vor dem Gehen “tschüss” sagt. Als dieser Plan fehlschlug, begann er damit dem Beuteltier die Verpackung seiner Kinderschokolade geben zu wollen. Sie sollte das dann in den Mülleimer bringen.

Als sie sich erbarmt hatte, sollte es auch noch Papas Schokoriegelpapier sein, was in den Abfall gebracht werden sollte. Dann war die Geduld vorbei und Mama und Söhnchen machten sich erneut auf den Weg zum Parkplatz. Wenigstens hatte sie das zweite Tor nach einer gespielten Stunde gesehen. Wirklich spannend war der Kick tatsächlich nie. Beide Mannschaften sind fast durch die ganze Tabelle getrennt und es war nur eine Frage der Zeit, bis Einheit das Spiel zu seinen Gunsten gestaltete.

Mit dem Abpfiff wollten wir den Sportplatz eigentlich direkt verlassen. Aber die zweite Mannschaft der Hausherren betrat gerade den Platz und wurde dabei von blauem und weißem Rauch begleitet. Das mussten wir natürlich noch auf den Speicherkarten unserer Mobiltelefone festhalten. Im Gehen bekamen wir noch mit, wie sich die Spieler der Einheit mit „Scheiß-Fortuna-Gesängen“ bereits auf das nächste Spiel einstimmten. Das ist nämlich ein Derby beim Bezirksnachbar. Ein paar Stunden vorher werden auch zwei Spandauer Vereine die Klingen kreuzen. Das Spiel Gatow gegen Kladow ist nicht nur höchst brisant, sondern kann auch ganz wichtig für Einheit Pankow werden. Gewinnen nämlich die erstplatzierten Sportfreunde aus Kladow gegen den Sport Club aus Gatow, der auf Platz zwei liegt, kann Einheit mit einem Sieg beim Ortsrivalen Fortuna den Aufstiegsplatz der Gatower einheimsen.

Bleibt also spannend.

Attacke Einheit.

der Kutten König

Aufrufe: 04.5.2023, 21:31 Uhr
Jörn KutschmannAutor