Ein Schiedsrichter berichtet von schlimmen Szenen bei einem Freundschaftsspiel. Der FC Wacker II bestätigt das, aber der TSV 54 - DJK München widerspricht.
München – „Es war ein Freundschaftsspiel!“ Schiedsrichter Yunus Canli kann es selbst kaum fassen, was er über die Partie zwischen dem TSV 54 - DJK München II und dem FC Wacker München III erzählt. In einem Video auf TikTok schildert der junge Unparteiische, wie ein Testkick vollkommen eskaliert sein soll.
Eigentlich soll es eine faire Partie gewesen sein, ein paar Nickligkeiten, mehr nicht. Aber in der 89. Minute lief die Situation angeblich komplett aus dem Ruder. Ahmet Uran erzielte per Traumtor den Ausgleich und jubelte, so berichten es Schiedsrichter und Gästetrainer, vor der Wacker-Bank.
Die Zuschauer sollen ausgeflippt sein. 30 Mann stürmten nach Angaben des Unparteiischen auf den Platz. „Massenschlägerei“ bei einem Freundschaftsspiel in München! Danach ging die Partie aber sogar weiter, so die Erzählung. Doch nach einem Foul kurz vor Schluss brannten die Sicherungen demnach erneut durch.
Ein DJK-Spieler wurde am Trikot gezogen, dann gab es ein Gerangel. Gleichzeitig geriet der Wacker-Torhüter offenbar erneut mit Fans aneinander.
„Auf einmal war die Hölle los“, berichtet Trainer Elias Akra gegenüber Fussball Vorort / FuPa Oberbayern. Er stand selbst als Spieler auf dem Platz. „Plötzlich hängt mein Keeper blutend im Gitterzaun, ein Spieler liegt auf dem Boden und hat offenbar einen Tritt gegen den Kopf bekommen.“
Wie die Situation überhaupt so ausarten konnte, kann Akra nicht erklären. „Es ging alles relativ schnell.“ Früher hat er selbst für den TSV 54 - DJK München gespielt. Er glaubt, die Provokationen, die letztendlich zur Eskalation führten, zielten auf seine Person ab. „Ich dachte, wir sind in Freundschaft auseinander. Aber sie nehmen mir den Wechsel wohl noch übel.“
Der Kapitän des FC Wacker III rief nach dem Spiel sogar die Polizei. Zwei Streifen fuhren in die Grohmannstraße, konnten dann aber keine Ausschreitungen mehr feststellen, auch Anzeigen wurden keine gestellt. „Es kam lediglich zu einem verbalen Streit, welcher vor Ort geschlichtet werden konnte“, teilt die Polizei München auf Anfrage mit.
Und hier tun sich die Fragezeichen auf: Was ist an diesem Sonntag auf der Bezirkssportanlage Hasenbergl wirklich passiert? Eine Meldung hat Schiedsrichter Yunus Canli nämlich nicht geschrieben. Lediglich sein TikTok-Video ins Netz gestellt und mittlerweile wieder gelöscht.
Der DJK-Vorstand fiel aus allen Wolken, als er die Erzählungen mitbekam. Der 1. Vorsitzende, Joachim Horn, war bis zur Halbzeit beim Spiel und erlebte bis dahin eine friedliche Partie, teilt der Verein mit.
Der Mannschaftsverantwortliche der DJK, Alessandro Zech, widerspricht den Schilderungen von Schiedsrichter und Gästetrainer. Nach dem Ausgleichstreffer sei Elias Akra wütend geworden und habe den Torschützen geschubst. Der DJK-Trainer habe diesen Streit aber geschlichtet. Zuschauer sollen da nicht aufs Spielfeld gestürmt sein.
Ja, das Gerangel in der Schlussminute bestätigt Zech. „Es gab aber keine Schläge, wie vom Schiedsrichter behauptet“, wendet er ein. Der Torwart von Wacker München habe sich dann tatsächlich mit den Fans angelegt. Aber: „Es entstand durch die Provokation des Torwarts eine Diskussion zwischen ihm und lediglich zwei Fans, keine 30, wie von Herrn Canli behauptet.“
Der Wacker-Keeper und einer der Fan gingen dann aufeinander los. Zech spricht von einem „etwas heftigeren Gerangel“. Zwischen den Spielern soll jedoch nach der kurzen Rudelbildung alles relativ ruhig geblieben sein. „Es entstand nur ein kleiner Diskussions-Kreis, bestehend aus drei bis vier Spielern der jeweiligen Teams und Herrn Canli“, sagt Zech.
„Die Situation eskalierte auf keinen Fall so, wie in dem TikTok-Beitrag von Herrn Canli beschrieben.“
TSV 54 – DJK München weist Vorwürfe des Schiedsrichters zurück.
Der DJK-Teamchef betont: „Die Situation eskalierte auf keinen Fall so, wie in dem TikTok-Beitrag von Herrn Canli beschrieben. Wir distanzieren uns von den Vorwürfen des Schiedsrichters und weisen sie entschieden zurück.“
Beim FC Wacker München III würde man den Tag auch am liebsten schnell vergessen. Auf Anzeigen bei der Polizei verzichteten die Gäste, wohl in dem Wissen, dass auch sie sich an diesem Tag nicht mit Ruhm bekleckert haben. Trainer Akra kündigte Einzelgespräche mit den Spielern an und verrät: „Auch ich als Trainer stehe jetzt zur Diskussion.“
Der DJK-Vorstand will sich derweil gegen die Vorwürfe wehren. „Als Vertreter des Vereins schlussfolgere ich aus der Stellungnahme unseres Mannschaftsführers, Alessandro Zech, dass der Schiedsrichter mit seinem Beitrag in TikTok die Grenzen überschritten hat. Er stellt den Verein öffentlich in ein Licht, das vereinsschädigend ist. Außerdem hat er die Regularien nicht eingehalten“, schreibt Bernd Heinrich, 2. Vorsitzender in einer Stellungnahme an Fussball Vorort / FuPa Oberbayern.
Er kündigt an, gegen die Schilderungen des Schiedsrichters vorzugehen: „Wenn es seine Wahrnehmung war, dass das Spiel nicht ordnungsgemäß verlief, dann wäre es seine Pflicht gewesen, eine Meldung an den BFV zu machen, was bis zum heutigen Tag nicht geschehen ist. Wir werden den SR nunmehr beim BFV wegen seines Fehlverhaltens anzeigen.“ (moe)