2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Rene Huber als Haudegen zu bezeichnen, liegt nicht fern. Der 34-Jährige ehemalige Regionalliga-Spieler hat schon einige schwierige Zeiten erlebt - und durchgestanden.
Rene Huber als Haudegen zu bezeichnen, liegt nicht fern. Der 34-Jährige ehemalige Regionalliga-Spieler hat schon einige schwierige Zeiten erlebt - und durchgestanden. – Foto: Peter Solek

Krise im Passauer Westen: »Geht darum, Situation anzunehmen«

Kreisligist DJK Passau West ist - wohlwollend formuliert - durchwachsen in die Saison gestartet. Dennoch bleiben alle ruhig...

Mit über 170 Einsätzen in der Regionalliga Bayern dürfte Rene „Fu“ Huber auch ein Jahr nach seinem Abschied noch zu den Viertliga-Rekordspielern des SV Schalding-Heining gehören. Allein dadurch wird deutlich: Der 34-Jährige ist nicht irgendwer im niederbayerischen Fußball. Das alles ist aber Vergangenheit - und zählt nichts mehr, wenn es in der Gegenwart um Punkte und Tore geht. Das erfährt der Standard-Experte wöchentlich, wenn er mit seinem Heimatverein, der DJK Passau West, in der Kreisliga Passau ran muss. Dort kämpft er nicht nur gegen aufgrund seiner Vita übermotivierte Gegenspieler, sondern in der aktuellen Phase auch gegen ein kollektives Formtief.

Passau West hat eine bewegte Historie, die trotz einiger Spielzeiten in der Bezirksliga generell eher von Höhen und Tiefen geprägt ist. Zuletzt war der Verein wieder auf dem aufsteigendem Ast. Nach der Kreisklassen-Meisterschaft 2022 wurde die DJK in der Spielzeit der Kreisliga-Rückkehr gleich Vierter, spielte phasenweise sogar um den Aufstieg in die Bezirksliga mit. Und in dieser Saison? Da läuft's bisher - wohlwollend formuliert - durchwachsen. Die Bilanz nach sieben Spieltagen: Sieben Punkte - Relegations-Rang 11.

Rene Huber ist damit natürlich unzufrieden. Er hat aber auch eine Erklärung für den versauten Saisonauftakt. Für ihn ist vordergründig der im Sommer vollzogene Umbruch dafür hauptverantwortlich. "Wir haben mit Pat Friedl, Andreas Mayerhofer und Manuel Frisch absolute Leistungsträger und Freunde der vergangenen Jahrzehnte verloren. Diese Veränderung braucht Zeit. Neue Spieler müssen sich erst einmal akklimatisieren und junge Spieler mehr Verantwortung übernehmen", macht „Fu“ deutlich.

Ähnliche Erklärungsansätze findet auch Sebastian List, Spielertrainer der „Westler“ und neben seinem "Partner" Patrick Mühlberger und Rene Huber ein weiterer prominenter, weil höherklassig erprobter Akteur im Kader der Passauer. "Freilich haben wir auf der einen Seite erfahrene Spieler", nimmt der 33-Jährige den Faden auf. "Auf der anderen Seite haben wir nach dem Abgang einiger Leistungsträger aber hauptsächlich viele junge Spieler im Kader. Diese müssen erst in ihre neue Rolle mit mehr Verantwortung hineinwachsen."

Und dann läuft es eben nicht so, wie man es sich wünscht. Ist man im Teufelskreis erst einmal drin, wird es bekanntlich auch schwierig, diesen zu verlassen. Und eines kommt zum anderen. Gegen Vilshofen gab's zum Auftakt ein bitteres 2:3, es folgte ein 0:3 in Eberhardsberg, „wo ich einen Elfmeter verschieße und dann, nach dem Wolkenbruch, das Spiel unberechenbar war“, ehe man gegen Spitzenteam Karpfham den Kürzeren zog. "Unglückliche Spielverläufe, das fehlende Quäntchen Glück - und schon stehst du nach drei Spielen ohne Punkt da“, fasst Sebastian List zusammen.

Den Kopf aufgrund dessen verliert aber weder der Spielertrainer, noch das Team, noch die Vereinsspitze. "Wir haben intern sehr viel über diese Situation gesprochen. Alle stehen zu 100 Prozent hinter uns. Es ist beruhigend, nicht das schwächste Glied zu sein." Trotz Rückendeckung spürt aber der ehemalige Landesliga-Spieler den Druck sehr wohl. Zum einen von außen, "weil aufgrund unserer Vergangenheit - einiger Spieler, aber auch des Vereins generell - gegen uns jeder drei bis vier Prozent mehr gibt". Zum anderen, weil er ihn sich selber macht.

Sebastian List freut sich, "nicht das schwächste Glied in der Kette zu sein" - setzt sich aber auch selber unter Druck.
Sebastian List freut sich, "nicht das schwächste Glied in der Kette zu sein" - setzt sich aber auch selber unter Druck. – Foto: Peter Solek

List ist aber überzeugt davon, dass man den Kopf in Gemeinschaftsarbeit relativ schnell wieder aus der Schlinge ziehen kann. Und dass auf erfahrene Recken wie Rene Huber in dieser Angelegenheit Verlass ist. "Seine fußballerischen Qualitäten sind unbestritten. Mit seiner Erfahrung und als Kapitän führt er die jungen Spieler und unterstützt alle, wo es nur geht“, verdeutlicht der DJK-Trainer. "Natürlich hat Rene einen großen und positiven Einfluss auf unser Spiel."

Den bescheidenen „Fu“ werden diese Worte schmeicheln. Sie sind aber keine zwingend nötige Antriebsfeder für ihn. Denn Huber liefert eigentlich immer. Das war schon in Schalding so, und ist auch bei den "Westlern" nun der Fall. "Es tut gut wieder Dahoam zu sein", macht der 34-Jährige nach der Rückkehr zu seinen fußballerischen Wurzeln deutlich. "Das Abstiegsjahr in Schalding hat mental tiefe Spuren hinterlassen. Da ist es wieder schön, zu sehen und zu spüren, um was es im Fußball geht: Spaß, Kameradschaft und Wertschätzung ist einfach gut für die Seele."

Man liest raus, wie sehr den Mittelfeldspieler die derzeitige Tabellensituation der DJK wurmt – obwohl er sich von großen sportlichen Ambitionen mit dem Comeback auf Kreisebene verabschiedet hat. Oder doch nicht? "Ich bin von jedem einzelnen überzeugt. Es geht darum, jede Situation anzunehmen, als Team unsere Fähigkeiten zu verbessern, seine Stärken in die Mannschaft einzubringen und keine Angst vor großen Aufgaben zu haben", betont er. "Es steckt viel Potenzial in unserer Mannschaft." Und wenn das ein ehemaliger Regionalliga-Spieler sagt, muss es wohl stimmen...

Aufrufe: 014.9.2023, 08:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor