2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die drei Kandidaten: Kern, Schraudner und Bernkopf (v.l.).
Die drei Kandidaten: Kern, Schraudner und Bernkopf (v.l.). – Foto: imago

Wer beerbt Rainer Koch beim BFV? Robert Schraudner rechnet sich gute Chancen aus

Drei Bewerber für das Amt des BFV-Präsidenten

Nach 18 Jahren hört Rainer Koch als BFV-Präsident auf. Drei Bewerber bringen sich als Nachfolger für den langjährigen Funktionär in Stellung.

München – Und, wer wird’s? Wer folgt an der Spitze des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) am übernächsten Wochenende in Bad Gögging auf Dr. Rainer Koch, der nach 18 Jahren nicht mehr um die Präsidentschaft antreten wird?

Dr. Christoph Kern (39) aus Schwaben sagt: „Ich gehe nicht in einen Kampf, den ich sehenden Auges verliere. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Wahl am Ende des Tages zu meinen Gunsten ausgeht.“ Also, dazu muss Robert Schraudner (58) aus München, seit fünf Jahren schon BFV-Vizepräsident, was sagen. Nämlich, dass er sich genauso gute Aussichten ausrechne, die Wahl zu gewinnen.

„Ich habe bei 1860 bis Ende C-, Anfang B-Jugend gespielt, bin dann auf die Schiedsrichter-Seite gewechselt und Mitglied beim FC Bayern geworden, weil dessen Schiedsrichter-Obmann mich abgeworben hat.“

Robert Schraudner

Und welche Chancen sieht der dritte Bewerber, der Niederbayer Christian Bernkopf (44) für sich? „Ich war der große Underdog, habe aber den Eindruck, dass das Rennen offener geworden ist.“

In einer virtuellen Medienrunde haben die drei Aspiranten sich vorgestellt. Bayerisches Fußball-Triell. Jurist Kern bemühte sich, das Bild eines jungen, dynamischen Kandidaten abzugeben. Im Ohr trug er AirPods, er sprach von „Pros und Cons“. Schraudner, der Bankfachwirt, präsentiert sich als Mann, der zu allen Farben passt, dazu erzählt er seine Fußballgeschichte, die er „schizophren“ nennt: „Ich habe bei 1860 bis Ende C-, Anfang B-Jugend gespielt, bin dann auf die Schiedsrichter-Seite gewechselt und Mitglied beim FC Bayern geworden, weil dessen Schiedsrichter-Obmann mich abgeworben hat.“ Nun liebt er Blau und Rot. Bernkopf, der Dritte, schildert sich selbst so: Er war Offizier bei der Bundeswehr, „Menschenführung ist meine Stärke. Ich sehe mich als Freund der klaren Worte, bin grundehrlich und diskussionsfreudig“.

„Er hat in 18 Jahren dafür gesorgt, dass der Verband so dasteht, wie er dasteht.“

Robert Schraudner über Rainer Koch.

Gut, aber wie heben sich die drei Präsidentschafts-Bewerber ab von Rainer Koch, der tief enttäuscht von seinem Scheitern auf dem DFB-Bundestag sich nicht nur vom gut dotierten Job bei der UEFA, sondern auch von der Spitze des starken BFV (1,3 Millionen Mitglieder) zurückzieht?

Schraudner kann Koch schon gar nicht kritisieren, weil er dessen Vize war. Vielmehr lobt er: „Er hat in 18 Jahren dafür gesorgt, dass der Verband so dasteht, wie er dasteht.“ Wie ein „großer Mittelständler“, im Grunde sehr gefestigt. Der Schwabe Kern antwortet auf die Frage, ob er denn gegen Rainer Koch angetreten wäre, mit einem ehrlichen „Ich gehe davon aus: Nein. Und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass es zwingend einer Gegenkandidatur bedürft hätte.“ Was unter Koch laut Schraudner und Kern nicht gepasst hat - aber das ist kein schwerer Vorwurf: Um die interne Kommunikation stand es nicht zum Besten, die Präsenz des Multifunktionärs Koch in Bayern war nicht mehr so stark.

Die Vorsätze von Schraudner und Kern sind ähnlich: Vereine mehr einbeziehen, der Basis auf Augenhöhe begegnen, Bayern eine starke Stimme geben.

Zitzlsperger glaubt: Rainer Koch wird Ehrenpräsident und nie ganz weg sein

Christian Bernkopf hingegen war nicht der glühendste Koch-Verehrer. „Ich kenne Koch seit 2010, da war ich Vereinsvorsitzender. Wir hatten intensive Diskussionen, ich war nicht immer seiner Meinung, da mache ich kein Hehl daraus.“ Als Präsident hätte Bernkopf „viele Punkte, es sprudelt aus mir heraus“. Ein richtiger Oppositioneller ist jedoch auch er nicht, mit der im bayerischen Amateurfußball gut bekannten Gruppe der niederbayerischen Rebellen um den Sportartikelhändler Walter Zitzlsperger verbindet ihn eigentlich nur die geografische Nähe: „Wir wohnen 20 Kilometer voneinander entfernt. Wir haben 2016 auch mal den Tag des niederbayerischen Fußballs organisiert, hatten 2700 Fußballer in einem Bierzelt, das war toll. Aber das Verhältnis zwischen uns hat sich verändert, mit den meisten Punkten von seiner Seite kann ich mich nicht so identifizieren.“

Zitzlsperger schrieb noch einen geharnischten Brief an Koch (mit großem Verteiler auf CC), in dem er ihm vorwarf, dass der „Jugend-, Senioren und Damenfußball komplett am Boden liegt“ und viele Vereine sich „im Wachkoma“ befänden. Zitzlsperger glaubt, dass Rainer Koch auf dem BFV-Verbandstag als Ehrenpräsident abgehen und nie ganz weg sein wird. Egal, wer sein Nachfolger wird. (GÜNTER KLEIN)

Aufrufe: 017.6.2022, 08:57 Uhr
Günter KleinAutor