2024-04-29T14:34:45.518Z

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Michele Borrozzino, Trainer des SV Ballrechten-Dottingen
Michele Borrozzino, Trainer des SV Ballrechten-Dottingen – Foto: Verein

Michele Borrozzino, SV Ballrechten-Dottingen: "Zeugt von guter Arbeit"

Großes FuPaInterview: Trainer des Landesligisten freut sich über eigenständige Jugendarbeit

Michele Borrozzino befindet sich in seiner siebten Trainersaison beim SV Ballrechten-Dottingen. Nach dem Aufstieg von der Bezirksliga coacht er den SV in der sechsten Runde am Stück in der Landesliga, Staffel II. Der Start in die laufende Saison verlief für das Team aus dem Hochschwarzwald positiv: Nach acht Spielen belegt das Borrozzino-Team den fünften Tabellenplatz. Im Gespräch mit der BZ verrät der 45-jährige, in welchem Bereich er noch Luft nach oben sieht - und warum ein Aufstieg in die Verbandsliga kein Thema ist.

BZ: Herr Borrozzino, letztes Wochenende hat ihr Team knapp mit 4:3 beim FC Zell gewonnen. Warum wurde es noch mal eng nach souveräner 3:0-Führung zur Pause?

Michele Borrozzino: Nach 50 Minuten haben wir sogar 4:0 geführt, und das war absolut verdient, weil wir uns so viele Chancen wie nie herausgespielt haben. Doch dann ist der Gegner durch Standardsituationen herangekommen. Bei uns fangen dann die Gedanken an zu kreisen, dann fälscht du einen Schuss unglücklich ab, und schon steht es nur noch 4:3 für uns. Das ist natürlich nicht das Wunschdenken eines Trainers, nach 4:0-Führung noch einmal derart in Schwierigkeiten zu kommen. Aber auch wenn es am Ende eng wurde: Der Sieg war völlig verdient.


BZ: Gegen Zell hat Ballrechten-Dottingen den fünften Saisonsieg eingefahren, demgegenüber stehen drei Niederlagen. Sind sie zufrieden mit dem Start in die Runde?

Michele Borrozzino: Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir nach acht Spielen 15 Punkte auf dem Konto haben, hätte ich das sofort unterschrieben. Ich bin glücklich über die bisherige Punkteausbeute. Man muss aber ehrlicher Weise sagen, dass die allermeisten Spiele sehr eng waren und in beiden Richtungen hätten gehen können. Unser großes Thema sind die vielen Gegentore. Dass wir auch viele schießen, ist gut, aber die defensive Anfälligkeit beschäftigt uns schon sehr im Training. Dem wollen wir entgegenwirken.


BZ: Wie ist denn die personelle Lage beim SV? Wird in der Winterpause kadermäßig etwas passieren?

Michele Borrozzino: Unser aktueller Kader ist recht groß, zudem befinden wir uns gerade in einem größeren Umbruch. Natürlich halten wir Augen und Ohren offen, im Defensivbereich könnte schon etwas passieren. Aber momentan ist nichts Konkretes geplant.


BZ: Mit mehr als fünf Jahren Landesliga am Stück ist Ballrechten-Dottingen kein Neuling mehr in der Liga. Bekommt man da irgendwann nicht Lust, sich höhere Ziele als einen Platz im Tabellenmittelfeld zu setzen?

Michele Borrozzino: Ein Aufstieg in die Verbandsliga ist bei uns überhaupt kein Thema. Wir wollen uns langfristig in der Landesliga etablieren - gerade nach den beiden Coronajahren. Insbesondere die letzte Saison war für uns sehr schwierig. Wir sind da sehr realistisch und wissen durchaus einzuschätzen, dass es immer in beide Richtungen gehen kann. Jedes Landesligajahr ist eine Riesenherausforderung für uns. Aber ich sehe uns vom Potenzial her tabellarisch schon auf einem ordentlichen Mittelfeldplatz. Das ist unser primäres Ziel.


BZ: Unabhängig von einem angestrebten Tabellenplatz - worin sehen Sie als Trainer eines Landesligisten ihr Hauptziel?

Michele Borrozzino: Ich möchte die Mannschaft in jedem Jahr weiterentwickeln. Letztes Jahr haben drei Leistungsträger von uns aufgehört mit Fußball, zwei weitere Stammspieler sind gewechselt. Der Umbruchprozess, in dem wir uns befinden, wird dauern. Die jungen Spieler, die von anderen Vereinen zu uns stoßen, müssen wir gut integrieren. Unser langfristiges Ziel ist es auch, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu entwickeln und an die erste Mannschaft heranzuführen. Das wird noch dauern, da unsere eigene Jugendarbeit erst seit zwei Jahren wieder auf eigenen Beinen steht. Aber ich freue mich, dass gerade alle Jugendmannschaften besetzt sind. Das zeugt für einen Verein unserer Größenordnung schon von guter Arbeit.


BZ: Am Samstag empfängt ihre Elf den SV Au-Wittnau, momentan eines der Kellerkinder in der Liga. Klingt nach einem Pflichtsieg für ihr Team...

Michele Borrozzino: Ich beobachte Au-Wittnau seit Jahren, da wird ähnlich wie bei uns absolut bodenständig gearbeitet. Sie haben zum Beispiel schon eine komplette Jugendabteilung hinten dran, aus der sie schöpfen können. In dem Punkt sind sie uns gegenüber also im Vorteil. Dass die Partie am Samstag ein Pflichtsieg für uns ist, sehe ich nicht so. Das wird unabhängig vom Tabellenplatz ein enges Spiel und eine knackige Aufgabe für uns. Das klare Ziel ist natürlich trotzdem, die Punkte zu Hause zu behalten.


BZ: Zu ihnen persönlich: Sie sind eng mit dem SC Freiburg verbunden, arbeiten dort als kaufmännischer Angestellter. Als Teenager haben Sie in der Jugend des SC gespielt, später als Mittelfeldspieler der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Empfinden Sie es in ihrer Arbeit als Trainer als Vorteil, selbst so hochklassig gespielt zu haben?

Michele Borrozzino: Dass ich höher gespielt habe, ist sicherlich kein Nachteil. Natürlich kann ich mich gut in Spieler hineinversetzen, wenn ich weiß, wie ich mich selbst als Spieler in manchen Situationen gefühlt habe. Aber ich glaube nicht, dass man automatisch ein guter Trainer ist, nur weil man vielleicht ein guter Spieler war. Als Spieler ist der Respekt vor dem eigenen Trainer immer wichtig, unabhängig davon, ob dein Trainer Regionalliga gespielt hat oder nicht.

Aufrufe: 030.9.2022, 09:00 Uhr
Niko Rhein (BZ)Autor