2024-05-02T16:12:49.858Z

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  Treffen am Freitagabend erstmals mit ihren aktuellen Teams aufeinander: Moritz Stoppelkamp vom MSV Duisburg (links) und Daniel Heber von Rot-Weiss Essen (rechts) führen ihre Mannschaften im Derby als Kapitäne aufs Feld.
Treffen am Freitagabend erstmals mit ihren aktuellen Teams aufeinander: Moritz Stoppelkamp vom MSV Duisburg (links) und Daniel Heber von Rot-Weiss Essen (rechts) führen ihre Mannschaften im Derby als Kapitäne aufs Feld. – Foto: Eichholz, RWE

MSV gegen RWE: "Die Fans erwarten Emotionen und Kampf"

Vor dem Drittliga-Derby zwischen dem MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen sprechen beide Kapitäne über die Facetten der Rivalität.

Derbys sind keine Spiele wie jedes andere – vor allem nicht, wenn das letzte Duell in der Liga 2007 ausgetragen wurde. Am Freitagabend (19 Uhr, FuPa-Liveticker) empfängt der MSV Duisburg den Rivalen Rot-Weiss Essen am zweiten Spieltag der 3. Liga.

Im Vorfeld traf die Rheinische Post die beiden Kapitäne Moritz Stoppelkamp und Daniel Heber zum Interview. Beide sprachen über dieses besondere Duell, das sie übrigens selbst zum ersten Mal erleben, Emotionen, Ansagen beim Einkaufen und Malocher-Mentalität.

Nach langer Zeit ist es wieder soweit: MSV Duisburg gegen Rot-Weiss Essen. Was bedeutet „Derby“ grundsätzlich für Sie?

MORITZ STOPPELKAMP | Emotionen, viele Emotionen. Das letzte Derby in der Liga ist schon lange her, zuletzt 2007. Man merkt allein schon daran, dass unsere Arena ausverkauft ist, welche Bedeutung dieses Spiel hat – gerade für uns und unsere Fans. Die letzten zwei Jahre sind nicht optimal verlaufen. Jetzt im ersten Heimspiel vor vollem Haus, haben wir die Chance, uns Kredit bei unseren Fans zu erspielen. Dementsprechend müssen wir auftreten.

DANIEL HEBER | Ein Derby ist immer mit viel Leidenschaft verbunden, ist immer etwas Besonderes. Wir hatten in den letzten Jahren nur „kleinere Derbys“, jetzt treffen wir auf den MSV. Und das direkt am 2. Spieltag – für die Fans, den Verein und die Mannschaft ist es von großer Bedeutung. Wir wollen das, was wir im ersten Spiel versäumt haben, im zweiten Spiel besser machen.

Sie sind beide Kapitäne ihrer Mannschaft, haben jeweils mehr als 140 Pflichtspiele absolviert. Kurios: Sie beide haben noch nie dieses Derby gespielt. Macht es das Ganze auch für Sie persönlich nochmal emotionaler?

STOPPELKAMP | Ja, definitiv. Jeder, der sagt, dass es ein normales Spiel sei, liegt falsch. Klar, es geht nur um drei Punkte. Aber das ist ein ganz, ganz besonderes Spiel. Ein Derby. Gerade für mich persönlich als gebürtigen Duisburger ist es nochmal spezieller. Ich weiß, was dieses Spiel für unsere Fans bedeutet. Die letzten zwei Wochen wurde ich immer mal wieder von Fans beim Einkaufen auf dieses Spiel angesprochen. Deswegen weiß ich, welchen Stellenwert dieses Spiel hat. Ich brauche nicht viele Worte zu verlieren, auch innerhalb der Mannschaft nicht. Jeder weiß, worauf es ankommt.

HEBER | Ich musst erst einmal überlegen, ob ich wirklich noch nie mit Rot-Weiss gegen den MSV gespielt habe. Aber Sie haben recht. Das erste Derby ist natürlich nochmal was ganz Besonderes. Jeder freut sich drauf, die Mannschaft, der Trainer, die Fans – ich.

Erstmals seit Corona wird das MSV-Stadion ausverkauft sein. In Essen kennt man ein volles Stadion auch schon von der Aufstiegsfeier, aber in Duisburg sind nochmal ein paar tausend Leute mehr da. Muss man da im Kopf auch nochmal umschalten gegenüber der Regionalliga-Saison, wo man selten vor solchen Zuschauer-Kulissen gespielt hat?

HEBER | Wir haben das Glück, dass unsere Fans immer hinter uns stehen. Letzte Saison hatten wir einen Schnitt von über 10.000 Fans. Am Freitag kommen nun mehr als 28.000. Es ist auch für mich das erste Mal, dass ich vor so einer Kulisse spiele. 16.000 im Aufstiegsspiel war meine größte Kulisse. Ich glaube, dass die Wenigsten von uns schon vor so einer Kulisse gespielt haben. Das ist auf jeden Fall was sehr, sehr Großes. Wir gehen mit Vorfreude statt mit Aufregung in dieses Derby. Jeder weiß, was einen erwartet. Die Fans erwarten Emotionen und Kampf – und das wollen wir am Freitag zeigen.

Beide Vereine sind mit einer Auftaktniederlage in die Saison gestartet. Läuft man Gefahr, dass es direkt zum Saisonstart einen ganz großen Dämpfer gibt, wenn man das Derby verliert?

HEBER | Wir gehen nicht mit dem Gedanken in das Spiel, was sein könnte, wenn wir das Derby verlieren sollten oder Unentschieden spielen. Auf gar keinen Fall. Das Spiel ist natürlich von großer Bedeutung, aber es ist kein Finalspiel. In der vergangenen Saison sind wir auch mit einer Heim-Niederlage gestartet. Ich glaube nicht, dass es unbedingt ein Dämpfer war. Natürlich spielen wir jetzt gegen stärkere Gegner, aber ein schwächerer Saisonstart bedeutet nicht, dass die ganze Saison vorbei ist. Deswegen bewahren wir auf jeden Fall einen kühlen Kopf.

STOPPELKAMP | Natürlich ist die Saison danach nicht „gegessen“, aber das Spiel hat eine riesige Bedeutung. Nach der letzten Saison war die Stimmung im Umfeld nicht gut. Wir müssen uns wieder Kredit erspielen. Wie macht man das am besten? Mit einem Derbysieg! Wenn wir nicht gewinnen oder gar verlieren sollten, würde ich das schon als Dämpfer einordnen.

Trotz zwei schweren Jahren hatte man zuletzt das Gefühl, dass die MSV-Fans wieder hinter der Mannschaft stehen. Verwandelt man das in positive Energie oder kann der Druck, dass die Stimmung womöglich wieder umschlägt, hemmen?

STOPPELKAMP | Nein, gar nicht. Immer wenn es darauf ankam, konnten wir uns auf unsere Fans verlassen. Unsere Fans haben ein gutes Gespür dafür, wie sie uns unterstützen können. Sei es durch Autokorsos oder Hupkonzerte – wie während der Corona-Zeit. Gerade in Phasen, in denen es darauf ankam, waren sie immer da. Klar ist aber auch: Wenn du als Fan immer enttäuscht das Stadion verlässt, dann macht das was mit einem. Da kann ich die Unzufriedenheit der Fans verstehen, gerade nach der letzten Saison. Die Erwartungshaltung war einfach eine ganz andere. Duisburger verlangen ja eigentlich nicht viel. Duisburger wollen, dass du alles gibst und alles reinhaust. Ich glaube, dass wir das in Osnabrück gemacht haben. Leider hat es nicht für einen Punkt gereicht. Aber wir haben gekämpft und uns gegen die Niederlage gestemmt. Man hat nach dem Spiel an der Reaktion der Fans gemerkt, dass nicht alles schlecht war, dass sie hinter uns stehen. Ich bin überzeugt davon, dass die Stimmung am Freitag unglaublich gut wird.

Sie kennen beide das Ruhrgebiet gut. Was macht ihre Vereine im Vergleich zu den drei Bundesligisten aus Bochum, Dortmund und Schalke aus?

STOPPELKAMP | Fakt ist, dass dieses Derby in einer anderen Liga stattfinden sollte. Es wäre vermessen, wenn wir uns mit den anderen Klubs vergleichen. Die drei haben vieles richtig und besser gemacht als wir und sind zurecht in der Bundesliga. Trotzdem ist der MSV ein Verein mit viel Charme, Tradition und Malocher-Mentalität. Wir sind dafür verantwortlich, dass wir mittelfristig den Verein in einer anderen Liga sehen.

HEBER | Wir haben jetzt 14 Jahre lang keinen Profifußball gespielt. Wir sind jetzt endlich in der 3. Liga angekommen und das haben die Fans auch von uns erwartet. Auch wenn es in der Vergangenheit nicht so lief, haben sie uns immer unterstützt. Wir wollen uns jetzt nicht mit den drei Klubs vergleichen. Wir haben hier aber ein gutes Stadion, tolle Fans. Jetzt gehen wir Schritt für Schritt.

Haben Sie in der Vergangenheit den Rivalen eigentlich verfolgt?

STOPPELKAMP | Natürlich, ich habe mir diese Spiele ja auch gewünscht. Selbst Kevin Großkreutz hat sich doch über den Aufstieg von Schalke gefreut, weil es wieder das Derby gibt. Daran sieht man, wie viel Spaß ein Spieler an solchen Spielen hat. Dafür spiele ich Fußball. Entsprechend waren hier auch die Reaktionen auf den Essener Aufstieg: „Oh, es gibt nächste Saison zwei geile Spiele!“

Zum Abschluss: Warum gewinnt Ihre Mannschaft das Derby am Freitag?

HEBER | Wir gewinnen, weil wir attraktiven Fußball spielen und an das anknüpfen wollen, was wir in den letzten Jahren gezeigt haben. Wir wollen die Fans mitnehmen und wissen, dass die uns unterstützen werden. Nehmt das als Appell, liebe RWE-Fans! Beim MSV wissen sie, was wir leisten können, wenn wir von unseren Fans getragen werden. Deshalb wollten sie ja auch unbedingt verhindern, dass mehr als 5000 Essener dabei sind.

STOPPELKAMP | Wir haben ein Heimspiel, wir wissen, worauf es ankommt, wir werden die meisten Zweikämpfe gewinnen und vor dem Tor effektiver sein. Jeder von uns will nach dem Spiel mit den Fans vor der Kurve feiern.

HEBER | Das lassen wir so stehen und klären das Freitag auf dem Platz.

Aufrufe: 05.8.2022, 12:15 Uhr
RP / Stefan Döring & Phillip OldenburgAutor