2024-04-25T14:35:39.956Z

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Manasse Fionouke ist seinen Weg gegangen.
Manasse Fionouke ist seinen Weg gegangen. – Foto: Verein

Manasse Fionouke trotzt allen Widrigkeiten

Regionalliga West: Mit Gott an seiner Seite hat Manasse Fionouke seinen Weg gefunden.

Der 23-Jährige Manasse Fionouke spielt seit dieser Saison für Regionalligist SV Straelen, mit dem er am Samstag auf den 1. FC Düren trifft. Der Defensivmann hat schon einige Schicksalsschläge hinter sich. Aufgeben ist für ihn aber keine Option.

Drei Spiele, drei Niederlagen: So sieht die Bilanz des Regionalligisten SV Straelen bislang aus. Am Samstag um 14 Uhr erwartet das Team im heimischen Stadion den Aufsteiger aus der Mittelrheinliga 1. FC Düren. Und so langsam dürfte der Zeitpunkt erreicht sein, etwas Zählbares zu holen, um den Tabellenkeller zu verlassen und den Anschluss an das Mittelfeld herzustellen.

In der noch jungen Spielzeit gehörte der 23-jährige Manasse Fionouke zu den wenigen Spielern, die in allen Begegnungen einschließlich des Pokalspiels gegen den FC St. Pauli überzeugen konnte und absolute Regionalliga-Tauglichkeit unter Beweis gestellt haben. Beim Spiel am Samstag gegen Düren wird er wieder von Beginn an auf dem Platz stehen, die Räume im defensiven Mittelfeld schließen und seine Zweikampfstärke ausspielen.

Von Lomé über Umwege nach Straelen

Geboren wurde der junge Mann in Lomé, der Hauptstadt der westafrikanischen Republik Togo am Golf von Guinea. Zwei Jahre nach seiner Geburt verließ der Vater sein Heimatland, weil er in Hamburg arbeiten konnte. Ein Jahr später kam er mit seiner Mutter nach und wuchs im südlichen Stadtteil Harburg auf.

Dass er einmal eine Karriere als Fußballer anstreben würde, war in jungen Jahren nie sein Ziel, sondern ist einem äußerst tragischen Umstand geschuldet. Sein sieben Jahre jüngerer Bruder Effrahim und er hatten sich geschworen, es zu Fußball-Profis bringen zu wollen. Da war Manasse Fionouke 14 Jahre alt.

Kurze Zeit später stand er bei seinem damaligen Heimatverein Dersimspor Hamburg nach dem Training unter der Dusche, als der schreckliche Unfall passierte. Sein kleiner Bruder wurde von einem umkippenden Fußballtor tödlich getroffen. Die Bilder seines sterbenden Bruders haben sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt und als gläubiger Christ den ohnehin vorhandenen Glauben an Gott noch verstärkt. „Ich muss sagen, dass es eine sehr schwere Zeit für mich war, aber aus dem Glauben an Gott habe ich die Energie gewonnen, mein Versprechen zu verfolgen.“

Verletzung bremst die Karriere

Nach Spielzeiten in der A-Jugend-Bundesliga für Holstein Kiel und den Niendorfer TSV spielte er seine erste Saison als Senior für den Oberligisten SC Victoria Hamburg. Manasse Fionouke überzeugte, weckte das Interesse von mehreren Vereinen und unterschrieb beim Bundesligisten Werder Bremen einen Vertrag für die zweite Mannschaft, die unter Co-Trainer Thomas Schaaf in der Regionalliga Nord spielte. Als Innenverteidiger lieferte er Spiel für Spiel ab und wurde regelmäßig zum Training mit den Profis eingeladen. Das Versprechen an seinen kleinen Bruder schien konkrete Formen anzunehmen, als im November 2019 ein Kreuzbandriss seine Pläne durchkreuzte. „Mana“ wie er auch in Straelen genannt wird, hatte einen nachhaltigen Eindruck in Bremen hinterlassen und erhielt noch während der Reha-Phase eine Vertragsverlängerung.

Das junge Defensiv-Talent kämpfte sich zurück und setzte seine Hoffnung in die neue Saison. Doch die zweite Saison an der Weser fiel der Corona-Pandemie zum Opfer und er wechselte in die Regionalliga West zu den Sportfreunden Lotte, für die er wegen einer Meniskus-Verletzung nur 16 Mal zum Einsatz kam. „Tim Wendel, unser Trainer in Lotte, und Kevin Wolze kannten sich wohl und so kam nach dem Abstieg von Lotte der Kontakt zum SV Straelen zustande“, sagt Manasse Fionouke.

Fußballer sind dafür bekannt, abergläubisch zu sein, ihre festen Rituale und ihre Marotten zu haben. Von diesen Eigenarten hat „Mana“ gleich zwei: Selbst im prallsten Sonnenschein bei 35 Grad im Schatten wird man ihn immer in einer langen schwarzen Hose beim Training sehen. Und vor jedem Spiel steckt er sich die Musik-Stöpsel in die Ohren und betet zum Lied „Who ever“ des US-amerikanischen Rappers Fivio Foreign zu Gott. „Es ist für mich die Inspiration, jede Herausforderung anzunehmen“, sagt er.

Die nächste Herausforderung, die er nicht alleine zu meistern hat, heißt 1. FC Düren. Aus dem 0:1 am Mittwoch gegen den 1. FC Kaan-Marienborn zieht er folgendes Resümee: „Ich glaube nicht, dass der Trainer uns falsch einstellt, aber wenn einige Leute einen schlechten Tag erwischen und ihre Aufgaben nicht erfüllen, fällt das Spielsystem wie ein Kartenhaus zusammen. Schwierigkeiten in der Kommunikation sind es auch nicht. Sicher fehlt uns ein echter Mittelstürmer, ein Knipser, der die Dinger reinmacht. Wir müssen wieder alles, was wir haben, reinhauen. Auch ein schmutziger Sieg würde uns allen guttun.“

Aufrufe: 012.8.2022, 23:00 Uhr
RP / Heinz SpützAutor