2024-04-25T14:35:39.956Z

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Den Bundesliga-Aufstieg mit Darmstadt feierte Jungwirth mit dem Schal seines Heimatsvereins Karlsfeld.
Den Bundesliga-Aufstieg mit Darmstadt feierte Jungwirth mit dem Schal seines Heimatsvereins Karlsfeld. – Foto: Facebook

Lebenstraum erfüllt: Ex-Löwe Jungwirth über seine Karriere und die besondere Beziehung zu Karlsfeld

Co-Trainer bei den Whitecaps

Jungwirth spricht über seine Karriere, seine neue Aufgabe in Vancouver und seine neue Heimat. Nie vergessen hat er seinen Jugendverein Eintracht Karlsfeld.

München – Die Karriere von Florian Jungwirth war vieles, aber mit Sicherheit nicht langweilig. Nachdem er mit 1860, Dresden, Bochum und Darmstadt schon in einigen deutschen Ligen unterwegs war, zog es ihn im Alter von 28 Jahren nach San Francisco – in die nordamerikanische Major League Soccer. „Meine Frau und ich, wir mögen unser Leben als Wandervögel“, sagte er zu unserer Zeitung.

TSV 1860 München: Ex-Löwe Jungwith wird Co-Trainer bei den Vancouver Whitecaps

Sechs Jahre später beendete der gebürtige Karlsfelder bei den Vancouver Whitecaps seine Karriere als Spieler und wurde ins Trainerteam des Clubs aufgenommen. Dabei hatte er eigentlich ganz andere Pläne: „Wir hatten gesagt, dass wir zurück nach Europa gehen wollen.“

Doch dann ergab sich eine neue Option. Ohne dass Jungwirth eine Trainerlizenz hatte, machte ihm Vancouver das Angebot, als Co-Trainer im Profibereich zu arbeiten. In Deutschland wäre das undenkbar gewesen. „Wenn du so eine Chance bekommst, gleich in das Geschäft einzusteigen, kannst du das nicht ablehnen, nur um noch mal ein bisschen in einer unterklassigen Liga zu spielen“, begründet er die Entscheidung, sein Amerika-Abenteuer weiter fortzusetzen.

Jungwirth beendete in Vancouver seine Karriere – jetzt ist er dort Trainer.
Jungwirth beendete in Vancouver seine Karriere – jetzt ist er dort Trainer. – Foto: Imago/Darryl Dyck

Ex-Löwe Jungwirth schwärmt von den USA: „Haben uns in das Land verliebt“

Seit 2017 wohnt der heute 34-Jährige mit seiner Frau in Nordamerika. Bevor er zu den Whitecaps wechselte, spielte er viereinhalb Jahre für die San Jose Earthquakes. „In den USA ist San Francisco ganz klar meine Lieblingsstadt, aber im Sommer ist Vancouver nicht zu toppen“, schwärmt er von beiden Stationen.

Dass es irgendwann nach Amerika gehen sollte, war früh klar: „Für mich war es immer ein Lebenstraum, im Ausland zu spielen. Meine Frau und ich waren davor schon ein paar Mal dort und haben uns in das Land verliebt, vor allem in die Natur.“ Als sich die Gelegenheit in San Francisco ergab, „konnte ich das nicht ablehnen“.

Jungwirth stand im Jahr 2009 im Zweitliga-Kader der Löwen.
Jungwirth stand im Jahr 2009 im Zweitliga-Kader der Löwen. – Foto: Imago/sportfotodienst

MLS im Boom? Jungwirth: „Immer mehr Fans gehen in die Stadien“

Dennoch war es für viele ein ungewöhnlicher Schritt, im besten Fußballalter die Bundesliga in Richtung Amerika zu verlassen. Dort spielt der Fußball hinter Basketball oder Football immer noch eine eher untergeordnete Rolle. Für Jungwirth kein Problem: Er ist stolz, „Teil der Entwicklung zu sein“, die der Sport gerade in den Staaten nimmt.

„Die MLS ist ein sehr gutes Produkt“, erzählt der Legionär. „Immer mehr Fans gehen in die Stadien und auch die Einschaltquoten steigen.“ Das Vorurteil, dass es eine Liga für Altstars sei, ist für ihn längst nicht mehr zeitgemäß: „Es gibt viele junge, südamerikanische Spieler, die die MLS als Zwischenstopp nach Europa sehen.“ Verglichen mit Deutschland ist der Fußball „extrem physisch und technisch“. Lediglich der taktische Aspekt sei „noch nicht so ausgeprägt, wie in Europa“.

Bei Dynamo Dresden: Hier kämpft er mit Löwen-Legende Benny Lauth um den Ball.
Bei Dynamo Dresden: Hier kämpft er mit Löwen-Legende Benny Lauth um den Ball. – Foto: ImagoIsportfotodienst

Karrierehighlight: Aufstieg in die Bundesliga mit Darmstadt 98 „einfach schwer zu toppen“

Trotz seiner Begeisterung für Nordamerika nennt Jungwirth als Karrierehighlight den Aufstieg 2015 mit Darmstadt 98 in die Bundesliga. Von den Emotionen her sei das „einfach sehr schwer zu toppen“. Kurios: Beinahe hätte Jungwirth in dieser Saison für Sturm Graz gespielt. „Am 30. August habe ich meiner Frau noch gesagt, wir ziehen nach Graz, weil ich dort ein Angebot hatte“, blickt er zurück.

Nur aufgrund eines Missverständnisses beim Gehalt platzte der Transfer und der damalige Bochumer wechselte am letzten Tag des Transferfensters spontan nach Darmstadt. Dass die Saison dann so verlaufen ist, beschreibt Jungwirth als „absolut crazy“. Er glaube zwar nicht an Schicksal, aber in diesem Fall sei „schon einiges zusammengekommen“.

Besondere Beziehung zu Eintracht Karlsfeld: „Menschen dort haben mir immer viel bedeutet“

Als Trainer will der gelernte Innenverteidiger „auf jeden Fall den Schritt nach Europa gehen“. Zunächst muss er dafür jedoch die nötigen Scheine absolvieren und sich erste Meriten verdienen. Den Zeitpunkt der Rückkehr lässt Jungwirth deshalb bewusst offen, schließlich sei so etwas in diesem Geschäft „extrem schwer zu planen“.

Eines hat der Ex-Profi trotz seines bunten Lebens nie vergessen – wo seine Wurzeln liegen. Obwohl er nur bis zur D-Jugend dort spielte, hat Jungwirth immer noch eine ganz besondere Beziehung zu seinem Jugendverein Eintracht Karlsfeld. „Für mich ist es wichtig, dass ich weiß, wo ich herkomme, und dass ich einen Platz habe, an den ich immer zurückkommen kann“, betont er. „Die Menschen dort haben mir immer viel bedeutet, ich bin mit einigen noch heute in Kontakt und befreundet.“ Den Aufstieg mit Darmstadt feierte er auch deshalb mit Eintracht-Schal. (Lukas Rauscher)

Aufrufe: 010.5.2023, 07:30 Uhr
Redaktion Münchner MerkurAutor