2024-05-17T14:19:24.476Z

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In die Bolzplatzliga können junge Fußballer jederzeit einsteigen.
In die Bolzplatzliga können junge Fußballer jederzeit einsteigen. – Foto: Dennis Bellof

Mönchengladbach: "Bolzplatzliga hilft auch bei Gewaltprävention"

Interview: Organisator Leon Glitt von De Kull spricht über die Lebenswelt von Jugendlichen und was die Arbeit mit der jüngeren Generation ausmacht.

In Mönchengladbach gibt es rund 50 Bolzplätze: Auf welchem sind Sie am liebsten, Herr Glitt?

LEON GLITT Oh, schwierige Frage. Mittlerweile gibt es in der Stadt zum Glück wirklich viele gute Bolzplätze. Ich mag den neuen am „Huma“-Gymnasium sehr. Mit dem Käfig und dem kleinen Tartanfeld hat man direkt das Gefühl von Großstadt – ein bisschen wie in Berlin. So stelle ich mir einen Bolzplatz vor. Ansonsten ist aber auch der Platz an der Radrennbahn weltklasse, insbesondere für unsere Spieltage der Bolzplatzliga. Dort ist es größer, weitläufiger und der Kunstrasen ist hervorragend.

Auf wie vielen verschiedenen Anlagen wird die Bolzplatzliga ausgerichtet?

GLITT Wir spielen einmal im Monat auf wechselnden Plätzen im gesamten Stadtgebiet. Im vergangenen Jahr haben wir versucht, dass wir möglichst viele Anlagen ansteuern. Für diese Saison werden wir uns auf fünf bis sechs Bolzplätze beschränken, bei denen die Begebenheiten am besten passen. Meistens sind das die Mini-Spielfelder mit Kunstrasen, damit wir unabhängiger vom Wetter sind.

Wie sind Sie damals auf die Idee für die Bolzplatzliga gekommen?

GLITT De Kull hat seit 2015 kostenlose Straßenfußball-Trainings für Kinder und Jugendliche angeboten. An fünf Tagen in der Woche gab es diese Einheiten im gesamten Stadtgebiet verteilt. Das haben wir ein paar Jahre lang gemacht – einige Standorte liefen sehr gut, andere weniger. Wir haben uns dann überlegt, wie wir mehr und besser mit den Jugendlichen in Kontakt kommen können, und wollten daher ein regelmäßig stattfindendes Angebot schaffen. So hat 2021 die erste Saison der Bolzplatzliga gestartet. Auch wir mussten natürlich zeitweise wegen Corona pausieren und haben die Spielzeit dann 2022 zu Ende gebracht. Im Dezember gab es ein großes Finalturnier in der Neuwerker Soccerhalle. Über alle acht Spieltage hinweg hatten wir ungefähr 300 Teilnehmer im Alter von zwölf bis 17 Jahren.

Im März und April haben nun die ersten Spieltage der zweiten Saison stattgefunden. Am Sonntag geht es an der Regentenstraße weiter. Wird das Angebot immer noch gut angenommen?

GLITT Und wie! Wir stehen nach zwei Spieltagen bereits bei 150 Teilnehmern – also schon die Hälfte des vergangenen Jahres. Wir sind überwältigt davon, wie viel Bock die Jugendlichen auf die Bolzplatzliga haben. Dafür haben wir im Vorfeld aber auch viel Werbung gemacht. Zum einen über die Social-Media-Kanäle, zum anderen aber insbesondere auf den Bolzplätzen vor Ort. Da sind wir generell viel unterwegs, kommen mit den Jugendlichen ins Gespräch, fragen nach ihren Wünschen und laden sie zu den nächsten Spieltagen ein.

Richtet sich das Angebot auch an Kinder und Jugendliche, die bereits in einem Verein spielen, oder ausschließlich an die reinen Straßenfußballer?

GLITT Es dürfen selbstverständlich alle bei uns mitspielen – egal ob Vereinsfußballer oder nicht. So hält es sich auch ungefähr die Waage. 50 Prozent der Jugendlichen spielen im Verein, die andere Hälfte nicht. Wir versuchen aber insbesondere den Teil zu erreichen, der aus unterschiedlichen Gründen nicht in einem Verein spielt.

Welche Gründe nehmen Sie da wahr?

GLITT Kinder und Jugendliche sind aus verschiedenen Gründen nicht in Vereinen angemeldet. Bei manchen ist es eine finanzielle oder soziale Problematik, andere kommen einfach mit dem System „Vereinsfußball“, den Strukturen und festen Trainingszeiten nicht klar und möchten lieber losgelöst davon einfach nur Fußball spielen. Bei uns können alle Jugendlichen ohne große Hürden mitmachen. Das sorgt wiederum aber dafür, dass sich die Jugendlichen an unser Projekt bei De Kull binden und wir auch über den Fußball hinaus mit ihnen arbeiten können.

Was können und wollen Sie mit der Bolzplatzliga – über den Fußball hinaus – erreichen?

GLITT Wir möchten Sport, soziale Arbeit und Bildung miteinander kombinieren. Gerade Fußball ist ein super Mittel, um mit den Jugendlichen in ihrer Lebenswelt in Kontakt zu treten. Das ist uns ganz wichtig. Wir kommen zu den Jugendlichen auf den Bolzplatz – nicht andersrum. Die Jugendlichen sollen partizipieren, Regeln selber aufstellen und sich gemeinsam daran halten. So vermitteln wir Werte und geben ihnen Handlungsoptionen für Konfliktsituationen mit auf den Weg. Daher spielt auch das Thema Gewaltprävention eine wichtige Rolle bei uns. Generell versuchen wir, ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Jugendlichen aufzubauen. Je öfter wir sie sehen – bei der Bolzplatzliga, in den Schul-AGs oder bei anderen Projekten – desto mehr können wir erreichen. Wir sind für viele Jugendliche Ansprechpartner bei schulischen oder auch privaten Problemen.

INFO: Nächster Spieltag der Bolzplatzliga am 14. Mai

Bolzplatzliga Der dritte Spieltag findet Sonntag, 14. Mai, ab 12 Uhr auf dem Platz an der Regentenstraße statt. Anmeldungen vor Ort sind ab 11.15 Uhr möglich.

Teilnahme Ein Einstieg in den Ligabetrieb ist an jedem Spieltag möglich. Die Teams mit den meisten Spiel- und Teilnahmepunkten stehen am Ende der Saison im Finale.

Aufrufe: 012.5.2023, 14:00 Uhr
Sebastian KalenbergAutor