2024-06-17T07:46:28.129Z

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Führungsspieler im Kasten: Felix Schürgers wird dem TSV Murnau lange Zeit fehlen. Die Suche nach einem Ersatz läuft.
Führungsspieler im Kasten: Felix Schürgers wird dem TSV Murnau lange Zeit fehlen. Die Suche nach einem Ersatz läuft. – Foto: Andreas Mayr

Murnau-Keeper erleidet Kreuzbandriss: Schürgers wollte selbst bei Suche nach Ersatz helfen

1.000 Prozent Drache

Seinen Humor hat er nicht eingebüßt – Kreuzbandriss hin oder her. „Ich heiße nicht Manuel Neuer“, scherzt Felix Schürgers, bevor er erzählt, wie alles passierte.

Murnau – Der Torwart des TSV Murnau hat sich nicht beim Skifahren die schwere Verletzung zugezogen, sondern im stinknormalen Fußballtraining, das in Murnau auch über den Winter regelmäßig angeboten wird.

Bei einer freiwilligen Einheit auf dem Kunstrasen barst das Band im Knie. „Ich hab’s gespürt, dass irgendwas kaputt ist“, sagt der 29-Jährige. Mittlerweile hat Schürgers die Operation hinter sich. Dem TSV fehlt er in der Rückrunde. Mehr noch: Zum jetzigen Zeitpunkt möchte sich der Spitzenkeeper noch gar keine Gedanken über die Zukunft machen. „Am liebsten will ich darüber gar nicht sprechen.“

Der Moment nach der Verletzung hat sich eingebrannt. „Die erste Minute habe ich den Schmerz rausgeschrien“, erinnert sich Schürgers. Danach breitete sich eine grausame Stille über dem Platz aus. Sein zweiter Satz, so ist’s überliefert: „Das war’s mit dem Fußball.“ Auch wenn er den mittlerweile relativiert. Einen Krankenwagen, den die Kollegen gerufen hatten, bestellten sie wieder ab, weil sich der Schmerz schnell verflüchtigt hatte. Am nächsten Tag war das Gelenk allerdings kräftig angeschwollen. Ein Besuch beim Arzt bestätigte wenig später die Befürchtungen.

Der Vorfall im Dezember ist Schürgers’ erste gravierende Verletzung. Vor drei Jahren überdehnte er sich vor dem letzten Spiel im Herbst das Kreuzband, setzte prophylaktisch für drei Monate aus. Die Sache machte damals in Murnau niemand publik. Auch jetzt will der Torwart kein großes Theater draus machen. „Wenn die Mannschaft ihre normalen Entwicklungsschritte weiter geht, braucht sie immer weniger einen Torwart“, sagt Schürgers. „Ich habe keine Bedenken: Das Team wird erwachsener, größer, reifer.“ Trainer Sven Teichmann steht dennoch vor einer ernst zu nehmenden Aufgabe: Wie ersetzt er den Routinier, über den so wenig gesprochen wird. Einen „großen Ausfall“ nennt er den Kreuzbandriss – schon Murnaus zweiter der Saison nach Roman Trainer. Einerseits wird der TSV taktisch reagieren, noch einen Tick defensiver stehen, kündigt der Coach an. Andererseits arbeiten die Verantwortlichen an einer Lösung im Hintergrund. Schürgers wollte erst selbst mithelfen bei der Suche nach einem Ersatz. So ist der Mann gepolt: 1.000 Prozent Drache. Doch Abteilungsleiter Michael Adelwart verordnete Ruhe und Entspannung, nahm ihm diese Aufgabe ab.

In den eigenen Reihen stehen mit Oliver Fastenrath und Constantin Humpa zwei Alternativen parat, deren Typus wie Charakter zwar innerhalb des Klubs sehr geschätzt wird, die aber über keinerlei Erfahrung auf Bezirksliga-Level verfügen. A-Jugend-Keeper Fabio Grund gilt als das nächste große Talent, wird aber erst 18 Jahre alt in diesem Jahr. Mit Dennis Destek und Stefan Schwinghammer gehören zwei ehemalige Spitzentorwarte zum erweiterten Trainerteam. Zudem hätte Teichmann noch einen möglichen Transfer in der Hinterhand. Die Frage nach der neuen Nummer eins lässt sich also noch nicht beantworten. Schürgers sorgt sich nicht: „Die Jungs performen genauso weiter. Da bin ich voller Überzeugung.“

Für ihn hat in den vergangenen Wochen der Kampf zurück ins alltägliche Leben begonnen. Bei Physiotherapeut Hermann Puck startete der Wiederaufbau der Muskulatur. An ein Blitzcomeback ist trotzdem nicht zu denken. Dabei geht’s gar nicht um die Muskulatur, sondern um die Ansteuerung des Gelenks über das Rückenmark, die sich nicht trainieren lässt. Nur mit Zeit und Geduld löst sich dieser Schaden. Frühestens im September sei an eine Rückkehr auf den Platz zu denken, sagt Schürgers. Was er bis dahin macht, weiß er nicht. „Zuletzt hat er ein paar Pfeile auf eine Dartscheibe geworfen. Für eine neue Karriere wird es aber nicht reichen“, witzelt er. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 018.1.2023, 09:42 Uhr
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